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Alt 07-11-2007, 14:40   #771
Starlight
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Amerika – ein Jahr vor der Wahl

Ihre Demokratie ist den Amerikanern wichtig – aber nicht so wichtig, dass man dafür einen Sonntag opfern müsste. So wird in den USA traditionell dienstags gewählt. In genau einem Jahr blickt die ganze Welt auf den Urnengang der Amerikaner, die dann den 44. Präsidenten wählen.

Ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl läuft der Wahlkampf in beiden großen Parteien auf Hochtouren. Abwechselnd bekriegen sich Republikaner und Demokraten gegenseitig, dann greift man sich wieder innerhalb der eigenen Partei an, denn im Februar stehen ja zunächst die Vorwahlen an. Dann erst wird sich entscheiden, wer im Rennen um das Weiße Haus überhaupt antreten darf.

Ein Jahr vor dem Urnengang hat weiterhin Hillary Rodham Clinton die besten Karten. Die demokratische Senatorin aus New York führt in den Partei-internen Umfragen das Feld der Demokraten an. Mit 44 Prozent der Stimmen führt sie klar vor Barack Obama; der Senator aus Illinois kommt zur Zeit auf 25 Prozent der Stimmen. Auf Rang drei liegt John Edwards, der ehemalige Senator aus North Carolina und Vize auf dem John-Kerry-Ticket vor vier Jahren, hinter dem 14 Prozent der Demokraten stehen.

Die übrigen Demokraten – New Mexicos Gouverneur Bill Richardson, Dauer-Kandidat Dennis Kucinich, und die Senatoren Joe Biden, Christopher Dodd und Mike Gravel – sind weitgehend chancenlos. Unter ihnen, und John Edwards, geht es überwiegend um die Frage, wer Hillary Clinton im Falle ihrer Nominierung als Kandidat für die Vize-Präsidentschaft am besten ergänzen kann.

Die Nominierung der ehemaligen First Lady ist indes noch lange nicht beschlossene Sache. Aus der jüngsten Debatte ging Clinton angeschlagen hervor, nachdem sie von ihren Mitstreitern mehr denn je in die Zange genommen worden war. Regelmäßige Vorwürfe, Clinton sei eine „Demokratin für die Konzerne“, haben sich auf die Umfragewerte ausgewirkt, die einst 51 Prozent für Clinton auswiesen.

Recht stabil sitzt sie New Yorker Senatorin dennoch im Sattel. Denn kein Demokrat hat bessere Umfragewerte im direkten Vergleich mit den Republikanern. So hat Clinton ein Jahr vor dem Wahl-Dienstag 51 Prozent der Stimmen gegenüber 45 Prozent für Rudy Giuliani.

Der ehemalige New Yorker Bürgermeister ist mit Abstand der aussichtsreichste Kandidat unter den Republikanern. Giuliani kommt zur Zeit auf 28 Prozent der Stimmen innerhalb der Partei und führt damit vor dem früheren Senator und Schauspieler Fred Thompson, der 19 Prozent der Partei hinter sich weiß. Der frühere Präsidentschaftskandidat, Vietnam-Veteran und Senator John McCain kommt auf 16 Prozent, der frühere Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, auf 11 Prozent. Die Konkurrenten Mike Huckabee, Ron Paul, Duncan Hunter und Tom Tancredo gelten als abgeschlagen.

Wenn sich allerdings schon Clinton auf Seite der Demokraten redlich bemühen muss, um die Nominierung der Partei zu bekommen, so sitzt Rudy Giuliani bei den Republikanern trotz der respektablen Werte noch viel unsicherer im Sattel. Die Hardliner in der Partei kommen mit Giulianis liberalen Ansichten zu Homosexuellen und Abtreibung nicht klar, und seine 180-Grad-Wende vor der Waffenlobby nimmt man ihm nicht ab. Der hatte er jüngst erklärt, er erkenne plötzlich die Notwendigkeit eines allgemeinen Rechts auf Waffen, nachdem er als Bürgermeister der Netropole New York stets gegen den freien Verkauf von Waffen gekämpft hatte.

Unabhängig davon, wer die beiden Parteien im Wahlkampf vertritt, deuten die aktuellen Umfragen ein Jahr vor der Wahl auf einen Machtwechsel im Weißen Haus. Die Umfragewerte für Präsident George W. Bush sind anhaltend schwach, 58 Prozent der Amerikaner sehen das Land auf einem falschen Kurs, und Meinungsforscher berichten, dass die Amerikaner mehr denn je „wütend“ seien auf die Regierung.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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