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Alt 27-04-2003, 19:43   #25
cade
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Die Hauptversammlung der Entrium AG war wieder einmal ein Beispiel dafür, wie ein Squeeze-Out nicht durchgeführt werden sollte. Obwohl nach der Festsetzung der Abfindung weit unterhalb des zuvor festgestellten Börsenkurses natürlich mit kritischen Fragen und Widerstand auf der Hauptversammlung gerechnet werden musste, zeigte sich der Aufsichtsratsvorsitzende völlig überfordert von der Situation und stellte sich mehr als einmal klar gegen die Kleinaktionäre.Auch die beiden Vorstände wirkten weit gehend wie Marionetten des Großaktionärs und verlasen regungslos die von den Anwälten vorbereiteten Antworten. Dass dieses Verhalten zu hartnäckigem Widerstand und einer schier endlosen Diskussion führt, kann nicht verwundern. Und diese wurde dann vom Vorsitzenden auch noch jäh abgebrochen. Lediglich der Notar zeigte sich bestens gelaunt und agierte lobenswert souverän.Ein Spruchstellenverfahren oder sogar eine Anfechtungsklage dürfte sicher sein, Gründe für die Einschaltung des Gerichts gibt es nach den vielen unbeantworteten Fragen und möglichen formalen Fehlern schließlich ausreichend. Positiv für die Kleinaktionäre könnte sich dabei der wahrscheinlich vorhandene Zeitdruck auswirken, da die geplante Weiterveräußerung der Bank nur zu 100 Prozent möglich ist, also nach dem erfolgreichen Abschluss des Squeeze-Out ohne weitere rechtliche Bedenken. Eine möglicherweise weit höhere Abfindung erscheint auch aus diesem Grund wahrscheinlich.Unklar bleibt, wie so oft, warum die Abfindung nicht gleich höher festgelegt wurde, um dem Ärger der Aktionäre vorzubeugen. Selbst eine Abfindung auf Höhe des Emissionskurses von 16,50 EUR hätte bei nur noch gut 200.000 freien Aktien Mehrkosten von weniger als 1,5 Mio. EUR verursacht, was vermutlich auch nicht viel mehr gewesen wäre als die nun zu erwartenden Kosten vor Gericht.Erwähnenswert erscheint noch die Weigerung der Verwaltung, den Übertragungs- und den Prüfungsbericht, also die wichtigsten Dokumente der Veranstaltung, den Aktionären auszuhändigen. Da auch von der Verwaltung freiwillig keine einzige Angabe zu dem anstehenden Squeeze-Out gemacht wurde, wussten viele Aktionäre nichts Konkretes zu der geplanten Zwangsabfindung, bis sie in der Diskussion durch andere Aktionäre aufgeklärt wurden.
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