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Alt 25-02-2008, 20:20   #803
Starlight
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Oscar´s Glanz an der Börse
Montag, 25. Februar 2008

4485 Kilometer liegen zwischen der New York Stock Exchange an der Wall Street und dem Kodak Theater am Hollywood Boulevard in Los Angeles. Das ist ein ganzer Kontinent. Und wer beide Orte kennt, der weiß, dass sie nicht verschiedener sein könnten. Berührungspunkte gibt es kaum – außer in der Oscar-Nacht.

Denn obwohl die wenigsten Broker den fünfstündigen Jahrmarkt der Eitelkeiten selbst mitverfolgt haben, so interessieren sie sich doch für die Ergebnisse – jedenfalls für einige bestimmte. Dafür etwa, wer mit mit dem Oscar für den besten Film, die beste Regie oder die höchste schauspielerische Leistung ausgezeichnet wurde. So etwas schlägt sich nämlich an der Kinokasse und im DVD-Geschäft durch und kann manch einem Filmstudio Millionen in die Kassen spülen.

Der Oscar-Hauptgewinner „No Country For Old Men“, der von der Disney-Tochter Miramax vertrieben wird, konnte die Einspielergebnisse allein in den Wochen zwischen Oscar-Nominierung und Gala um mehr als 50 Prozent steigern. Aktuell bilanziert das Unternehmen Ticket-Einnahmen von 64 Millionen Dollar für den Western der Coen-Brüder, die damit den größten Erfolg ihrer Karriere verbuchen.

Ähnliche Erfolge haben die übrigen Nominierten in der Königskategorie erlebt: „Juno“ von Fox Searchlight aus der Murdoch-Gruppe News Corp., der Viacom-Erfolg „There Will Be Blood“ sowie „Atonement“ von Focus Features, einer Kooperation zwischen Vivendi und der General-Electric-Tochter NBC Universal, zogen an der Kasse steil an, seit ihre Nominierungen bekannt waren.

Selbst George Clooney´s „Michael Clayton“, das bei sieben Nominierungen mit nur einem Oscar am Sonntag eher enttäuschte, hat in den letzten Wochen um 50 Prozent auf mittlerweile 327 Millionen Dollar angezogen. Nach der Preisverleihung dürfte das Justiz-Drama seinen Oscar-Bonus vor allem im DVD-Geschäft sehen; die Silberscheibe ist seit dem Wochenende im Handel. Die vier Konkurrenzfilme werden ab März für das Heimkino freigegeben.

Am längsten werden die Fans dabei auf „There Will Be Blood“ warten müssen; der Öl-Western erscheint erst im April im Kleinformat. Vorher rechnet man bei der Viacom-Tochter Paramount damit, dass der Oscar für Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis die Einnahmen in den Kinos noch einmal um 20 Prozent anfeuern dürfte. Ähnliche Zahlen kennt man aus den letzten beiden Jahren, als Philip Seymour Hoffman für „Capote“ und Forest Whittaker für „Last King Of Scotland“ gewannen.

Allzu voreilig sollten Film- und Börsen-Enthuasisaten allerdings nicht versuchen, die Oscar-Erfolge in ein Plus für einzelne Aktien umrechnen. Schließlich sind die Filmstudios meist nur Teile von börsennotierten Medienriesen, auf deren Bilanz in einzelner Hit mehr oder weniger kaum Auswirkungen hat. Der Dow-notierte Branchenriese Walt Disney ist etwa nicht nur von Kinoerfolgen abhängig, sondern auch von seinem Freizeitpark-Geschäft und den Erfolgen der Fernseh-Tochter ABC. Die allerdings gehörte ebenfalls zu den Oscar-Gewinnern. ABC übertrug das Spektakel aus Hollywood und strich dafür die Werbe-Millionen ein.
© Inside Wall Street
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