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Alt 31-03-2008, 18:42   #822
Starlight
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US-Investoren setzen auf Auslands-Fonds
Freitag, 28. März 2008

Eine Woche nach dem großen „Run on the Banks“ hat sich die Wall Street recht gut geschlagen; doch die Panik an der Wall Street ist noch lange nicht ausgestanden. Im Gegenteil: Investoren ziehen immer mehr Geld aus amerikanischen Anlagen und kaufen Aktien und Fonds im Ausland.

Die wöchentlichen Zahlen der Agentur TrimTabs über die Kapitalzuflüsse am amerikanischen Markt gehören zu den wichtigsten Datensätzen für Insider an der Wall Street. Seit einigen Wochen zeigen sie allerdings einen bedenklichen Trend: Immer mehr Kapital, das an der Wall Street eingesetzt wird, setzt gar nicht auf die US-Wirtschaft. Von den 7,43 Milliarden Dollar, die in der vergangenen Woche investiert wurden, gingen etwa 4,4 Milliarden Dollar – also satte 60 Prozent – an Börsen-notierte Fonds, die auf internationale Aktien setzen.

Derer gibt es immer mehr. Ab kommender Woche handeln allein an der NYSE Euronext drei neue Auslands-Fonds, deren Investment nach Israel, Thailand und die Türkei geht. Auch Währungsfond finden regen Zulauf; ein neues Investmentvehikel auf den chinesischen Rimimbi feierte erst vor zwei Wochen seinen Einstand auf dem New Yorker Parkett.

Auch an den anderen amerikanischen Börsen sind die Trends spürbar. Die britische Barclay´s hat eben bekannt gegeben, an der Nasdaq zwei neue Auslandsfonds zu listen, die zur Produktgruppe der iShares gehören.

Zwischen den Spekulationen um Rezession und Stagflation, den verheerenden Preisstürzen auf dem Immobilienmarkt, den hohen Rohstoffpreisen und den jüngsten Bankenpleiten haben Spekulanten offensichtlich weniger Vertrauen in die amerikanischen Märkte als je zuvor.

Die Politik hat das mitbekommen. Nicht nur die demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und Hillary Clinton, sondern seit neuestem auch der Republikanische Kontrahent John McCain sprechen sich deutlich für eine verstärkte Regulierung der Märkte aus. Vor allem für McCain ist das neu; die Republikaner hatten bis zuletzt gelobt, sich aus dem freien Markt herauszuhalten.

Interessant ist die aktuelle Debatte über die Kapitalflüsse auf dem Parkett. Während sich die Bären bestätigt und den Markt in einer schten Krise sehen, freuen sich die Bullen – nicht ganz zu Unrecht – auf ein umso steileres Comeback der Wall Street, wenn die US-Konjunktur ihren Boden erst einmal erreicht hat und das Vertrauen der amerikanischen und der internationalen Anleger in die US-Märkte wieder kommt. Dann steht nämlich jede Menge Kapital bereit, mit dem sich ein historischer Bullenmarkt gestalten ließe.

Doch der wird erst kommen, wenn die Bodenbildung stattgefunden hat und bewiesen ist. Angesichts der jüngsten Ereignisse in und um New York ist man davon noch eine Weile entfernt.
© Inside Wall Street
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