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Alt 20-12-2007, 20:45   #20
Benjamin
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Donnerstag, 15. November 07
BAHNSTREIK
Es fahren mehr Züge als man glaubt

In Bayern rollt mindestens jeder zweite Zug und pünktlich fast jeder ICE. In München die S-Bahn gerade Mal im Stundentakt. "Bahnstreik total" heißt es in den Schlagzeilen. Aber es fahren mehr Züge, als man glaubt.

Das Land trifft gerade der größte Bahnstreik der Geschichte. Aber die Ersatzfahrpläne scheinen einigermaßen zu funktionieren. 500 Busse hat die Bahn bundesweit zusätzlich im Einsatz.

Wie schauts am Passauer Hauptbahnhof aus? Hier die Anzeigentafel. ICE und Fernzüge sind fast alle pünktlich. Die Regionalbahn nach Platling dagegen fällt schon mal aus.
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Bahnstreik: Zugfahren – entspannt wie nie
Trotz Streiks bleibt das Chaos an den NRW-Bahnhöfen aus – vier Erfahrungsberichte.
26.10.2007

Düsseldorf. Sie waren früher aufgestanden, hatten sich auf das Schlimmste eingestellt – und waren mehr als positiv überrascht. Vier Mitarbeiter unserer Zeitung kamen trotz Bahnstreiks pünktlich zur Arbeit – und entspannter als an normalen Tagen.

Stell’ dir vor, es ist Streik und keiner kommt zu spät. Ich bin viel zu früh am Bahnhof Goch, in Sorge, nicht rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Sie ist unbegründet: Der Zug, der nun ein statt zwei Mal stündlich fährt, kommt beinahe pünktlich. In meinem Waggon ist es recht leer. Viele haben die Straße den Schienen vorgezogen.

Die Stimmung ist entspannt, vom Streik wird gar nicht geredet. Erst, als in Düsseldorf meine Sitznachbarin ihren Koffer von der Ablage hievt und der Schaffner per Lautsprecher noch einen schönen Tag wünscht. „Früher haben sie uns noch eine schöne Weiterfahrt gewünscht“, sagt die Dame. „Das verkneifen sie sich heute.“ Man weiß schließlich nie. Ich verlasse den Zug und bin eine Stunde vor Dienstbeginn am Arbeitsplatz.
Ich hatte mich wegen des Streiks auf das Schlimmste eingestellt. Aber im Kölner Bahnhof war alles halb so schlimm. Reisende von Köln nach Düsseldorf kamen pünktlich an. Auch Pendler mit Nahverkehrsausweisen konnten die ICE Richtung Düsseldorf benutzen. Wer allerdings die Regionalbahnen benutzen musste, weil er beispielsweise nach Opladen wollte, hatte die schlechte Karte gezogen: Die Hälfte der Regionalbahnen fiel komplett aus.

Noch nie bin ich so entspannt in den neuen Arbeitstag hinein gefahren! Der Essener Hauptbahnhof, auf dem üblicherweise um diese Uhrzeit das Getümmel von frühen Pendlern, Auszubildenden und Schülern herrscht, liegt friedvoll still da. Ein einziger Regionalexpress, mit dem ich hätte in Richtung Düsseldorf fahren können, ist ausgefallen.

Aber ein freundlicher, bemerkenswert solidarisch gestimmter Bahnangestellter gibt mir den Ratschlag, gleich den EC nach Chur zu nehmen, was die heute ebenso warmherzige Lautsprecherstimme bestätigt: Mit Bahntickets des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr bis Köln im EC/IC. Da lässt man sich doch gerne im Speisewagen mit einem Cappuccino verwöhnen. Ein einziges Ungemach widerfährt mir auf der Reise – indes erst im Wagen der Düsseldorfer Rheinbahn: Der bleibt kurz vor dem Ziel minutenlang in einem Tunnel stecken.

Um kurz nach 9 Uhr sind die Bahnsteige in Wuppertal-Elberfeld so leer wie sonst kaum in den Schulferien. Die wenigen, die vereinzelt am Gleis 1 stehen, wirken entspannt. Auch, als per Lautsprecher durchgesagt wird, dass Züge nach Bonn und Dortmund ausfallen. Ein Streikfahrplan hängt nirgends, doch zwei Mitarbeiter der Deutschen Bahn geben Auskunft. „Düsseldorf? Der nächste Zug fährt um 9.26 Uhr, dann um 9.58 Uhr. Alles nach Plan also.

Die S-Bahnen Richtung Mönchengladbach fahren alle 30 statt 20 Minuten. Überpünktlich fährt der Regionalexpress ein. Kein Gedrängel um freie Plätze. Der Zug passiert Vohwinkel, Haan, Erkrath, Flingern – überall sind die Bahnsteige menschenleer. Anders als die Autobahn, die man aus dem Fenster heraus sieht und wo sich die Autos unendlich stauen. Um 10.22 Uhr und damit mehr als pünktlich erreicht der Zug sein Ziel. „Willkommen in Düsseldorf Hauptbahnhof.“ Nie war Zugfahren entspannter.

Geändert von Benjamin (20-12-2007 um 20:55 Uhr)
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