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Alt 06-10-2003, 22:32   #1
cade
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kursphantasie bei mg technologies

der folgende artikel klingt ganz interessant. hab ich heute reinbekommen.

MG technologies: Neue Strategie ohne Chemie (EuramS)

Mit dem Verkauf des Chemiegeschäfts will sich MG Technologies komplett entschulden. Künftig wird sich der Frankfurter Konzern auf Maschinen- und Anlagenbau konzentrieren. Eine Chance für Anleger?von Jens Castner / Euro am Sonntag
Richtig verschwunden ist der alte Name nie. Auch wenn sich das Unternehmen im Februar 2000 mit der Umbenennung in MG Technologies einen moderneren Anstrich verpasste, blieb es in der Umgangssprache der Frankfurter Bevölkerung - und auch der Börsianer - immer die Metallgesellschaft. Jetzt wäre es an der Zeit, den alten Namen wieder anzunehmen.

Denn mit dem in der vergangenen Woche beschlossenen Verkauf der Ertragsperle Dynamit Nobel wird MG zum reinen Maschinen- und Anlagenbauer. Bereits vor Monaten war der Entschluss, die Chemie-Handelsgruppe Solvadis zu verkaufen, bekannt gegeben worden.Ziel der Konzentration auf nur noch ein Geschäftsfeld ist die komplette Entschuldung des Konzerns. "Aus Verbindlichkeiten von derzeit über einer Milliarde Euro wird nach Abschluss der Transaktion eine Cash-Position von 1,3 Millionen werden", erklärt Vorstands-Chef Udo G. Stark. Damit hätte das Unternehmen eine "gesunde Basis für künftiges profitables Wachstum".

Herzstück des "neuen" Konzerns wird die Bochumer GEA sein, die ihr Geschäft mit Spezialmaschinen und Anlagen für die Nahrungsmittel-, Getränke-, Petrochemie- und Pharma-Industrie macht. Zudem werden die auf Umwelt- und Energietechnik spezialisierte Lurgi-Lentjes-Gruppe in Ratingen und die beiden in Frankfurt ansässigen Unternehmen Lurgi und Zimmer unter dem Dach der MG-Holding verbleiben. Die Ingenieurgesellschaft Zimmer liefert Anlagen zur Herstellung von Kunststoffen, Lurgi baut Produktionsstätten für die Öl-, Gas- und Chemie-Industrie sowie für Pharma-Unternehmen.

Die 1999 vom heutigen Großaktionär und Aufsichtsrat Otto Happel erworbene GEA setzt 2,9 Milliarden Euro im Jahr um. Die drei übrigen Gesellschaften kommen gemeinsam auf einen Jahreserlös von nur 1,26 Milliarden Euro. Jetzt geht in Frankfurt die Angst um. Zum einen will Unternehmenslenker Stark einen Umzug nach Bochum nicht kategorisch ausschließen, zum anderen kündigte er als Teil der neuen Konzernstrategie eine "Straffung des Großanlagenbaus mit den Gesellschaften Lurgi, Lurgi-Lentjes und Zimmer" an. Da hiermit auch eine "Anpassung der Kapazitäten" verbunden ist, werden Arbeitsplätze wegfallen. In den nächsten Wochen will die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat über die Streichung von Stellen verhandeln.

Schlimm für die Mitarbeiter, gut für die Aktionäre? Obwohl MG Technologies zeitgleich mit der Ankündigung der neuen Strategie eine deftige Gewinnwarnung aussprach, konnte sich die Aktie über zehn Euro behaupten und notiert damit so hoch wie seit Mitte 2002 nicht mehr. Zunächst hatte die Zerschlagungs-Phantasie das Papier auf ein neues Jahreshoch getrieben, jetzt sind es die angekündigten Einsparungen, die den Kurs stützen. Durch die Reduzierung der Zinsbelastung sowie der Personal- und Holding-Kosten soll der Wegfall des Ergebnisses der Chemiesparte - im Geschäftsjahr 2001/02 immerhin 282 Millionen Euro - bis 2005 komplett ausgeglichen werden. Die Vorsteuer-Marge soll von derzeit 3,7 auf fünf Prozent steigen.

Analysten bewerten die Pläne des Konzerns durchweg positiv. "Das ist ein mutiger und radikaler Neuanfang", lobt Richard Schramm vom Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt. Michael Riedel von der Bankgesellschaft Berlin allerdings will die Enttäuschung über die Gewinnwarnung nicht verhehlen. "Das ist schon eine negative Überraschung," merkt er an. Statt des von Analysten im Schnitt erwarteten Überschusses von 80 Millionen Euro wird 2003 wohl ein Vorsteuerverlust von 150 bis 170 Millionen Euro anfallen.Grund hierfür sind Sonderaufwendungen von 415 Millionen Euro, die unter anderem Kosten für Aufhebungsverträge von Vorständen und Führungskräften von rund 25 Millionen Euro enthalten. Nach dem früheren Konzernchef Kajo Neukirchen (15 Millionen Abfindung) und Rechtsvorstand Rolf Niemann muss auch der bisher für den Großanlagenbau zuständige Manager Fritz Lehnen gehen. Er galt als Vertrauter Neukirchens, dem Intimfeind von Großaktionär Otto Happel.Happel galt seit jeher als Verfechter der Konzentration auf den Anlagenbau. Nachdem er im Frühjahr seine Beteiligung auf über 20 Prozent aufgestockt hatte, war für Neukirchen und die Chemiesparte kein Platz mehr im Konzern.

Wenn sich die Pläne wie angekündigt umsetzen lassen, verspricht die MG-Aktie noch erhebliches Kurspotenzial. Sollte tatsächlich eine Cash-Position von 1,3 Milliarden Euro aufgebaut werden, wäre das operative Geschäft bei der derzeitigen Marktkapitalisierung von zwei Milliarden gerade noch mit 700 Millionen Euro bewertet.Bei einer angestrebten Gewinn-Marge von fünf Prozent blieben 2005 selbst bei einer unterstellten Steuerquote von 50 Prozent rund 125 Millionen Euro Überschuss hängen. Daraus errechnet sich ein theoretisches Kurs/Gewinn-Verhältnis von 5,6. Trotzdem eignet sich die Aktie nur für spekulative Anleger: Analyst Jens Jung von Independent Research glaubt nicht, dass sich ein Käufer findet, der Dynamit Nobel und Solvadis im Paket übernimmt.

Jung: "Die Chemiesparte wird wahrscheinlich filetiert".Und das kann sich hinziehen. Auch Michael Riedel von der Bankgesellschaft Berlin ist skeptisch, ob die mit der Käufersuche beauftragten Investmentbanken Lazard und Dresdner Kleinwort Wasserstein so schnell einen Interessenten präsentieren können, wie sich Vorstands-Chef Stark das vorstellt. Ist dies nicht der Fall, bleibt die Summe der Einzelteile zwar auch mehr wert, als der gesamte Konzern derzeit an der Börse kostet, allerdings bestünde auch das Schuldenproblem weiter, das den Kurs in den vergangenen Jahren von einem Rekordtief zum nächsten trieb. «
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viele grüsse

cade
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