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Alt 02-10-2002, 15:21   #112
Snowfun
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Hab noch was gefunden:
Wenn ihr mal Zeit habt, lest es Euch mal durch, ist wirklich interessant!
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Fredhager.de Wochenupdate 27. September 2002
In dieser Ausgabe:

Neues über Rambus und die Speicherindustrie, von Jim Rockwell

Bedeuten die letzte Verlustrunde von Micron und eine weitere Fusion in der Branche, dass der Markt sich bald wieder in Richtung Profitabilität bewegt?

Wohl eher nicht.

RDRAM von Rambus ist das einzige DRAM, das den Speicherherstellern im letzten Jahr Geld eingebracht hat; trotzdem hat außer Samsung und Elpida offenbar niemand profitable Produkte aufzuweisen.

Ist es da verwunderlich, dass Samsung sich auf den meisten Feldern von der Konkurrenz abhebt, mit Profiten, Erhöhung der Kapitalausgaben und Initiativen zur Verkleinerung der Matrizen?
Indes macht Micron wieder eine halbe Milliarde Verlust, fällt hinsichtlich der Modernisierung der Produktionsanlagen weit zurück und wird so schnell mit Gruppenklagen bombardiert, wie die Anwälte sie nur tippen können. Alle Branchenmitglieder machen schwere Zeiten durch, und die einst mächtige Micron ist um die Nähte herum schon reichlich abgetragen. Wir berichten hier auch kurz über den Stand des Rambus-Prozesses.


Rambus, das JEDEC und die FTC, von Bill Teel

Die Geschichte von Rambus hat uns schon immer fasziniert, und die nachfolgende Geschichte, die vor einiger Zeit von Theinquirer.net veröffentlicht wurde, hat in letzter Zeit einigen Staub aufgewirbelt – so sehr, dass wir gebeten wurden, sie hier noch einmal zu bringen. Neuen Abonnenten und solchen, die mit Rambus und allem, was passiert ist, noch nicht vertraut sind, dürfte dies zum besseren Verständnis der Situation dienen. Für das vorliegende Wochenupdate wurde die Story um aktuelle Informationen ergänzt.

Über die Speicherindustrie und das Neueste von Rambus, von Jim Rockwell
In meinem Sonderbericht über Rambus vom 19. September habe ich darauf hingewiesen, dass die Speicherhersteller immense Verluste einfahren, weil sie SDRAM- und DDR-Speicher unter den Produktionskosten verkaufen. Micron stellt kein RDRAM her und verkauft es auch nicht. Soeben meldet Micron für das abgelaufene Quartal Verluste von mehr als einer halben Milliarde US-Dollar.
Eric Ross, Analyst bei Investec, sagte dazu: "Mit jedem einzelnen DRAM-Baustein, den die Gesellschaft ausliefert, macht sie Verlust."

Von Micron verlautete: "Aufgrund der seit längerem niedrigen Verkaufspreise liegt der geschätzte Marktwert gewisser Produkte, insbesondere von synchronem DRAM, die in unseren Bestandslisten bereits gefertigter und noch nicht endgefertigter Produkte geführt werden, derzeit unter den Produktionskosten; daher ist eine Wertberichtigung zum geschätzten Marktwert erforderlich."

Offenbar will Mitsubishi die Sparte Speicherherstellung an Elpida, ein Jontventure von NEC und Hitachi, verkaufen. Mitsubishi stellt im Gegensatz zu Elpida kein RDRAM her.

Toshiba will sich aus der DRAM-Herstellung noch in diesem Jahr zurückziehen.

Wie schon in meinem Sonderupdate gesagt: "RDRAM wird derzeit teurer verkauft als DDR, aber dafür wirft es Gewinn ab, wohingegen die DDR-Preise den meisten Hersteller immense Verluste bescheren. Wenn diese Hersteller überleben wollen, muss der Preis für DDR irgendwann erhöht werden." Wie lange kann ein Unternehmen überleben, das seine Produkte unter Preis verkauft und pro Quartal Hunderte Millionen Verlust macht?

biz.yahoo.com meldete am 24. September: "Samsung Electronics setzt in seinen neuen Hintergrund-Projektions-HDTV-Fernsehern die RDRAM-Technologie von Rambus ein. Die neuesten für den breiten Markt bestimmten Projektions-Fernsehgeräte von Samsung enthalten RDRAM. RDRAM-Speicher ist ein entscheidender Teil von Samsungs HDTV-Technologie DLP, die es dem Unternehmen ermöglicht, HDTV-Geräte mit 110 und mit 127 Zentimetern Bilddiagonale als Tischgeräte mit einem Gewicht unter 40 kg herzustellen. Ein RDRAM-Baustein ersetzt vier SDRAM-Speicherbausteine und bietet gleichzeitig mehr Leistung."

In meinem Artikel vom 19. September schrieb ich: "Im Jahre 2005 werden 50 Prozent des verkauften DRAM-Speichers nicht in PCs, Workstations und Servern eingebaut werden, sondern in Verbrauchergeräte wie Spielkonsolen etc . Da RDRAM in kleineren Größenschritten zu haben ist, wird es in Geräten, die eigentlich nur einen oder zwei Chips benötigen, eine billigere Lösung als DDR bieten."

Neues von den Europa-Prozessen: Am 11. September veröffentlichte das Europäische Patentamt (European Patent Office, EPO) seinen Urteilsspruch bezüglich der Gültigkeit von Rambus` Patentansprüchen für Europa. Das EPO bestätigte die Neuartigkeit und den Erfindungscharakter des Patentes und wies damit die von drei großen Speicherherstellern (Micron, Infineon und Hynix) aufgestellte Behauptung ab, es enthalte im Grunde bereits existierende Technologien. Das EPO nutzte außerdem eine Besonderheit des europäischen Patentrechtes und bestätigte die Gültigkeit der Patente nur als Ergänzungen zum Erstpatent, das 1990 beantragt wurde. Gegen diesen Aspekt, der eine frühere EPO-Entscheidung revidiert, wird Rambus Berufung einlegen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich dies auf die Prozesse in den Vereinigten Staaten auswirkt, denn dort gelten andere Gesetze, die weiter gehende Patentergänzungen zulassen.

"In Teilen wird das Urteil die Prozesse in Europa verkomplizieren und verzögern, aber wir freuen uns, dass die Originalität und der innovative Charakter unserer Patente bestätigt wurde." Dies sagte am 11. September John Danforth, Vizepräsident und Rechtsberater von Rambus. Ich interpretiere dies dahingehend, dass das Europa-Patent von Rambus gültig ist und dass keine davor bestehenden Technologien die Gültigkeit gefährden. Dies ist ein entscheidender Sieg für Rambus. Auf der negativen Seite ist zu vermelden, dass das EPO gewisse Ansprüche eingschränkt hat, die es Rambus erschweren werden, Patentverletzungen nachzuweisen. Vielleicht wird jetzt der Deutschland-Prozess fortgeführt, nachdem die endgültige Entscheidung des EPO in schriftlicher Form vorliegt. Auch in Frankreich und England haben die Gerichte die Entscheidung des EPO über die Gültigkeit der Europa-Patente von Rambus abgewartet.

Neues von den amerikanischen Prozessen: Das Gericht in Delaware, das den Fall Micron gegen Rambus verhandelt, stellte am 28. Juni den Prozess ein, bis die Berufung Rambus gegen Infineon in Washington D.C. beendet sein würde und beraumte für den 19. September 2002 eine Telefonkonferenz an. Ich weiß nicht, ob diese Telefonkonferenz tatsächlich am 19. September stattgefunden hat, aber ich nehme an, dort sollte ursprünglich über den Stand der Berufung gesprochen werden.

Im Fall Hynix gegen Rambus in Kalifornien wartet man ebenfalls den Ausgang der Washingtoner Berufung ab.

Mit dem Berufungsurteil ist jetzt täglich zu rechnen, aber es könnte auch noch viele Monate dauern. In einer brancheninternen Veröffentlichung am Tag der Berufung (3. Juni) hieß es, Anwälte von Rambus und von Infineon hielten eine Entscheidung Ende September dieses Jahres für wahrscheinlich.

Rambus, das JEDEC und die FTC, eine Schauergeschichte aus der Speicherindustrie oder: Eine aktuelle Lektion in McCarthyismus, von Bill Teel
Es wurde viel geschrieben über die angeblich unrechtmäßigen Handlungen von Rambus, als das Unternehmen Anfang der 90er-Jahre an den JEDEC-Konferenzen teilnahm. Und da ein Geschworenengericht die Gesellschaft des Betruges für schuldig gesprochen hat (das Urteil des Richters steht noch aus), scheinen alle – von der Telekombehörde FTC bis hin zum Fortune Magazine – Rambus für ein gieriges und bösartiges Unternehmen aus dem kalifornischen Los Altos zu halten. Aber trifft das zu? Oder war alles ganz anders? Wurde Rambus durch seine JEDEC-Mitgliedschaft Opfer einer nicht handlungsfähigen Standardisierungskommission, die (wenn es ihr in den Kram passte) das "cross-licensing" (Austausch von Lizenzen) befürwortete und Rambus als Möglichkeit betrachtete, der Speichertechnologie auf die Sprünge zu helfen, die sich aber einbildete, die anderen JEDEC-Mitglieder bräuchten dafür nichts zu bezahlen?

Wenn man die Protokolle des Richmonder Prozesses liest, in denen es um das JEDEC geht, wird einem klar, dass Gordon Kelly von IBM und Willie Meyer von Infineon (später Siemens) ihre jeweiligen Abkommen mit Rambus über die Nicht-Offenlegung eklatant verletzten, indem sie an allgemein zugänglichen Abwandlungen der Rambus-Entwürfe arbeiteten. Gordon Kelly war damals zufällig der Vorsitzende des JEDEC-Speicher-Komittees; IBM und Siemens arbeiteten damals gemeinsam mit Toshiba bei IBM in Burlington (Vermont) an eigenen Speicherchips .

Wie kann ein Richter den Vorsitzenden des JEDEC-Komittees heranziehen, um die Wahrheit über korrektes Verhalten im JEDEC herauszufinden, wenn gerade dieser Vorsitzende in jener Zeit möglicherweise eine rechtlich bindende Nicht-Offenlegungs-Vereinbarung mit Rambus verletzt hat?

Schreiber dieser Zeilen ist mit einigen Dingen bezüglich der Fakten über diesen Prozess nicht einverstanden; aus den Aussagen wird allerdings deutlich, dass das Speicherkomittee des JEDEC einiges ernstlich neu überdenken muss. Wenn wir zurückblicken auf das Jahr 1996, ist es offensichtlich, warum Intel sich für RDRAM als Standard entschieden hat – nicht nur wegen des Leistungsvorteils. Aus dem umfangreichen Beweismaterial des Prozesses geht hervor, dass in den 90er-Jahren aus den Speicherkomittees des JEDEC nichts Produktives, ja nicht einmal etwas Standardisiertes, herausgekommen ist.
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Gruß
Snowfun
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