Für die 22. Kalenderwoche 2002
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem die Charttechnik geknackt ist, geht der Euro durch die Decke. Mein nächstes Kursziel, bei dem es wieder spannend wird, liegt bei 0,95 bis 0,96 Dollar. Mit einem Abprallen an dieser Marke rechne ich fest, denn die laufende Rallye hat (noch) keinen Boden.
Zu den wichtigsten Ereignissen der Woche:
Die Step-Up Anleihen bei AT&T kommen nach der Herabstufung in Fahrt. Moody's hatte in dieser Woche das Rating um zwei Stufen auf "Baa2" heruntergezogen. Damit steigen die Kupons der drei von mir empfohlenen Anleihen um jeweils 25 Basispunkt auf 6,25% (WKN 778 989), 6,50% (WKN 779 065) und 7,55% (WKN 779 067). Die Erwartungen gehen zudem dahin, daß 1) S&P nachzieht und damit die Kupons um weitere 25 Basispunkte steigen und 2) das Rating sogar weiter auf "Baa1" bzw. "BBB-" fallen wird, was die Kupons um weiter 25 bis 50 Basispunkte anheben würde. Grund zur Freude besteht allerdings nur wenig, denn:
Einen Sell-Off wie bei Worldcom kann ich nicht ausschließen. Ich hatte Ihnen die Hintergründe, die zu dem harschen Kursverfall bei Worldcom führten, genau dargestellt. Die Situation bei AT&T unterscheidet sich eindeutig von der Worldcom's. Das begründet sich insbesondere auf den Verkauf der Kabelsparte an Comcast, was die Schuldenlast von AT&T auf "nur" noch 20 Mrd. Dollar drücken wird. In der Spitze hatte AT&T, ähnlich wie aktuell die Deutsche Telekom, 65 Mrd. Dollar Schulden angehäuft. Da der Deal mit Comcast unter Dach und Fach ist, AT&T also in Zukunft deutlich entlastet werden wird, kann ich das aggressive Vorgehen von Moody's nur bedingt verstehen. Ich empfehle Ihnen, in den Anleihen engagiert zu bleiben, vor allem, da die Step-Up Kupons das gestiegene Risiko mit einer höheren Rendite ausgleichen.
Der steigende Preisdruck belastet das Geschäft von Alcatel. Die sinkende Nachfrage, begründet in den geschrumpften Budgets und dem Ausfall zahlreicher potenter Kunden, sorgt in der Branche der Telekomzulieferer für einen immer größer werdenden Angebotsüberhang. Hinzu kommt noch ein äußerst liquider "Sekundärmarkt", da in der Regel die Ausrüstung der in Konkurs gegangenen Kunden billig und schnell versilbert wird.
Das UMTS Segment hat zudem eigene Schwierigkeiten. Wie gestern Morgen zu hören war, haben nahezu alle großen europäischen Telefongesellschaften begonnen, die Verträge zur Lieferung von UMTS-Ausrüstung mit ihren Zulieferern neu zu verhandeln. Die Preise sind in den letzten 24 Monaten im Schnitt um 50% gesunken. Telefongesellschaften, die sich frühzeitig gebunden haben, drängen nun auf Nachlässe. Ich werde im neuen Anleihen-Compass 06/02, der am kommenden Dienstag bei Ihnen sein wird, noch einmal auf die aktuellen Hintergründe bei Alcatel eingehen und über das weitere Vorgehen entscheiden.
Fortis lag im 1. Quartal über den Erwartungen. Die Muttergesellschaft der Fortis Bank konnte in den ersten drei Monaten die Zinserträge steigern, während gleichzeitig die Rückstellungen für problematische Kredite um ganze 54% sanken. Das Ergebnis stieg somit um 4,8% auf 850 Mio. Euro bzw. 0,66 Euro pro Aktie im Vergleich zum Vorjahresquartal. Ein ausgezeichnetes Ergebnis, allerdings muß, aufgrund der deutlichen Veränderung, die Frage gestellt werden, in wie weit die Auflösung der Rückstellungen dem Ergebnis dienen sollte und in wie weit den echten Risiken Rechnung getragen wurde. Bei Konkurrenten, wie der niederländischen ABN Amro, sind die Rückstellungen im 1. Quartal nämlich noch deutlich gestiegen. Ich kann daraus allerdings keinen akuten Handlungsbedarf ableiten und bleibe daher engagiert.
Quelle:fmresearch
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Schöne Grüße
arpad
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