Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 05-08-2003, 12:36   #19
Aphex
Gast
 
Beiträge: n/a
DAX-Aufnahme Mitte August wird zum Kopf-an-Kopf-Rennen

Zu einem Fotofinish wird es wohl am 19. August kommen, wenn die Deutsche Börse ihre Entscheidung zum DAX-Auf- bzw Abstieg bekannt gibt. Bis spätestens zum 6. August wird das Institut nach eigenen Angaben seine vorläufige und entscheidende Rangfolgeliste per Ende Juli veröffentlichen. Schon in den vergangenen Wochen begannen die Marktteilnehmer insbesondere bei zwei Werten zuzugreifen. "Es gibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen für die Aufnahme in den DAX zwischen T-Online und Continental", sind sich Index-Analysten und Händler einig. Eines scheint ihnen sicher, MLP wird den deutschen Leitindex verlassen müssen.

Schon mehrere Quartale hintereinander scheiterte MLP vor allem am Kriterium der Marktkapitalisierung, wo sich der Finanzdienstleister aktuell auf Platz 44 befindet. Die so genannte 35/35-Regel, bei der Börsenumsatz und die Freefloat-gewichtete Börsenkapitalisierung berücksichtigt werden, wird somit durch MLP verletzt. Da die Deutsche Börse sich in der Vergangenheit aber schon öfter aus Gründen der Indexkontinuität trotz einer Verletzung gegen eine Umbildung entschieden hat, ist noch nichts entschieden. Denn beim Volumen ist MLP aktuell auf Platz 30 noch relativ gut positioniert. Der Unterschied zur Vergangenheit ist lediglich, dass es mit T-Online, Continental und Beiersdorf gleich drei Kandidaten gibt, die beide Kriterien erfüllen.

Bei der Marktkapitalisierung liegen T-Online auf Platz 29, Continental auf 30 und Beiersdorf auf 31. Ebenfalls weit besser als MLP, aber durch das Kriterium des Umsatzes wohl noch nicht für die DAX-Aufnahme prädestiniert, liegt Puma auf 32. "Es wird wohl eine Art Gewissensentscheidung für das Gremium. Mit T-Online würde die Deutsche Börse natürlich ihr Zugpferd für den TecDAX verlieren. Zudem hat sich bei Siemens, Infineon und Epcos gezeigt, dass die Aktienkurse stark korrelieren, was auch gegen T-Online sprechen würde. Gegen Continental spricht, dass schon drei Vertreter aus der Automobilbranche im DAX gelistet sind", so ein Analyst.

Er glaubt, dass die Entscheidung in jedem Fall zwischen diesen beiden Werten fallen wird. Bei Beiersdorf belasten seiner Ansicht nach vor allem die anhaltenden Übernahmegerüchte. "Ich glaube nicht, dass die Deutsche Börse eine Aktie in den DAX aufnimmt, die sie dann gleich wieder aufgrund eines Streubesitzes unter fünf Prozent rauskicken müssen", so ein Händler. Bei Wella wird das demnächst wohl der Fall sein. Zwei volle Handelstage nach Abschluss der möglichen Übernahme durch Procter & Gamble soll Indus außerplanmäßig den SDAX verlassen und im MDAX gelistet werden.

Für die zweite Reihe der deutschen Werte gilt grundsätzlich die 60/60-Regel. Schlecht sieht es hier von allem für Teleplan aus. Bei der Marktkapitalisierung hatte das Unternehmen in der Juni-Liste der Deutschen Börse nur den 70. Platz nach Rang 75 im Mai bekleidet. "Das ist wohl der Grund, warum die Papiere schon länger unter Druck stehen und sich diese Tendenz auch noch verschärfen könnte", so ein Marktteilnehmer. Als mögliche Ersatzkandidaten werden unter anderem Holsten-Brauerei oder Gildemeister gehandelt. Nach Aussage von Beobachtern dürfen sich die "fallen angels" des Neuen Marktes comdirect und EM.TV ebenfalls noch Außenseiterchancen ausrechnen.

Im TecDAX gleicht die Spekulation ob der Auf- bzw Abstieg einem noch größerem Vabance-Spiel. "Zunächst muss man sich ohnehin erst einmal die Frage stellen: Wer will überhaupt da rein", so ein Analyst ironisch. Mit Teles ist am Freitag schon ein Unternehmen vorgeprescht, das seine Ambitionen auf den TecDAX via Adhoc-Mitteilung anmeldete. Teles hatte veröffentlicht, dass das Unternehmen entsprechend dem Leitfaden der Deutschen Börse AG am 1. September in den TecDAX aufgenommen wird. Sollten Änderungen vorgenommen werden, würden diese ohnehin erst am 19. September nach Handelsschluss in Kraft treten, so ein Sprecher der Deutschen Börse in einer ersten Reaktion.

Finanzkreise halten die Aufnahme von Teles für unwahrscheinlich. Sollte T-Online in den DAX aufrücken seien Drägerwerk und Freenet die viel aussichtsreicheren Kandidaten, heißt es aus dem Handel.
  Mit Zitat antworten