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Alt 23-01-2004, 17:30   #10
cade
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PARIS (dpa-AFX) - Für viele Börsianer ist die Geschichte einfach zu schön,
um falsch sein zu können: Der deutsch-französische Pharmakonzern Aventis
<PAVE.PSE> <AVE.ETR> fusioniert mit Sanofi-Synthelabo <PSAN.PSE> <SNW.ETR> zum
zweitgrößten Pharmakonzern der Welt. Der Weltmarkt würde neu geordnet, die alte
Frankfurter Hoechst AG wieder einmal in neue Strukturen eingebunden - und
diverse Aktionäre um einiges reicher.

SEIT MONATEN FUSIONSGERÜCHTE

Seit Monaten werden in Paris die Fusionsgerüchte mit gezielten
Indiskretionen geschürt. Richtig Schwung kam aber in die Sache, als die
Analysten von Exan im Herbst 2003 eine "Fusionssimulation" erstellten, mit der
Sanofi praktisch gedrängt wurde, die viel größere Aventis SA zu schlucken. Zwar
hatte Aventis alleine in den ersten neun Monaten 2003 mit 12,4 Milliarden Euro
die Hälfte mehr umgesetzt als Sanofi im Gesamtjahr 2003 mit 8,05 Milliarden
Euro. Aber gemessen am Börsenwert bringt Sanofi etwas mehr auf die Waage als
Aventis. Die Gelegenheit zur Übernahme wäre zu schön.

Aventis will aber nicht. Der Straßburger Konzern beteuert, es gebe keine
Fusionsgespräche und man setze auf internes Wachstum. Auch Sanofi hat auf
Anfrage der Pariser Börsenaufsicht entsprechende Berichte dementiert. Die
Fusionsgerüchte konnte das nicht ersticken. Denn Sanofi könnte auch eine
feindliche Übernahme starten - ohne Verhandlungen. Eine solche Attacke soll
bisher allerdings an der Uneinigkeit der Sanofi-Aktionäre TOTAL SA <PFP.PSE>
<TOTB.FSE> und L'Oreal SA <POR.PSE> <LOR.FSE> gescheitert sein.

AVENTIS-KAPITAL BREIT GESTREUT

Der Ölkonzern und der Kosmetikanbieter beherrschen zusammen 43 Prozent des
Kapitals und 63 Prozent der Stimmrechte von Sanofi. Total hat mit
Übernahmeattacken auf größere Konkurrenten gute Erfahrungen gemacht: Der Konzern
hat sich (neben FINA) 1999 den Elf-Konzern einverleibt und steht prächtig da.
Zudem ist das Aventis-Kapital breit gestreut und nicht "verriegelt" wie bei
Sanofi. Total könnte die Chance nutzen, um bei der Pharmafusion aus dem Geschäft
mit Medikamenten auszusteigen und dabei richtig Kasse zu machen. 7 Milliarden
Euro Gewinn wären bei den jetzigen Börsenkursen drin.

Für L'Oréal sieht die Sache aber anders aus: Bisher sitzt der
Kosmetikkonzern mit 19,5 Prozent als Total-Partner bei Sanofi mit am Steuer und
zieht ein Viertel seines Gewinns aus dem Pillenanbieter. Nach einer Fusion würde
L'Oréal weniger als 10 Prozent am neuen Pharmariesen halten - kaum mehr als eine
Finanzbeteiligung. Dass das der Aufsichtsratschefin Liliane Bettencourt gefallen
würde, die mit ihrer Familie die Mehrheit an der L'Oréal-Mehrheitseignerin
Gesparal hält, gilt in Paris als unwahrscheinlich.

AKTIONÄRSPAKT

Bis zum 2. Dezember 2004 ist Total noch mit einem Aktionärspakt an L'Oréal
gebunden. Aber vielleicht können die Ölmanager die Patriarchin ja schon vorher
überzeugen, dass eine - freiwillige oder feindliche - Pharmafusion sich lohnt.
Die Pariser Börse glaubt jedenfalls gerne daran./hm/DP/sk

----Von Hans-Hermann Nikolei, dpa----



Quelle: News (c) dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH
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cade
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