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Alt 23-12-2003, 23:10   #24
cade
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so viel kann die hypo nicht wert sein.


MÜNCHEN (dpa-AFX) - Auch ein Jahr nach seinem Amtsantritt und nach einem
radikalen Konzernumbau sieht sich HypoVereinsbank<HVM.ETR>-Chef noch lange nicht
am Ziel. Wenn seine Aufgabe ein 3.000-Meter-Hindernislauf sei, dann habe er
vielleicht gerade einmal 1.000 Meter hinter sich, ist der 56-Jährige überzeugt.
Dennoch ist ihm in seinem ersten Jahr gelungen, was ihm nur wenige in der
Branche wirklich zugetraut haben: Trotz weiter bestehender Risiken kann die
HypoVereinsbank vorsichtig zuversichtlich ins neue Jahr gehen. Zurückzuführen
ist dies vor allem auf die radikale Schrumpfkur, die Rampl ihr verordnet hat.
Der Banker an der Spitze räumt aber ein: "Ich habe auch Glück gehabt."

Rampls Vorgänger Albrecht Schmidt hatte sich vor einem Jahr mit dem ersten
Verlust in der Konzerngeschichte in den Aufsichtsrat verabschiedet. "Die Bank
stand am Abgrund", sagt Konrad Becker, Analyst bei der Privatbank Merck Finck.
Rampl habe beim Amtsantritt angekündigt, eine weitere Herabstufung der Bank
durch die Rating- Agenturen verhindern zu wollen, die Konzernstruktur zu
vereinfachen und die neue Bank in die schwarzen Zahlen zurückzuführen. "Es sieht
im Moment so aus, als ob das alles erreicht wurde." Der Aktienkurs hat sich seit
dem Frühjahr jedenfalls verdreifacht.

MITVERANTWORTUNG FÜR MISERE

Bei Rampls Wechsel an die Spitze hatten viele Experten darauf hingewiesen,
dass er als alter HVB-ler für die Misere Mitverantwortung trage. Rampl hatte
seine Karriere nach dem Realschulabschluss 1968 als Lehrling bei der damaligen
Vereinsbank gestartet. Den Betriebswirt machte er später in Abendkursen. Unter
anderem nach einem längeren Engagement in den USA und bei der BHF- Bank rückte
er 1995 in den Vorstand auf und leitete dort zuletzt das Firmenkundengeschäft,
das für einen guten Teil der Probleme verantwortlich war. Zudem ist Rampl in
seinem Auftritt kein typischer Spitzenbanker. Als er sich bei der
Hauptversammlung auf die Bühne schwang, klatschte er erst einmal einen
Vorstandskollegen ab.

Doch in der Branche ist der Respekt gestiegen. Eine der wichtigsten Aufgaben
Rampls als Konzernchef war es, die immensen Kreditrisiken der HypoVereinsbank zu
reduzieren. Die HVB hat das dickste Kreditbuch aller Banken in Europa. In der
Krise rächte sich dies. Eine milliardenschwere Risikovorsorge drückte die Bank
in die Verlustzone. Rampl, der intern nicht unbedingt als durchsetzungsstark
galt, griff hart durch. 2003 wurden trotz schwierigen Umfelds unter anderem die
Bank Austria an die Börse gebracht, die Norisbank verkauft, das Geschäft mit
Gewerbeimmobilien komplett abgespalten, die Privatbank BethmannMaffei verkauft
und die Integration der Vereins- und Westbank beschlossen.

SPRAKURS - ANALYST BEFÜRCHTET ABSCHREIBUNGSBEDARF

Trotz der Fortschritte in diesem Jahr ist die HVB noch lange nicht in
Sicherheit. Die akuten Schwierigkeiten sind überstanden, nun sei der Innenausbau
an der Reihe, ist Rampl überzeugt. Nach Einschätzung von Analyst Becker muss der
Sparkurs zwar weiter verfolgt werden, im Konjunkturaufschwung komme es aber vor
allem darauf an, die Erträge zu steigern, um wieder richtig Geld zu verdienen.
Auf Verkaufserlöse kann die HVB dabei 2004 nicht setzen. Zudem schlummern immer
noch Risiken in den Kreditbüchern, auch bei der Beteiligung an der Münchener
Rückversicherungs-Gesellschaft AG <MUV2.ETR> könnte Abschreibungsbedarf
entstehen, warnt Becker.

Ohnehin muss der neue Vorstandschef auch bald aufzeigen, wohin für ihn die
Reise gehen soll. "Rampl ist der richtige Mann für die Sanierung, die gerade
läuft, das kann er", sagt ein intimer HVB- Kenner. Ob er allerdings auch
Visionen für die nächsten Jahre entwickeln könne, sei zweifelhaft. Von der Idee
der "Bank der Regionen" habe sich die HVB schon weitgehend verabschiedet, sagt
ein anderer Branchenkenner. Momentan sei sie eine vor allem in Süddeutschland
und Osteuropa starke Bank, die sich offenbar auf das Privatkundengeschäft
konzentrieren wolle.

Ohnehin sind sich aber die meisten Experten einig, dass die HypoVereinsbank
bei der anstehenden Branchenkonsolidierung eine entscheidende Rolle spielen
werde. Entweder werde das Drei-Säulen- Modell aufgebrochen und es beginne ein
Übernahmekampf um die großen Sparkassen. Oder, was wahrscheinlicher ist, es
kommt doch noch zu Zusammenschlüssen zwischen den großen privaten
Kreditinstituten. Eine Ehe von HVB und Commerzbank <CBK.ETR> gilt dabei weiter
als die wahrscheinlichste Variante./ax/DP/she

---Von Axel Höpner, dpa---



Quelle: News (c) dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH
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cade
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