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Alt 26-10-2007, 12:19   #106
vorstandsschreck
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Der Absturz der Conergy AG

die Solarbranche erlebt hierzulande
einen Boom. Fährt man mit offenen
Augen durch unsere Republik,
stellt man fest, dass die Zahl von Solarmodulen
aller Art in den letzten Jahren
sprunghaft gestiegen ist. Auch an der
Börse wird diese Entwicklung begeistert
aufgenommen, beinahe jede Aktie, die
auch nur nach „solar“ riecht, erklimmt in
vorauseilendem Gehorsam auf zukünftige
Marktanteile und Ergebnisbeiträge
neue Rekordhöhen. Das könnte mit der
heutigen Meldung der Conergy AG jedoch
vorbei sein.

Krasse Korrekturmeldung
Heute morgen veröffentlichte Conergy eine
Meldung, die es in sich hat. Wurde mit
der Veröffentlichung des Halbjahresabschlusses
für 2007 noch von einem Umsatz
von 1,25 Mrd. Euro bei einem Konzernergebnis
von 60 Mio. Euro schwadroniert,
wird jetzt offenbar, dass der Umsatz
doch eher bei 1 Mrd. anzusiedeln
sein wird.
Das Ergebnis dürfte negativ ausfallen.
Für 2008 wird vorsichtshalber
vorläufig keine Prognose abgegeben.

Vorzeichen standen im Raum, dabei
deutete bereits vor dem heutigen
Tag viel darauf hin, dass es bei Conergy
nicht rund läuft, wie es der Vorstand
laufend suggerierte. So wurde im März
eine Kapitalerhöhung im Volumen von
150 Mio. Euro durchgezogen, zum 30.
Juni war davon ausweislich des
Halbjahresberichts bereits die Hälfte wieder
verbraucht, und das bei einer gleichzeitigen
Zunahme der Finanzverbindlichkeiten.


Auf der Aktivseite erhöhte sich der
Vorratsbestand innerhalb eines halben
Jahres von 106 auf 186 Mio. Euro.


Auch das Personalkarussell begann sich zu
drehen. Vor wenigen Tagen wechselte
überraschend der Finanzvorstand.


Kurs blieb stabil
All diese Indikationen eines zumindest
schwierigen Geschäftsverlaufs wurden
vom Markt ignoriert. Die Aktie schwankte
lange zwischen 50 und 70 Euro, was
einem Marktwert von 1,65 bis 2,3 Mrd.
Euro entspricht. Grund für die relative
Stabilität dürfte das Anlageverhalten
der Deutschen sein. So ist es ein offenes
Geheimnis, dass Fonds, die in regenerative
Energien investieren, mit
Anlegergeldern überschüttet werden
und in einen Anlagenotstand geraten.
Was bleibt also übrig, als einen Teil des
angehäuften Geldes in einen im TecDax
notierten potentiellen Highflyer der
Solarbranche zu investieren.

Marktwert immer noch hoch
Seit dem heutigen Tag hat Conergy ein
Problem.
Zum einen wurde mit der Meldung
viel Anlegervertrauen verspielt, das
so schnell nicht zurückkommen wird.
Zum anderen dürfte es jetzt schwer werden,
Anleger noch einmal zu einer Kapitalerhöhung
zu motivieren. Doch gerade
die könnte bald dringend nötig sein,
wenn man das „Kleingedruckte“ der
heutigen Meldung liest.
Nicht nur einmal
wird das Wort „profitabel“ verwendet,
möglicherweise ein Zeichen dafür, dass
die noch vorhandene Liquidität bald zu
Ende geht. Dafür ist die aktuelle Bewertung
– gemessen am Enterprise value –
von mehr als 1,6 Mrd. Euro für die
Conergy AG viel zu hoch.


Fazit
Die Entwicklung bei Conergy erinnert an
die wilden Zeiten des Neuen Marktes, in
denen auch zu viel (Anleger-)Geld für zu
wenig Substanz bei den Aktien zur Verfügung
stand. Anleger sollten sich also
nicht nur von steigenden Kursen der
Solarbranche blenden lassen, sondern
ganz genau auf die Detailentwicklung des
einzelnen Unternehmens schauen. Nur
dann können sich Anlageflops à la
Conergy vermeiden lassen.

Quelle: www.sdk.org AktionärsNews vom 26.10.2007
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MfG.
Vorstandsschreck



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Ach, und....... lerne das Eine vom Anderen zu unterscheiden.
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