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Alt 23-12-2005, 21:14   #1
Starlight
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Ausblick 2006 -- Chancen und Risiken für das Neue Jahr 2006

Risiken für die Börsenwonne 2006
von Henrietta Rumberger

Viele Experten erwarten auch im Jahr 2006 zunächst freundliche Börsen. Es scheint, dass Risiken gänzlich ausgeblendet werden. Doch es gibt viele Risiken – auch jenseits der rein konjunkturellen.


Das Spektrum ist groß. Das Thema Terror scheint völlig vergessen, dabei würde ein Anschlag mit der Zerstörungswucht des 11.September 2001 die Börsen ähnlich erschüttern wie es damals der Fall war. Mit Anschlägen muss immer gerechnet werden. Das zeigten bereits die Anschläge von London in diesem Jahr.



Krisenherd Iran

Ein weiteres Risiko für die weltweite Börsenstimmung kommt aus der Politik. Spätestens seit den jüngsten Äußerungen des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadi-Nedschad ist das Thema Iran auf der politischen Wetterkarte mit einem Hurricane zu vergleichen. Johannes Reissner, Leiter der Forschungsgruppe Naher/ Mittlerer Osten bei der Stiftung Wissenschaft und Politik sieht eine „vertrackte Situation“ Immerhin hält er einen Militärschlag der USA gegen das Land für sehr unwahrscheinlich. Ausschließen wollte er einen Schlag aber nicht.





Die Natur ist der größte Feind
Das größte Risiko-Potenzial bergen aber zweifelsohne mögliche Naturkatastrophen und Pandemien. Vor etwa genau einem Jahr wurde Asien von einem Tsunami heimgesucht. Seither versuchen die betroffenen Länder die touristische Infrastruktur wiederaufzubauen. Der Tourismus ist und bleibt einer der wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren in diesen Ländern. Neue Zerstörungen würden die Aktienmärkte empfindlich treffen.





Katrina und ihre Schwestern kommen wieder

Womit im kommenden Jahr auf jeden Fall zu rechnen ist, ist eine Rückkehr von „Katrina“, „Wilma“ und „Rita“ oder anderen Damen. Wie Ernst Rauch, Abteilungsleiter Sturm-,Wetter- und Klimarisiken bei der Münchener Rück im Gespräch mit boerse.ARD.de sagte, wird es in den kommenden Jahren zu einer steigenden Hurrikan-Aktivität kommen. Die Zahl der Stürme selbst steigt und ihre Wucht nimmt zu. Alle Wirbelstürme des Jahres 2005 zusammen verursachten einen volkswirtschaftlichen Schaden von 150 bis 170 Milliarden Dollar. Davon muss die Versicherungswirtschaft für knapp die Hälfte aufkommen.




H5N1 birgt explosiven Sprengstoff

Die größte Gefahr für die Weltwirtschaft kommt aber aus einer ganz anderen Richtung. Seit mehr als einem Jahr warnen Forscher vor dem Ausbruch einer neuen Pandemie, also ist einer länderübergreifenden oder sogar weltweiten Epidemie. Die letzte Pandemie kursierte 1968 unter dem Namen Hongkong-Grippe. Sie forderte weltweit rund eine Million Todesopfer.

Das Robert-Koch-Institut wies bei der Veröffentlichung des Nationalen Influenzapandemieplans Anfang 2005 auf das in den letzten Jahren deutlich gestiegene Risiko einer neuen Pandemie hin. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es alle 25 bis 40 Jahre zu einer weltweiten Influenzaepidemie kam, die deutlich stärker und aggressiver als die alljährlich vorkommenden Grippewellen war.

Doch warum ist das Risiko heute höher als vor wenigen Jahren? Reinhard Kurth, Präsident des Robert-Koch-Institutes erklärt das mit der historisch einmalig großen Verbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 seit Anfang 2004 und dem Potenzial des Erregers, sich zu verändern. "Das Virus hat in den letzten Jahren zum Beispiel gelernt, weitere Säugetier-Arten zu infizieren, und es ist im Tierexperiment aggressiver geworden. H5N1 könnte durch ständige Änderungen seines Erbguts oder – schlagartig – durch den Austausch ganzer Gene mit solchen Influenzaviren, die schon an den Menschen angepasst sind, die Fähigkeit erlangen, effizient von Mensch zu Mensch übertragen zu werden. Erst dann könnte es eine weltweite Grippewelle auslösen", betont Kurth. Beide Szenarien sind im vergangenen Jahrhundert Realität geworden: Die Pandemien von 1957 und 1968 sind durch einen Genaustausch zwischen Vogelvirus und einem humanen Virus entstanden. Die Spanische Grippe von 1918, die schwerste Pandemie im 20. Jahrhundert, wurde dagegen durch ein reines Vogelvirus verursacht, das sich durch eine Reihe von Erbgutveränderungen an den Menschen angepasst hatte.

Unvorstelbare Summen
Wie bedrohlich die Lage ist, zeigt auch eine Studie, die der US-Kongress in Auftrag gegeben hat. Danach würde eine Vogelgrippe-Pandemie die US-Wirtschaft zwischen 500 und 675 Milliarden Dollar kosten. Fast ein Drittel der US-Bürger könnte mit dem Virus angesteckt werden und etwa zwei Prozent stürben daran.

Milan Brahmbhatt, Ökonom bei der Weltbank, schätzt den weltweiten Schaden auf mehr als 800 Milliarden Dollar. Ein Teil der direkten wirtschaftlichen Folgen entstünde laut Brahmbhatt durch ein unkoordiniertes Verhalten Einzelner, die versuchten, sich nicht anzustecken.


SARS lieferte nur einen Vorgeschmack
Er erinnerte bei einer Konferenz in Washington an die Folgen von SARS. Der Versuch der Menschen, mit anderen nicht in direkten Kontakt zu kommen, resultierte in großen negativen Schocks für die gesamte Wirtschaft. SARS kostete den ostasiatischen Raum zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal 2003.

Die Folgen einer Pandemie für die Finanzmärkte wären verheerend, schrieben Sherry Cooper und Donald Coxe von der Bank of Montreal ihrem "Hühnergrippe-Investmentführer". Die Börsen blieben voraussichtlich geschlossen. In China könnte die Nachfrage nach Rohstoffen zusammenbrechen und erschütterte damit die weltweiten Rohstoffmärkte, so die Experten.

Quelle: ARD online
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