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Alt 23-10-2007, 21:03   #2
simplify
letzter welterklärer
 
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Schwellenländer sind Pioniere in der Biodiesel-Produktion aus _Jatropha-Öl. Ölmulti BP investiert 160 Millionen US-Dollar. Österreicher liefern Technologie nach Brasilien.

Der Boom beginnt erst! Die haussierenden Ölpreise führen zu immer neuen Möglichkeiten der Energiegewinnung. Umweltschädliche Methoden wie die Förderung von Öl aus Ölsanden bis hin zur wenig effizienten Offshore-Bohrung in extremen Tiefen sind schon hinlänglich bekannt.
Die „Geschichte“ der Ölgewinnung aus Jatropha-Pflanzen, auch Purgiernuss genannt, hört sich dagegen geradezu romantisch an: Das baumartige Gewächs ist nämlich sehr genügsam, wächst auf kargen Böden, stoppt die Erosion, benötigt keinen Fruchtwechsel, ist 40 Jahre lang nutzbar und steht in keiner Konkurrenz zu Futterpflanzen. Der in den Tropen heimische Strauch kommt zudem mit sehr wenig Wasser aus und hat trotzdem, auf den Hektar gesehen, eine zwei- bis dreifach höhere Ölausbeute als etwa Raps. Zu all den wundersamen Eigenschaften kommt auch noch eine Umwelt- und Sozial_komponente hinzu: Jatropha ist umweltneutral, sprich: sie absorbiert dieselbe Menge CO2, die sie durch Verbrennung wieder abgibt und hat den zusätzlichen Vorteil, dass Ernte und Pflege sehr arbeitsintensiv sind (ca. 1,5 Arbeiter pro Hektar), wobei maschineller Einsatz erst bei der Biodiesel-Produktion fällig wird. Dadurch gilt Jatropha auch als Hoffnungsträger verarmter und trockener Gebiete in _vielen Landstrichen Indiens und Afrikas.
Die ölhaltigen Früchte wecken auch Begehrlichkeiten internationaler Grosskonzernen. Als Pionier in puncto Jatropha positionierte sich die Daimler AG in Indien. Seit Ende 2004 setzt Daimler bei Strassentests in herkömmlichen Mercedes-CDis Jatropha-Öl als Biodiesel ein, und zwar zu 100 Prozent, ohne Verschnitt. Hintergrund für das Engagement von Daimler ist das Interesse an einem hochwertigen Biodiesel in Indien, der von etwaigen Fahrverboten in den verschmutzten Städten nicht betroffen wäre.

BP mit grossen Plänen
Ganz anders sieht die Situa_tion bei BP aus. Ende Juni gründete der britische Ölmulti ein Joint Venture mit D1 Oils. Das auf Biodiesel spezialisierte Unternehmen soll BP das Know-how für den kommerziellen Erfolg von Jatropha-Öl bringen. „Dieses Gemeinschaftsunternehmen ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg, auf nachhal_tige, fortschrittliche Weise etwas für die weltweiten Energie_reserven zu tun“, erläutert Ian Conn, Vorstand der BP-Raffinerie- und Marketingsparte. Binnen fünf Jahren will BP mit D1 Oils 160 Millionen Dollar investieren. Derzeit werden 172.000 Hektar in Indien, Süd- und Südostafrika bepflanzt. Bis 2011 sollen eine Million Hektar bewirtschaftet werden und danach jährlich 300.000 Hektar hinzukommen. „Wenn erst einmal alle geplanten Plantagen angelegt sind, kann man davon ausgehen, dass wir der weltweit grösste Produzent des Rohstoffs Jatropha sein werden, der pro Jahr bis zu zwei Millionen Tonnen _Jatropha-Öl produzieren wird“, erklärt Phil New von BP-Biofuels.
BioDiesel Technologies mit Sitz in Wien hat den Trend ebenso früh erkannt. Die _erste kommerzielle Anlage zur Biodiesel-Gewinnung aus Jatropha-Öl stammt aus den Händen der Österreicher und steht im brasilianischen Paraiso do Tocantins, wo schon 20.000 Hektar mit Jatropha bewirtschaftet werden. „Ab 2008 gilt in Brasilien eine zweiprozentige Biodiesel-Beimischungspflicht, das wird die Jathropa-Öl-Erzeugung weiter antreiben. Wir werden demnächst weitere drei Anlagen nach Brasilien liefern“, erkärt Marketingchef Christoph von Lattorff.
Für ein Investment in Jatropha ist es für Privatanleger zwar noch relativ früh – einen Markt für Jatropha-Öl erwarten Experten erst ab 2010. Die Liechtensteiner „Mother Earth Investments“ hat aber demnächst schon die Auflage eines Fonds in Aussicht gestellt. Wer nicht so lange warten möchte, der kann via Aktiendirektinvestment in D1 Oils am Jatropha-Boom teilhaben – handelbar über die Börsen London, München und Frankfurt (GB00B02QN409). Der britische Biodiesel-Spezialist macht zwar noch keine Gewinne, BP hält aber Optionen über einen Kauf von D1 Oils-Aktien. Sollte das Joint Venture also erfolgreich sein, scheint eine Übernahme durch BP sehr wahrscheinlich.



23.10.2007 | 17:15
quelle wirtschaftsblatt.at
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