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Alt 07-03-2003, 17:38   #81
arpad
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Für die 10. Kalenderwoche 2003

Sehr geehrte Damen und Herren,
die EZB blieb mit 2,5% unter den durchschnittlichen Erwartungen. Der Kapitalmarkt zeigte sich gestern ein wenig enttäuscht über den Ausgang der Sitzung. Viele Investoren hatten mit einem Schritt auf 2,25% gerechnet. Nichtsdestotrotz kam es keineswegs zu Gewinnmitnahmen, sondern Euro-Anleihen profitieren im Schnitt von der Entscheidung der Europäischen Zentralbank.

Der Euro hat in dieser Woche einen wichtigen Widerstand überwunden. Entgegen meiner Erwartung überwand der Euro die Marke von 1,09 Dollar nachhaltig und arbeitet sich nun an den nächsten kleineren Widerstand bei 1,107 Dollar heran. Dies entspricht zwar meiner mittel- bis langfristigen Erwartung (AC 02/03), aber ich hätte mir eine kurze Zwischenerholung des Dollar gewünscht, nachdem der Euro in nur zwei Monaten ohne anzuhalten von 0,98 Dollar auf 1,09 Dollar gestiegen war. Solche schnellen und "heißen" Rallyes enden selten gut, sondern münden meist in sehr volatilen Bewegungen, die niemanden glücklich machen.

Zu den Unternehmensanleihen:

Die Anleihen von Ford Motor mußten einige Federn lassen. Die schlechten Verkaufszahlen und die gesunkene Produktion im 1. Quartal sorgten beim schwächsten der "großen Drei" aus Detroit für den meisten Effekt. Nach der Rallye der letzten Monate ist dieser "Pull-Back" bei den Anleihen aber sicherlich kein ernstes Warnsignal, sondern eher das Zeichen, daß die kurzfristig engagierten Spekulanten größere Gewinnmitnahmen gemacht haben. Wer die von mir empfohlene Anleihe (Fälligkeit: 16. Juli 2004 / WKN 314409 / ISIN US345397SJ33) bis Endfälligkeit halten will, muß sich aber auch in diesem Jahr auf einige Schlaglöcher einstellen, denn Ford ist bei weitem noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Die Anleihe weist aktuell eine Performance von 5,62% bzw. eine theoretische Jahresrendite von 15,92% aus.

KPN schließt erneut mit Gewinn ab. Die größte niederländische Telefongesellschaft konnte im 4. Quartal 2002 bei einem nahezu unveränderten Umsatz von 3,14 Mrd. Euro ein EBITDA (Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern) von 1,2 Mrd. Euro (+69%) und ein Ergebnis nach Steuern von 7 Mio. Euro (4. Quartal 2001: -6,23 Mrd. Euro) ausweisen. Die Verschuldung sank zum 31. Dezember 2002 auf 12,4 Mrd. Euro von zuvor 15,7 Mrd. Euro. Auch der Ausblick war sehr positiv: Für 2003 rechnet KPN mit einem Ergebnis vor Sonderaufwendungen von mehr als 1 Mrd. Euro nach rund 300 Mio. Euro in 2002. Die von mir zum Kauf empfohlene Anleihe reagierte auf die Zahlen mit leichten Kursaufschlägen. Die aktuelle Performance der Anleihe liegt damit bei 23,61% und die theoretische Jahresrendite bei 14,58%.

Das Ergebnis von France Telecom war dagegen eine Enttäuschung. Mit einem Verlust von 20,74 Mrd. Euro für 2002 ging der Konzern mit einem ganz unrühmlichen Rekord in die französische Geschichte ein. Allerdings nur für wenige Tage, denn Vivendi Universal legte heute Morgen einen Verlust von 23,3 Mrd. Euro für 2002 vor und toppte damit France Telecom. Die Verluste bei France Telecom resultierten insbesondere aus Abschreibungen und Rückstellungen, die sich allein schon zu 18,3 Mrd. Euro auftürmen. Ebenso enttäuschend war auch die Rückführung der Verschuldung. Ende 2002 betrug der Schuldenberg noch ganze 68 Mrd. Euro, was nur unwesentlich unter den 70 Mrd. Euro von Ende Juni 2002 lag. Zwar bekräftigte der Vorstandsvorsitzende Breton sein Ziel, die Schulden bis 2005 auf 40 Mrd. Euro zurückzuführen, aber das nimmt ihm am Kapitalmarkt keiner wirklich ab. Wichtiger ist vielmehr:

Die avisierte Kapitalerhöhung um bis zu 15 Mrd. Euro hält France Telecom auf Topniveau. Nachdem es France Telecom in den letzten Monaten ausgezeichnet verstanden hat, rund ein Fünftel der gesamten Schulden zu refinanzieren, geht es nun darum, genügend Nachfrage zu generieren, um die geplante Kapitalerhöhung durchzuführen. Klappt das Vorhaben, werden sich die Anleihen weiter verbessern bzw. mindestens ihr hohes Niveau halten können. Geht die Kapitalerhöhung daneben, wäre kurzfristig ein Sell-Off bei den Anleihen möglich. Die beiden im Anleihen-Compass verbliebenen France Telecom Anleihen weisen aktuell eine Performance von 16,87% (Fälligkeit: 2006 / WKN 830572 / ISIN US35177PAJ66) bzw. 22,54% (Fälligkeit: 2011 / WKN 830570 / ISIN US35177PAK30) aus.

Folgenden Hinweis wollte ich Ihnen noch geben:

Die Osteuropa Konvergenzspekulation legt eine Verschnaufpause ein. Bei allen von mir empfohlenen Anleihen, egal ob Bulgarien, Rumänien, Rußland oder Ukraine etc., ist in den letzten Tagen ein nachlassendes Kaufinteresse zu verzeichnen. Das ist nach der sehr langen Rallyephase kein ernstes und akutes Problem, sollte aber sensibel behandelt und genau beobachtet werden.

Und zu einem Verkauf möchte ich Ihnen dringend raten:

Ich trenne mich von der Volkswagen Anleihe (WKN 650370 / ISIN XS0130073496). Der Grund liegt nicht in der Kursentwicklung, die Anleihe wird zum 27. Juni 2003 fällig und konvergierte daher gegen Pari, sondern aufgrund der Entwicklung der norwegischen Krone. Nachdem sich die Krone seit Anfang 2001 kontinuierlich gegenüber dem Euro verbessern konnte, brach die Spekulation nun in den letzten Wochen endgültig ein. In dieser Woche ist nun die letzte Unterstützung gefallen, weswegen ich zum sofortigen Verkauf der Anleihe und zum Wandel von Krone in Euro rate. Die Anleihe erreichte eine Performance von 13,76% (NOK) bzw. 17,85% (Euro) und eine theoretische Jahresrendite von 8,08% (NOK) bzw. 12,17% (Euro).


quelle:FM Research
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arpad
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