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Alt 06-06-2015, 10:09   #368
Benjamin
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Griechenland-Termine mit Einfluss auf die Märkte:

12. Juni 2015: Fällige Staatsanleihen und Kredite (3,6 Milliarden Euro muss Athen diesmal für den Rückkauf der Papiere von Banken und anderen Geldgebern bezahlen.)

Bis zum 14. Juni müssen Griechenland und die EU-Partner auf ein Reformprogramm verständigt haben. Sonst kann z. B. der Bundestag kaum noch seine nötige Zustimmung für die Auszahlung der Rettungsgelder geben.
Bis dahin üben besonders die USA, Japan und Kanada Druck auf Merkel aus, das griechische Schuldendrama schnell zu beenden. Sie sind schon länger irritiert, dass es der Währungsgemeinschaft nicht gelingt, das Problem in den Griff zu bekommen. Insbesondere die USA sehen in dem Schuldendrama eine Gefahr für die ohnehin schon fragile Weltwirtschaft.
Der IWF pocht darauf, dass nach Zugeständnissen an Griechenland die Schuldentragfähigkeit des Landes weiter bestehen müsse – notfalls müsse ein Schuldenschnitt dafür her. Andernfalls müsse sich der Fonds aus der Rettung Athens zurückziehen. Einen Schuldenschnitt kann sich Merkel aber politisch kaum leisten, da die deutschen Steuerzahler dann Geld verlieren würden. Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschla...rsprecher.html

19. Juni 2015: Rückzahlung von Staatsanleihen, fast zwei Milliarden Euro werden fällig.

Am Dienstag, den 30. Juni 2015 endet die Laufzeit des zweiten Hilfsprogramms für Griechenland (Ende Februar hatten Griechenland und die Eurogruppe vereinbart, das zweite große Hilfsprogramm bis Ende Juni zu verlängern.). Griechenland hat beim IWF Zahlungsaufschub erhalten und soll seine vier im Juni fälligen Kreditraten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) erst an diesem Tag gebündelt zurückzahlen. Mir ist nicht klar, ob das real alle Junirückzahlungen Griechenlands an alle Gläubiger betrifft (auch die am 12. und am 19. Juni) oder nur diejenigen an den IWF. Insgesamt sind in den nächsten Juniwochen/Ende Juni gut 1,5 Mrd.€ an den IWF und knapp 3,5 Mrd. € an die EZB zurückzuzahlen, zusammen also rund 5 Mrd. €.

Insgesamt hatte Griechenland bis März 2015 öffentliche Kredite von den Institutionen und EU-Staaten in Höhe von 325 Milliarden €erhalten, die zu je einem Drittel flossen in:
  • die Finanzierung des griechischen Leistungsbilanzdefizits (durch einen gleich hohen Überschuss in der Kapitalbilanz, der aus den EU-Krediten stammte)
  • die Schuldentilgung
  • die Kapitalflucht griechischer Bürger und Einrichtungen ins Ausland
Produktiv in die griechische Wirtschaft floss also von all diesem vielen Geld also praktisch nichts! Quelle: http://www.n-tv.de/wirtschaft/Ifo-Ch...e15240426.html
Zum Vergleich: Der gesamte Bundeshaushalt 2015 von Deutschland beträgt "nur" 299,1 Mrd. €, das sind 92% der o. g. €-Kreditsumme an Griechenland (325 Milliarden €), die zwischen April 2010 und März 2015 floss. Griechenland hat mit rund 11,1 Millionen Bürgern nur rund 1/8 der Bevölkerung Deutschlands.

Bis zum 30. Juni 2015 muss über eine Verlängerung des Ende Juni auslaufenden zweiten Rettungsprogramms für Griechenland entschieden werden, um Griechenland über den Sommer zu bringen - wenn die EU-Entscheider das denn unbedingt wollen. Um so eine Verlängerung zu finanzieren (= um die in der Verlängerungszeit fälligen Kreditrückzahlungen aus EU-Steuermitteln zu leisten) könnten formal Griechenland 10,9 Milliarden Euro bereitgestellt werden, die es aber nie real erhält, weil das Geld gleich als Kreditzahlung überweisen wird an EZB und den IWF. Das Geld liegt derzeit beim Euro-Rettungsschirm EFSF - und soll grundsätzlich nicht zur Finanzierung des griechischen Staates zweckentfremdet werden - aber Rettungssucht macht unsere EU-Entscheider wohl kompromissbereit?
So eine Verlängerung macht aber nur Sinn, wenn anschließend ein drittes Hilfsprogramm verhandelt würde, man munkelt über rund 50 - 80 Milliarden Euro frisches Geld für Griechenland.
Das Problem für Merkel und all die anderen völlig verzweifelten Rettungssüchtigen: Der Bundestag und andere Parlamente in der EU müssten einer Verlängerung der Hilfen zustimmen! Meine Meinung: CSU und Teile der CDU werden Merkel dabei evtl. nicht folgen. Es gäbe zwar eine Abstimmungsmehrheit für die Verlängerung der Bankenhilfen durch die Stimmen von SPD, Grünen, Linken und Teilen der CDU. Aber Merkel müßt mit ansehen, dass Teile Ihrer Fraktion ihr als Chefin von der Fahne gehen. Das wäre für Merkel eine sehr riskante Nummer, sie riskiert dabei ihre Kanzlerschaft - obwohl sie diese konkrete Abstimmung wohl gewinnen dürfte. Denn ein Abweichungs-Präzedenzfall in ihrer eigenen CDU-Fraktion wäre geschaffen; sie hätte sich in diesem Fall nur mithilfe der Opposition - gegen Teile ihrer eigenen Fraktion - durchgesetzt. Das ginge nicht mehr lange gut, schätze ich, könnte gut in Neuwahlen enden, welche der CDU mächtig Stimmenverluste einbringen dürfte. Logisch wäre in vielerlei Hinsicht, wenn Merkel hart bliebe gegenüber Griechenland. Aber derzeit macht es den Eindruck, als ob Merkel nach dem Motto vorgeht: "Koste es, was es wolle, Hauptsache kein Grexit!".
Dabei wäre ein Grexit sowohl ein Fluch als auch ein Segen, denn "nur wenn das Scheitern der Pläne von Tsipras offenbar wird, kann Griechenlands Politik von dem Mythos befreit werden, dass die extreme Linke eigentlich alles besser kann“, sagt ein liberaler griechischer Ökonom, der nun für eine internationale Organisation arbeitet.

10. Juli 2015: Fällige Staatsanleihen, ca. zwei Milliarden Euro


Man erkennt leicht: Wohl im Juni oder spätestens im Juli bricht das Kartenhaus zusammen. Die absehbare Zinserhöhung der Fed (vermutlich im September) trägt ein Übriges zum Trendwechsel an den Märkten bei.


Hier mal der DOW JONES INDUSTRIAL AVERAGE INDEX,
- einmal aktuell und einmal mit Gemahle von mir:

Es sollte nun nicht mehr (zumindest nicht für länger als ein paar Stunden) unter das Tief vom gestrigen Freitag rutschen (bei 17.822,9 Punkten).
These: Um den US-Nationalfeiertag am Freitag, den 3. Juli herum sollte das Top bei den US-Aktienindices erreicht und eine langfristige Trendwende nach unten eingeleitet werden, vermutlich in der Woche unmittelbar danach, also im Bereich 6. - 10. Juli.
Wäre , wenn das stimmen würde.


Angehängte Grafiken
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Geändert von Benjamin (07-06-2015 um 22:10 Uhr)
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