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Alt 07-11-2008, 18:36   #905
Starlight
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Teures Aus für die Homo-Ehe
Freitag, 7. November 2008

Die Amerikaner bejubeln noch immer den Wahlsieg von Barack Obama, und eine knappe Mehrheit hofft, dass sich im ganzen Land nun eine tolerantere und zukunftgewandte Politik breit macht. Das dürfte allerdings dauern: Drei Staaten haben in dieser Woche etwa die Homo-Ehe verboten – mit teuren Folgen für die Konjunktur.

Vor allem die Republikaner, deren fundamental christlicher Arm für gewöhnlich hinter jedem Votum gegen Schwule, Lesben oder generell Andersdenkende steht, haben wohl nicht darüber nachgedacht, dass sie mit ihren jüngsten Kampagnen der Staatskasse schaden. Mitten in einer Wirtschaftskrise hatten sie Barack Obama als „Sozialisten“ beschimpft und sich als Heilsbringer für eine angeschlagene Konjunktur präsentiert – ohne Erfolg.

Gleichzeitig kämpften sie mit konservativen, moralischen Themen um Stimmen, und in Kalifornien, Florida und Arizona ist es ihnen tatsächlich gelungen, die gleichgeschlechtliche Ehe per Verfassung zu verbieten. Das wiederum kommt die Staaten teuer zu stehen: Allein Kalifornien dürften in den nächsten drei Jahren fast 70 Millionen Dollar an Steuern und Gebühren entgehen.

Dabei sind andere Umsätze noch gar nicht eingerechnet. Seit im Juni diesen Jahres die ersten Homo-Ehen geschlossen wurden, hat die Hochzeitsbranche einen deutlichen Aufschwung erlebt. Für Saalvermieter, Schneider und Frack-Verleiher, Blumenläden, Konditoren und einen Unternehmer, der sich auf Glückwunschkarten für schwule und lesbische Paare spezialisierten, liefen die Geschäft gut. Auch Hotels, Autovermietungen und Fluggesellschaften verdienten mit, da Paare aus dem ganzen Land etwa nach Kalifornien reisten, wenn sie in ihrem eigenen Staat keine Ehe schließen durften.

Der Homo-Tourismus an die Pazifikküste droht künfitg unter dem intoleranten Anhang an die Verfassung zu leiden. Kalifornien hatte bisher in der Szene einen guten Ruf; mit Los Angeles, San Francisco, San Diego und Palm Springs lagen dort vier der „Top 10 Reiseziele“ für gleichgeschlechtliche Paare. „Das ist nun ganz schlechtes Marketing für uns“, gibt David Paisley zu, der sich in San Francisco auf die Tourismusbranche spezialisiert hat.

Den Republikanern ist das egal. „Es ging darum, die Ehe als Einheit zwischen Mann und Frau zu sichern, wie das tausende Jahre lang der Fall war“, meint Frank Schubert von Project Marriage, einer Interessensgruppe gegen die Homo-Ehe. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns das finanziell ins Unglück stürzt.“

Damit hat er wohl recht. Mit rund 70 Millionen Dollar ließe sich etwa das 11-Milliarden-Loch im kalifornischen Haushalt nicht stopfen; doch will man in schweren Zeiten ja nicht auf zusätzliche Einnahmen verzichten. So sah das auch der republikanische Gouverneur Arnold Schwarzenegger. Der hatte sich vor der Wahl häufig gegen „Proposition 8“ – und damit für eine Tolerierung der Homo-Ehe – ausgesprochen, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen. Das Geld hätte er gerne eingesteckt, obwohl er auch noch andere Mittel kennt: Schwarzenegger hat bereits sein Kabinett zusammengerufen, um über Steueranhebungen zu diskutieren.
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