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Alt 23-09-2008, 17:18   #888
Starlight
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Super Bowl ohne GM-Spots
Dienstag, 23. September 2008

Die amerikanische Regierung hat hunderte von Banken bestimmt, deren Aktien nicht mehr leerverkauft werden dürfen. Damit will man die Papiere vor Spekulanten schützen, die mit weiter fallenden Kursen rechnen. Mitten auf der Liste fallen einige Unternehmen auf, die gar nicht so recht zu den anderen passen: die Auto-Hersteller.

General Motors zählt zu den Papiere, die von der Börsenaufsicht als schützenswert angesehen werden. Damit rangiert der einstige Industrieriese bereits zum zweiten Mal in kürzester Zeit mitten unter den Banken. Zuletzt hatte die Regierung bekanntlich milliardenschwere Rettungspakete für Bear Stearns, Fannie Mae, Freddie Mac und andere geschnürt – und GM und Ford hatten sich gleich mit angestellt.

Die beiden Konzerne, die einst hunderttausende Amerikaner beschäftigt haben, die aus der Industrialisierung des Landes nicht wegzudenken sind, und die nicht nur im Mittleren Westen die Kultur des Landes entscheidend mitgeprägt haben, rollen mit platten Reifen und gebrochenen Achsen vor sich hin… dem Schrottplatz entgegen. Zuletzt hatte man vergeblich auf 50 Milliarden Dollar von der Regierung gehofft, die man in die Erforschung alternativer Energien stecken wollte. Man bekommt „nur“ 25 Milliarden Dollar.

Selbst das ist zuviel, denn GM und Ford brauchen nicht mehr Geld, sondern einfach ein wenig Verantwortungsbewusstsein, vorausschauendes Managements und kreative Ideen. Wobei man letztere schon hin und wieder hatte. Ford hat es ja gerade geschafft, einen neuen Fiesta mit sparsamerer Technik auf den Markt zu bringen – allerdings nur in Europa. Für den heimischen Markt zwischen New York und Kalifornien hält man das Teil für ungeeignet.

Auch in Zeiten einer andauernden Ölkrise, hoher Arbeitslosigkeit und steigenden Umweltbewusstseins gehören große Schlitte eben zu Amerika wie die Freiheitsstatue, Apple Pie und der Super Bowl.

Von letztem allerdings hat sich nun zumindest General Motors verabschiedet. Um Kosten zu sparen will man in diesem Jahr zum ersten Mal keine Anzeigen während des Footballfestes schalten. So lässt sich in der Tat sparen, denn das ganze Jahr über ist Sendezeit nicht so teuer wie während des Endspiels, wenn das ganze Land vor dem Bildschirm sitzt und konsumgierig auf die Commercials wartet.

Satte 3 Millionen Dollar verlangt der ausstrahlende Sender NBC für einen 30 Sekunden langen Spot. Zwei davon hatte GM im letzten Jahr noch: einen für den Chevrolet Tahoe und einen für den GMC Yukon Hybrid. In diesem Jahr spart man sich die Ausgabe, von der man immerhin ein paar hundert Mitarbeiter ein Jahr lang beschäftigen könnte. Auch während der teuren Oscar- und und der Emmy-Awards hält sich GM zurück.

Ob sich das Unternehmen so sanieren lässt, kann wohl bezweifelt werden. Doch wenigstens hat man einmal eine Entscheidung gefällt, ohne auf Weisung aus Washington zu warten. Das ist ein guter Schritt.
© Inside Wall Street
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