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Alt 02-06-2003, 10:55   #1
cade
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nach dem brauereien hype nunmehr übernahmephantasie im automotive bereich aktuell wet

Frankfurt (vwd) - Spekulationen um Übernahmen in der Branche der Automobilzulieferer könnten in den kommenden Monaten die Aktienkurse der Unternehmen weiter treiben. Das zumindest meint Stilian Boiadjiev von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Am wahrscheinlichsten sei eine Übernahme von Beru durch den US-Konzern Carlyle, der bereits 35 Prozent an den Ludwigsburgern hält. Auch die Beteiligungsstruktur - mit gut 40 Prozent befindet sich ein vergleichsweise geringer Teil der Beru-Aktien im Streubesitz - spreche für eine Übernahme. Die Beru-Aktie hat am 19. Mai mit 48,19 EUR ein neues Jahreshoch markiert. Bereits bei 42,50 EUR - dem Stand von Mitte Februar - fand die LBBW die Aktie aus fundamentaler Sicht hoch bewertet.

Leoni aufgrund der "großen Ambitionen" im Blickpunkt

Auch bei Leoni dürften viele Anleger auf eine Übernahme spekulieren. Hier könnten die Marktführer auf dem europäischen Markt für Bordnetz-Systeme ihre Stellung mit einem Zukauf mittel- bis langfristig weiter ausbauen. Dazu zählen der weltweit größte Zulieferer Delphi mit einem Anteil von 22 Prozent sowie die französische Valeo mit elf Prozent. Attraktiv machten Leoni deren "große Ambitionen", so der Analyst. Die Nürnberger wollen ihren Marktanteil in Europa auf 15 von derzeit neun Prozent steigern. Der hohe Auftragsbestand stütze den Ehrgeiz. So habe Leoni jüngst den Zuschlag von BMW für die Ausrüstung des 3er-Modells ab 2005 erhalten. "Solche Nachrichten schüren natürlich die Spekulationen", meint Boiadjiew.

Probleme dürfte einem Käufer allerdings der hohe Streubesitz bereiten. 80 Prozent der Aktien sind frei verfügbar. Die Nürnberger Versicherung hält elf Prozent, der Scheinwerfer-Hersteller Hella KG neun Prozent. Boiadjiew hat die Empfehlung für den Titel am Dienstag bei einem Kurs per Montag von 37,30 EUR auf "Halten" von zuvor "Kaufen" gesenkt, nachdem die Aktie in den vergangenen Wochen sehr gut gelaufen ist. Am Berichtstag hat die Leoni-Aktie mit 38,65 EUR ein neues Mehrjahreshoch erreicht. "Es ist generell viel Übernahmefantasie im Markt, die Finanzgemeinde sucht geradezu Übernahme-Stories. Die Gefahr ist jedoch groß, dass die Geschichten verpuffen", meint der Analyst.

Nicht nur Preisdruck der Hersteller spricht für Konsolidierung der Branche

Fundamental spricht Boiadjiew zufolge Vieles für eine Konsolidierung in der Branche. Der Preisdruck der Hersteller sei groß. Um "economies of scale" zu realisieren, böten sich Zusammenschlüsse an. Vor allem aber übernähmen die Zulieferer zunehmend originäre Aufgaben der Pkw-Hersteller. Letztere beschränkten sich zunehmend auf Funktionen wie Markenbildung, Vertrieb und Organsiation. Zulieferer produzierten immer mehr komplette Systeme statt wie zuvor Einzelteile. Dadurch stiegen die Entwicklungs- und Finanzierungskosten, was größere Unternehmenseinheiten begünstige. So habe der Zulieferer Mahle kürzlich ein komplettes Werk von DaimlerChrysler übernommen - inklusive aller damit verbundenen Risiken.

Ein weiteres Objekt der Begierde sieht der Branchenbeobachter in Phoenix. Der SDAX-Wert sei mit dem Verkauf des Anteils der Deutschen Bank an den Textilunternehmer Claas Daun geradezu explodiert. "Daun sieht als Lieferant von Phoenix sein Engagement aber eher strategisch", meint Boiadjiew. Nicht gänzlich auszuschließen sei jedoch, dass ein Finanzinvestor Phoenix übernimmt, filetiert und anschließend die Einzelteile verkauft. Dafür spreche, dass die Hamburger breit aufgestellt seien. Sie erwirtschafteten zwar 60 Prozent der Erträge im Automobil-Bereich, seien aber auch in den so genannten Technischen Märkten tätig. Hierzu zähle unter anderen die Fördertechnik. Bei Öl- und Baggerschläuchen ist Phoenix Weltmarktführer.

LBBW hält Phoenix fundamental für überbewertet - Gearing stimmt positiv

Angesichts des zuletzt starken Kursanstiegs hat die LBBW am Freitag die Verkaufsempfehlung für die Phoenix-Aktie bekräftigt. Seitdem hat das Papier noch einmal um knapp vier Prozent zugelegt. Aus fundamentaler Sicht sei die Aktie längst überbewertet, heißt es weiter. Vorsichtig dürfte potenzielle Käufer das hohe Gearing von Phoenix stimmen. Diese Kennziffer bezeichnet das Verhältnis der Nettoverbindlichkeiten zum Eigenkapital und liegt bei den Hamburgern mit etwa 1,5 Prozent vergleichsweise hoch.
+++ Benjamin Krieger
vwd/28.5.2003/bek/rib/mc
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