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Alt 25-01-2009, 19:09   #189
Benjamin
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Hi zusammen,
stimmt, bin nicht jeden Tag hier, aber schon noch recht oft.

Eine allgemeine Einschätzung von mir: Wie aus meinen bisherigen Chartanalysen ja schon hervorgeht sehe ich uns seit dem Allzeithoch in 2007 in einer impulsiven Abwärtswelle, die noch nicht vorbei ist, sondern in der die letzte - die 5 - noch kommt. Dazu paßt meine jüngste Nikkei-Analyse von vor wenigen Tagen hier im Thread. Dort habe ich ja die momentan laufende Seitwärtsbewegung im Nikkei 225 dargestellt, die imo die Welle 4 darstellt.

Sofern also meine Interpretation sich als richtig herausstellt, rauschen die Indices also demnächst (Februar?) nach unten, um danach dann das vorläufige Tief der 5 zu machen. Damit wäre die unmittelbare Abwärtsbewegung seit 2007 dann in 2009 vorerst abgeschlossen.

Es geht danach dann wohl tüchtig nach oben. Ausnahmslos alle Welt wird dann ausrufen: Es ist vorbei, es ist noch einmal gut gegangen. Es wird dann wirklich niemanden geben, der auch nur im Traum daran denkt, dass es nicht von nun an ewiglich nach oben gehen wird, da Bäume bekanntlich sehr wohl unendlich bis in den Himmel wachsen können... Geradezu verzweifelt werden die Leute an diese Fata Morgana glauben!

Aber es wird mindestens eine Ausnahme auf diesem Planeten geben, der in diesen Freudentaumel nur verhalten einstimmen wird: Mich! Ich habe nämlich bereits jetzt den starken Verdacht und werde ihn bis zum Beweis des Gegenteils auch weiter hegen, dass die Bewegung von 2007 - 2009 runter nur die erste von 3 Wellen (abc-Muster) oder nur die erste von 5 Wellen (Dreieck oder Kombination) sein könnte. Ich stelle mir die Chartform der Bewegungen von 2007 - 2014 am Ende in etwa wie ein Keil vor, dessen rechte Spitze rechts unten im Jahr 2014 liegt, dessen Ausgang "links oben" am Allzeithoch in 2007 verankert liegt und in 2009 seine Ecke "links unten" macht.

Mit anderen Worten: Seit den Hochs in 2007 läuft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Bewegung an den Aktienmärkten, die insgesamt etwa bis 2014 dauern wird. In ~2014 erst wäre dann der Tiefpunkt erreicht. Dazwischen wird es einige Aufs und Abs geben, die allesamt dazu geeignet sein werden, die Anleger auf die falsche Fährte zu führen, was dazu führen dürfte, dass jede Menge spekulatives Geld an der Börse am Ende versenkt worden sein wird. Am Ende - etwa in 2014 - dürften sie dann alle keinen Spaß mehr an Börse haben...vermutlich auch kein Geld mehr.

Hier das Chartbild des S&P 500 mit so einem "Keil" zu Zeiten des 2. Weltkrieges, das ich - in einem mutigen Analogieschluss - mit einer Hypothese für die Jetztzeit ergänzt habe. In grünlich die historischen Ereignisse und Zeitangaben, in blau meine Analogie-Hypothese für die Jetztzeit und Zukunft. Natürlich wird sich das nicht genau so wiederholen! Aber etwas in der Art wird imo passieren:


Der volkswirtschaftliche Prozess, der in diesen Jahren (2007 - 2014) abläuft, ist der eines wirtschaftlichen Dritten Weltkrieges, nicht mehr und nicht weniger. Jeder, der diese Tatsache leugnet, macht sich selbst etwas vor, ergeht sich also in Wunschdenken oder hat einfach den Knall immer noch nicht gehört! Mit Realitätsverleugnung habe ich wenig Sympatie!

Es geht in diesen Jahren (2007 - 2014) darum, Produktionskapazitäten, Arbeitsplätze und "imaginäres Geld" zu vernichten! Im 2. Weltkrieg machte man volkswirtschaftlich gesehen ebenfalls genau das! Damals wurde diese "Bereinigung" mit Bomben und der volkswirtschaftlich unnützen Produktion von nicht-wertschöpfenden Dingen (Kriegsindustrie) erreicht, später ergänzt mit (Hyper-)Inflation, in Deutschland mit einer Währungsreform.
Heute macht man das - bislang noch - mit Stillegungen von Niederlassungen von Unternehmen und über Abschreibungen von Investitionen und sonstigen Anlagen. Es wird mit Sicherheit irgendwann das Mittel der Inflation hinzukommen, weil Schulden grundsätzlich entweder in irgend einer Form tatsächlich zurückgezahlt oder aber über Inflation vernichtet werden müssen. Im Mittelalter lösten Fürsten das Üerschuldungsproblem mitunter auch dadurch, dass man die Gläubiger enthauptete - eine Frühform der Finanzsanierung. Die heutigen unglaublich hohen Schuldengebirge sind angesichts des minimalen Potentialwachstums der großen Industrienationen prinzipiell nicht zurückzahlbar. Diese werden wohl bis ~2014 über Inflation vernichtet werden; zumindest die Schulden der USA werden in dieser Zeit so bereinigt werden. Inflation wird dort durch einen Kollabs des US-Dollars und des US-Staatsanleihemarktes ausgelöst werden, sobald für alle erkennbar wird, dass die USA die enorme Schuldenlast niemals wird zurückzahlen können.

Ob im Rahmen dieses Horrors auch der militärische Krieg dazukommt, das wird man sehen. Wenn militärischer Krieg, dann ganz klar um Öl und/oder um Konflikte im Dunstkreis von "protektionistischen Reaktionen" (siehe den FAZ-Artikel unten); letzteres könnten z. B. strategisch wichtige Handelsrouten der großen Frachtschiffe sein. China z. B. könnte realistisch von der riesigen Pazifik-Flotte der USA von Öllieferungen per Tanker abgeschirmt werden; die Ölversorgung per Pipeline über Land ist noch nicht ausreichend, soweit ich weiss. So ein Konflikt könnte als Handelskrieg beginnen und als heißer militärischer Krieg enden. Aus der Tatsache, dass Obama nun Präsident ist, folgert nicht, dass eine Friedenstaube im Weißen Haus sitzt. Obama hat für mich durch seine z. T. sehr patriotischen Reden, zuletzt seine große Rede an die Nation zur Vereidigung, deutlich gemacht, dass er sich ganz primär als Vertreter der US-Amerikaner sieht, denen er eine ganze Menge versprochen hat! Will er das alles (nicht zuletzt für seine eigene Wiederwahl) wirklich einhalten, dann wird er nicht immer "mit Samthandschuhen vorgehen können". Als charismatisch begabter Machtpolitiker hätte er die reale Möglichkeit, auch einen Krieg mit all diesen bekannten moralischen Amerikanismen zu rechtfertigen (Selbstverteidigung, etc.). Ich kann mir vorstellen, dass "moralisch denkenden Mitmenschen" dann ganz schlecht weden könnte, dem Mann dann noch zuzuhören - und ihn zu vergleichen mit seinen Reden im Wahlkampf 2008. Hoffentlich irre ich mich, ich will es sehr hoffen, aber - ich halte es für absolut möglich, dass sich viele in der vermeintlich idealistischen (pazifistischen) Person Obama völlig täuschen.

Keine Illusion: Aus der Tatsache, dass Prognosen bzw. Möglichkeitsbeschreibungen wie die meinen selten formuliert werden und/oder beim Lesen erschrecken, folgert nicht, dass diese Prognosen falsch sind. Die üblichen Analysten (der Banken, Broker, etc.) werden erst dann den Knall hören, wenn wir das Jahr 2014 schreiben werden - und vermutlich selbst dann wieder die genau falschen Rückschlüsse ziehen. Wer also Lemming sein will, weil er erst dann etwas glaubt, wenn es tausendfach in den Medien veröffentlicht wird, der hat dann auch das Schicksale eines Lemmings zu erdulden - und bekommt von mir dafür kein Mitleid. Selbst Schuld!

Es steht jedem frei, meine Ansichten als völligen Blödsinn wegzuwischen und zukünftig jedes einzelne Wort, das ich schreibe, für falsch, unsinnig oder verrückt zu halten. Derjenige wird dann halt selber sehen, was er davon hat....

Hier noch ein interessanter Artikel aus der FAZ:

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Die Krise zieht immer weitere Kreise
Von Benedikt Fehr
25. Januar 2009


Die Finanz- und Wirtschaftskrise wird immer schlimmer. Aus dem Konjunkturabsturz entwickelt sich zusehends eine Bereinigungskrise. Das schürt protektionistische Reaktionen . Gleichzeitig nehmen die Sorgen zu, dass die Staaten durch ihre Maßnahmen zur Rettung des Finanzsystems selbst in den Abgrund gezogen werden könnten .


Und die Hiobsbotschaften aus der Finanzindustrie reißen nicht ab. Einige Beispiele: Die belgische Fortis-Bank meldet einen Verlust von 19 Milliarden Euro, der amerikanische Hypothekenfinanzierer Freddie Mac benötigt offenbar weitere 35 Milliarden Dollar. In Deutschland wird über ein zusätzliches Rettungspaket in dreistelliger Milliardenhöhe diskutiert. Auch bei den Versicherungskonzernen werden inzwischen Verluste in Milliardenhöhe befürchtet, da viele von ihnen in großem Stil in strukturierten Wertpapieren und Unternehmens- und Staatsanleihen engagiert sind, die großer Wertberichtigungen bedürfen.

Die Anleger haben darauf heftig reagiert. So hat der Stoxx-Index für europäische Versichereraktien allein in der vergangenen Woche 14,5 Prozent verloren, der Branchenindex für die Banken 13,4 Prozent. Der Aktienindex Stoxx 50 für die größten Aktien in Europa fiel am Freitag zeitweilig auf 1850 Punkte. Das war niedriger als auf dem Tiefpunkt im März 2003 nach dem Platzen der Internet-Blase (1904 Punkte); so tief lag dieser Index zuletzt Ende 1996.

Im Bankgewerbe hat die Krise bereits zu einer Bereinigung der Landschaft geführt, sei es durch Pleiten, sei es durch Übernahmen. Weitere Fusionen und Übernahmen, zum Beispiel bei den deutschen Landesbanken, sind nur eine Frage der Zeit. Die Folge ist ein Abbau von Kapazitäten - und von Arbeitsplätzen, was die Konjunktur zusätzlich belasten wird. Auch in der Autoindustrie gibt es große Überkapazitäten; Fachleute sprechen von mindestens 25 Prozent allein in Westeuropa. Ähnliches gilt für die Hersteller von Speicherchips; das hat Qimonda nun in die Insolvenz getrieben. Große Überkapazitäten gibt es in vielen Metropolen zum Beispiel auch bei Bürogebäuden. Alles dies wird für Banken und Versicherer auf weitere Einbußen hinauslaufen.

Auch die exportstarken Schwellenländer in Asien sind inzwischen vom Konjunktureinbruch voll erfasst. Die chinesische Wirtschaftsleistung ist im vierten Quartal nur noch mit einer Jahresrate von 6,8 Prozent gewachsen, so langsam wie seit sieben Jahren nicht mehr. In Japan ist der Export im Dezember gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent eingebrochen. In Korea ist die Wirtschaftsleistung vom dritten auf das vierte Quartal um 5,6 Prozent geschrumpft; aufs Jahr gerechnet sind das mehr als 20 Prozent. Auch in diesen Ländern steht nun eine Bereinigung von Überkapazitäten an, und damit Arbeitsplatzabbau und der Ausfall von Krediten.

Prompt nehmen die internationalen Spannungen zu. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit hat der neue amerikanische Präsident Barack Obama den Ton verschärft: Er ließ den designierten Finanzminister Timothy Geithner seine Einschätzung kundtun, dass China den Wechselkurs seiner Währung manipuliere, um sich dadurch auf unfaire Art Vorteile für seine Exportwirtschaft zu verschaffen. Das geht zu Lasten von Arbeitsplätzen in Amerika und anderen Ländern. Eine offizielle Einschätzung von China als "Währungsmanipulator" würde Obama eine Rechtfertigung geben, den Handel mit China zu beschränken. Die chinesische Regierung hat den Vorwurf am Wochenende zurückgewiesen und angekündigt, die eigene Währung "stabil" zu halten.

Subventionierung von Schlüsselindustrien

Diese Zusage könnte den Amerikanern aber nicht ausreichen; sie verlangen eine Aufwertung des Yuan zum Dollar . Andere Länder versuchen, sich im Welthandel durch staatliche Subventionierung von Schlüsselindustrien Vorteile zu verschaffen, zum Beispiel der Autoindustrie. Die spanische Regierung wiederum hat an ihre Bürger appelliert, bevorzugt spanische Waren zu kaufen.

Scharfe Töne aus Washington: der designierte Finanzminister Timothy Geithner

Es steht zu hoffen, dass dies alles nicht in offenen Protektionismus, in Abwertungswettläufe und einen allgemeinen Handelskrieg eskaliert. Die Folgen wären unabsehbar. Einen Geschmack davon liefert, dass unmittelbar nach den Äußerungen Geithners die Kurse amerikanischer Staatsanleihen unter Druck gerieten. Denn manche Anleger befürchteten, dass die chinesische Regierung im Falle eines Konflikts ihre Ankäufe amerikanischer Anleihen verringern, wenn nicht gar ihre milliardenschweren Bestände an solchen Papieren auflösen könnte.

Dabei benötigt die amerikanische Regierung derzeit mehr ausländisches Kapital denn je.
Schließlich will sie zur Ankurbelung der Konjunktur und Rettung der Banken im laufenden Haushaltsjahr mindestens 2000 Milliarden Dollar Schulden aufnehmen. Aufgrund solcher Sorgen ist die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen im Wochenvergleich von 2,32 auf 2,62 Prozent gesprungen.

Große Verluste für Bundesanleihen

Auch in Europa nehmen die Sorgen über den enormen Finanzierungsbedarf der Staaten zu. Das hat die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe im Wochenvergleich um deftige 31 Basispunkte auf 3,24 Prozent nach oben schnellen lassen. Der Kurs der Anleihe fiel von 106,99 auf 104,30 Prozent; nach Angaben von Bloomberg war das die größte Wocheneinbuße in zehn Jahren. Da die Rendite der Bundesanleihen die Richtschnur für den europäischen Anleihemarkt ist, verschiebt sich mit ihrem Anstieg das Zinsniveau allgemein nach oben.

Obendrein müssen viele schwache Schuldner wegen der allgemeinen Unsicherheit erhöhte Risikoprämien zahlen. Manches Unternehmen könnte diese erhöhte Kostenbelastung in die Insolvenz treiben. Die Ratingagentur Moody's erwartet, dass in diesem Jahr in Europa neunmal mehr Unternehmen pleitegehen werden als 2008. Gleichzeitig mehren sich Sorgen, dass auch Staaten insolvent werden könnten. Selbst der deutsche Staat ist manchem Anleger nicht mehr über alle Zweifel erhaben. Lag die Risikoprämie für die Versicherung von Bundesanleihen vor der Krise zwischen 1,5 und 7 Basispunkten jährlich, so betrug sie am Freitag 63,9 Basispunkte, ein Rekordhoch.

Vor diesem Hintergrund ist die Nachfrage nach Gold gestiegen. Eine Unze kostete am Ende einer turbulenten Woche rund 900 Dollar. Das waren fast 7 Prozent mehr als sieben Tage zuvor.

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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (25-01-2009 um 20:56 Uhr)
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