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Alt 24-06-2003, 22:28   #2
Vogtlandsiggi
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Alle sind unterinvestiert in Aktien!?



Gestern habe ich an dieser Stelle geschrieben, dass dann, wenn in unserem Lande ein kollektiver Notstand herrscht, selbst wenn es nur ein Bildungs- oder Ideennotstand ist, sofort ein Prozess der kollektiven Verwirrung beginnt. An der Börse ist es derzeit wieder so weit – und das neueste Schlagwort lautet: Die Privatanleger, die Fonds und die Institutionellen sind alle unterinvestiert in Aktien und müssen folglich reichlich dazukaufen.

Das ist in der Tat ein interessanter Befund, schließlich würde das bedeuten, dass alle potentiellen Aktienanleger unterinvestiert wären. Was natürlich sofort die Frage aufwirft: Wo sind denn die ganzen Aktien nur geblieben? Hat sie irgendein Bösewicht verbrannt, durch den Fleischwolf gedreht und von der Festplatte gelöscht?

Nein, es handelt sich hierbei wieder einmal schlicht und einfach um die Verwechslung der Situation von Einzelnen mit der der Allgemeinheit. Einige Menschen können zu Mördern werden, alle können das jedoch nicht – weil dann niemand mehr zum Erschießen übrig bleibt. Und nicht anders an der Börse: Einige Anleger oder Anlegergruppen können unterinvestiert sein, alle hingegen niemals. Und wenn einige Anleger unterinvestiert sind, dann folgt daraus zwingend, dass mindestens einige andere überinvestiert sein müssen. Denn die Anzahl der Aktien hat sich seit dem Top im Frühling 2000 nicht wesentlich geändert. (Ihr Wert ist natürlich kleiner geworden, doch das Gesamtvermögen ebenfalls, so dass sich hieraus die obige Überlegung nicht tangieren lassen sollten.)

Bleibt natürlich die Frage, auf die ich selbst sehr gerne eine Antwort hätte: Wer mag es wohl gewesen sein, der die ganzen Aktien aufgenommen hat, die die Privatanleger, die Versicherungen und vielleicht auch die Fonds in den letzten Jahren ganz unbestritten auf den Markt geworfen haben? Das Ausland ist es nicht gewesen. Es können also nur ebenfalls Privatanleger, Institutionelle und Fonds gewesen sein. Aber mit Sicherheit die Hartgesottensten der Hartgesottenen. Die daher ein leichtes Wackeln der Kurse bestimmt nicht aus dem Gleichgewicht bringen wird. Bleibt der Wirtschaft also Schlimmeres erspart, scheint der Aktienmarkt gegenwärtig auf soliden Füßen zu stehen. Doch das ist sicherlich der Punkt, an dem sich das Schicksal der Börse für die nächste Zeit entscheiden wird.

berndniquet@t-online.de


Autor: Bernd Niquet, 14:23 24.06.03
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