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Alt 18-12-2003, 10:05   #11
OMI
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18.12.2003 09:47


Hintergrund: "Der Bundesminister der Finanzen warnt", Hedgefonds bergen Risiko

MÜNCHEN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Angebot klingt verlockend: Mit Hedgefonds lassen sich auch bei fallenden Aktienkursen Gewinne einstreichen. Vom Jahr 2004 an sollen auch Privatanleger in Deutschland diese Anlageform erwerben können. Für Anbieter von Hedgefonds gelten zwar strenge Auflagen. Dennoch empfehlen Experten diese hochriskanten Papiere nur sehr erfahrenen Anlegern.

Bereits vom 1. Januar 2004 an sollen Hedgefonds in Deutschland zugelassen werden. Zunächst einmal handelt es sich dabei wie bei einem herkömmlichen Investmentfonds um einen Anlagemix aus verschiedenen Wertpapieren. Der Unterschied besteht darin, dass der Fondsmanager sich die Wertpapiere bei anderen Großaktionären gegen eine Gebühr ausleiht.

KURSDRUCK

Anschließend werden die Papiere verkauft. Dadurch entsteht ein Kursdruck: Der Preis der Papiere sinkt. Die Verwalter des Hedgefonds kaufen nun die Aktien zum niedrigeren Preis wieder an und geben sie an den Entleiher zurück. Die Spanne zwischen Verkauf und Kauf streicht der Hedgefonds als Gewinn ein. Im Prinzip handelt es sich also um eine Wette auf fallende Kurse: Steigen die Kurse, macht der Hedgefonds einen Verlust.

"Verlierer bei diesem Spiel sind die Fondsanleger und die Aktionäre des Unternehmens, das ins Visier des Hedgefonds geraten ist", sagt Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Die Anleger sieht Hocker wegen des hohen Risikos gefährdet, die Aktionäre, weil Aktienkurse von internationalen Hedgefonds immer wieder nach unten gezogen wurden.

"INTENSIV MIT DIESEN PRODUKTEN BESCHÄFTIGEN"

Markus Straub, stellvertretender Vorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) in München, kann diese pauschale Kritik nicht teilen: "Der Ruf des Produktes ist wesentlich schlechter als es tatsächlich ist. Hedgefonds sind eine gute Möglichkeit, das Risiko zu verringern." Dennoch empfiehlt er die Anlage nur für sehr erfahrene Investoren: "Man muss sich schon intensiv mit diesen Produkten beschäftigen."

Auch Dorothea Kleine, Referentin beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin, empfiehlt Hedgefonds lediglich versierten Anlegern: "Nur wer den Verlust des eingesetzten Kapitals notfalls verkraften kann und das Risiko kennt, sollte sein Geld in Hedgefonds anlegen." Als Altersvorsorge oder für das langfristige Sparen seien Hedgefonds völlig ungeeignet.

RISIKO VON HEDGEFONDS

Wegen des hohen Risikos von Hedgefonds sieht das Investmentmodernisierungsge setz Schutzmechanismen für Anleger vor. Dem vom Bundeskabinett im August verabschiedeten Gesetz hat am 28. November der Bundesrat zugestimmt, so dass es ab 1. Januar 2004 in Kraft treten kann.

Die Verkaufsprospekte müssen dem Gesetzentwurf zufolge einen eindringlichen Warnhinweis enthalten: "Der Bundesminister der Finanzen warnt: Bei diesem Investmentfonds müssen Anleger bereit und in der Lage sein, Verluste des eingesetzten Kapitals bis hin zum Totalverlust hinzunehmen."

Verbraucherschützerin Kleine reichen diese Sicherungen nicht aus.

"Wir fordern, dass eine ausführliche Beratung über die Risiken und die Funktionsweise des jeweiligen Produktes vorgeschrieben wird. Außerdem soll der Käufer nachweisen, dass er Erfahrungen mit riskanten Anlageprodukten hat, bevor er einen Hedgefonds kaufen darf", sagt Kleine.

Wer sich das Investment in Hedgefonds zutraut, sollte sich intensiv mit dieser Anlageform beschäftigen. "Man sollte sich die Leistung eines Produktes in der Vergangenheit anschauen. Das sagt zwar nicht unbedingt etwas über die Performance in der Zukunft aus. Wenn ein Fonds aber über viele Jahre eine gute Rendite hatte, ist das schon mal ein Anhaltspunkt", erläutert Aktionärsschützer Straub.

GENAUE ERLÄUTERUNG

Dorothea Kleine empfiehlt Anlegern, die sich für eine Investition in Hedgefonds entscheiden, sich das Produkt genau erläutern zu lassen. Markus Straub rät außerdem, das Gebührenmodell des Produkts in den Blick zu nehmen: "Wann gewinnt der Fondsmanager und wann gewinne ich? Diese Frage ist entscheidend."

Inzwischen haben bereits einige Fondsgesellschaften angekündigt, Dach-Hedgefonds im kommenden Jahr anzubieten. Dass bereits ab dem 1. Januar diese Fonds für deutsche Privatanleger verfügbar sind, gilt jedoch bei Branchenvertretern am Finanzplatz Frankfurt als ausgeschlossen. Schließlich müssen die Produkte erst von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) genehmigt werden. "Wir rechnen damit, dass wir unseren Dach-Hedgefonds Mitte bis Ende des ersten Quartals anbieten werden", erläutert zum Beispiel Anke Hallmann von Deutsche Bank-Tochter DWS.

Auch andere deutsche Fondsanbieter haben nach Angaben des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) in Frankfurt die Absicht, im Jahr 2004 Hedgefonds anzubieten. Die ausländischen Fondsanbieter sind hingegen noch zurückhaltend. "Die meisten unserer Mitgliedsunternehmen warten noch ab, bevor sie über die Auflage eines Dach-Hedgefonds in Deutschland entscheiden", sagt Markus Erb vom Verband der Auslandsbanken./kn/DP/sk

----Von Sebastian Knoppik, dpa----

Quelle: DPA-AFX
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