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Alt 17-07-2002, 11:50   #6
arpad
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Für Mittwoch, den 17. Juli 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin kein Wendehals. Wer nach dem gestrigen Erscheinen des Nasdaq Inside etwas verwirrt über die Aussagen auf Seite 1 war, insbesondere im Kontrast zu den Aussagen der vorigen Woche, stellt sich vielleicht die Frage, ob ich meine Fahne in jeden Wind hänge. Nein! Definitiv nicht. Die Aussage aus Ausgabe 29/02 verstehen Sie bitte langfristig, also gesehen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Aussagen aus Ausgabe 28/02 sind kurzfristig zu sehen, also über einen Zeitraum von heute bis zum Ende des Jahres. Beide Aussagen sind also komplementär zueinander. Ich werde darauf in der kommenden Ausgabe noch einmal eingehen. Doch nun zu den Märkten:

Die Entscheidung des Aufsichtsrats der Telekom ist eine Enttäuschung. Sommer rauszuwerfen ohne einen alternativen Manager mit Format zu präsentieren, ist eine unnötige Belastung für die Aktionäre. Der nun präsentierte Helmut Sihler ist ein alter Henkel Mann von 72 Jahren und wird den Telekom Konzern während der Suche nach einem neuen Spitzenmanager lediglich verwalten. Also Stillstand. Gerade jetzt, wo die Telekom einen handlungsfähigen Vorstand benötigt.

Zu den Quartalszahlen:

Apples Abschneiden war eine kleine Enttäuschung. Die Umsätze fielen im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht um 3,1% auf 1,43 Mrd. Dollar, während das Ergebnis um 47,5% auf 32 Mio. Dollar schrumpfte. Der neue iMac hat sich im 2. Quartal schlechter verkauft als erwartet. Die Euphorie des Neuen ist angesichts der allgemein widrigen Umstände schneller verflogen als erhofft. Nicht zuletzt die Preiserhöhung, die sich im nachhinein als übereilt herausgestellt hatte, dürfte das Interesse Kunden zusätzlich abgekühlt haben. Der Absatz des iMac fiel im Vergleich zum 1. Quartal um 21% von 220.000 auf 173.000.

Die Aussichten für das laufende Quartal und eine wesentliche Veränderung in der Bilanzstruktur werde ich am kommenden Dienstag im neuen Nasdaq-Inside 30/02 besprechen.

AT&T Wireless profitiert wie erwartet von Nextel Communications. Nextel konnte im 2. Quartal einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 387 Mio. Dollar bzw. 0,37 Dollar pro Aktie erwirtschaften. Der erste Gewinn seit dem das Unternehmen 1992 an die Börse ging! Im Vorjahresquartal wies Nextel noch einen Verlust nach Steuern von 369 Mio. Dollar bzw. 0,56 Dollar pro Aktie aus. Die Erwartungen der Analysten lag für das abgelaufene Quartal bei einem Verlust (!) von 0,24 Dollar pro Aktie. Der Umsatz stieg um 25% auf 2,15 Mrd. Dollar. Nextel konnte den Stamm seiner Kunden um 471.000 auf 9,64 Mio. steigern und plant die Zahl der Kunden bis zum Jahresende auf 10,7 Mio. Dollar zu steigern.

Bei einem Blick hinter die Kulissen tauchen jedoch einige außerordentliche Faktoren auf. Zu dem Rekordergebnis muß einschränkt gesagt werden, daß Nextel aus dem vorfälligen Rückkauf eigener Anleihen einen außerordentlichen Ertrag in Höhe von 139 Mio. Dollar und aus dem Rückkauf von Vorzugsaktien einen außerordentlichen Ertrag von 264 Mio. Dollar erzielte. Ohne diese beiden einmaligen Erträge hätte Nextel einen Verlust in Höhe vom 16 Mio. Dollar ausgewiesen, was aber immer noch eine bemerkenswerte Leistung für Nextel ist.

Kein Wunder also, daß alle Mobilfunkbetreiber von dem Nextel Ergebnis profitierten. Die Aktien von AT&T Wireless schafften es sogar den Abwärtstrend seit Anfang des Jahres nach oben zu durchbrechen, hielten sich bis zum Schluß der Sitzung aber nicht über dem Trend. Ich erwarte den Quartalsbericht am 24. Juli.

Bank One legt ein tolles Quartalsergebnis vor. Das Ergebnis nach Steuern stieg um 27% auf 843 Mio. Dollar bzw. 0,71 Dollar pro Aktie. Analysten hatten im Schnitt mit 0,68 Dollar pro Aktie gerechnet. Damit hat Vorstandsvorsitzender Jamie Dimon erneut bewiesen, daß er Kosten senken kann ohne Strukturen zu zerstören und die Profitabilität nachhaltig steigern kann. Besonders erfolgreich war Dimon bei First USA, dem drittgrößten amerikanischen Emittenten von Kreditkarten. Die Tochter konnte ihren Gewinn um 53% (!) auf 296 Mio. Dollar steigern.

Die Ankündigung, ab sofort Aktienoptionen als Kosten zu buchen, verunsicherte die Wall Street. Dennoch sind die negativen Erwartungen nicht gerechtfertigt. Bank One plant für dieses Jahr die Ausgabe von 19,4 Mio. Optionen mit einem geschätzten Wert von 243 Mio. Dollar. Die Kosten, die über die kommenden fünf Jahre verteilt werden, wird das Ergebnis in diesem Jahr um 0,024 Dollar pro Aktie senken. Davon sind bereits 0,01 Dollar pro Aktie in das aktuelle Quartal eingeflossen. Das dürfte für alle zu verkraften sein. Bank One ist ein Kauf. Ich verbillige meine Position in der Dispoliste und im Depot "Finanzdienstleister" und nehme die Stop-Loss Absicherung zurück.

General Motors schneidet ausgezeichnet ab. Der größte Autokonzern der Welt schaffte es im 2. Quartal den Umsatz um 4,4% im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 48,3 Mrd. Dollar zu steigern. Das Ergebnis nach Steuern stieg von 477 Mio. Dollar bzw. 1,03 Dollar pro Aktie im Vorjahresquartal auf 1,29 Mrd. Dollar bzw. 2,43 Dollar pro Aktie. Der Absatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14%. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Nicht zuletzt, da es die herrschende nihilistische Stimmung an den Börsen widerlegt.

Intel blieb dagegen in jeder Hinsicht unter den Erwartungen. Der weltweit wichtigste Entwickler und Hersteller von Prozessoren wies für das 2. Quartal einen Umsatz von 6,32 Mrd. Dollar aus, was Stagnation im Vergleich zum Vorjahresquartal und einem Rückgang um 6,8% zum Vorquartal entspricht. Die Umsatzerwartungen lagen im Schnitt bei 6,34 Mrd. Dollar. Das Ergebnis nach Steuern konnte sich mit 446 Mio. Dollar bzw. 0,07 Dollar pro Aktie zwar um 127,6% im Vergleich zum Vorjahr verbessern, fiel aber um 52% im Vergleich zum Vorquartal. Sichtbarer wird das Problem auf der Ebene exklusive Aufwendungen. Hier erwirtschaftete Intel lediglich 0,09 Dollar pro Aktie, nach 0,12 Dollar pro Aktie im Vorjahresquartal und 0,15 Dollar pro Aktie im Vorquartal.

Gleichzeitig zur Analystenkonferenz kündigte Intel die Streichung von 4.000 Arbeitsplätzen an. Intel hatte bereits 3.000 Arbeitsplätze gestrichen und nach den Anschlägen vom vergangenen September gewarnt, daß man im Zweifel 20.000 Mitarbeiter zu viel hat. Dementsprechend lag die nun angekündigte Zahl unter den Erwartungen der meisten Beobachter der Wall Street.

Intels Aussichten für das laufende Quartal und das 4. Quartal, sowie die Details zur Veränderungen des Investitionsbudgets stelle ich Ihnen im kommenden Nasdaq Inside 30/02 vor.

RealNetworks lag im Rahmen der Erwartungen. Bei einem Umsatz von 43,8 Mio. Dollar, einem Rückgang um 8,6% im Vergleich zum Vorjahresquartal, wies das Unternehmen einen Verlust von 1,56 Mio. Dollar bzw. 0,01 Dollar pro Aktie aus. Gemessen am Nachsteuerergebnis hat sich RealNetworks damit deutlich verbessert, der Verlust im 2.Quartal 2001 lag bei 19,2 Mio. Dollar, aber vor außerordentlichen Aufwendungen hat sich RealNetworks verschlechtert, denn im Vorjahresquartal wurde noch ein Gewinn von 0,01 Dollar pro Aktie erwirtschaftet. Dennoch liegt der Quartalsabschluß insgesamt betrachtet am oberen Ende der Umsatz- und Gewinnwarnung.


Quelle:FM Research
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arpad
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