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Alt 04-12-2004, 11:23   #130
Tester32
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Zitat:
Original geschrieben von Börsengeflüster
Falsch lag ich in meiner Einschätzung gegenüber dem Dollar. Eine derartige Währungsschwäche vom Us-Dollar hätte ich nun doch nicht für möglich gehalten, aber ich glaube da liege ich nicht völlig alleine mit dieser Meinung.
Wie gehts weiter mit dem €uro/Dollar? Der Dollar sollte bald sein Tief finden, denn nützlich für die Weltwirtschaft ist ein solcher Preisverfall nicht. Sicher hilft es vorübergehend der USA ihre Probleme zu veringern, allerdings könnte sich die Wirtschaftskraft in anderen Ländern, bedingt durch ihre Währungsstärke deutlich verlangsamen (siehe Japan, aber auch Europa!) und dies würde der USA unterm Strich letztendlich gar nicht helfen! Was tun? Intervenieren würde sicher nun Sinn machen, man sollte einer Überspekulation rechtzeitig den Riegel davorschieben. Der psychologische Effekt eines Eingreifens der Notenbanken- vor allem auch der Us-Notenbank wäre mit Sicherheit enorm und hilfreich. Die USA muss ihre Problem wie das Handelsbilanzdefizit selber lösen, sicher hilft hier eine schwächere Währung, allerdings sollte diese nicht völlig aus dem Ruder laufen bzw. in den Keller fallen. Hier gibt es noch einige andere Lösungsmöglichkeiten die aber nicht auf dem Buckel anderer ausgetragen werden sollten.
Ich teile zwar auch die Theorie des Pendelzuges bei Währungen, nach der der Kurs von einem Extrem zum anderen pendelt und ich finde es auch auffällig, daß sich momentan alle ANALysten über den weiteren Verfall des USD einig sind, aber wenn man sich ihre Argumentation anhört und mit der Argumentation damals beim Preisverfall des EUR vergleicht, dann macht mich das nachdenklich.

Argumente USD-Schwäche:
1. über die Wechselkursanpassungen wird eine Neuausrichtung des globalen Gleichgewichts durchgeführt, weg von einer US-zentrierte Welt, hin zu mehr Gewicht für Asien, das in den vergangenen Jahren zur Werkbank der Welt geworden ist. Letzteres kann ich ich für die Halbleiterindustrie bestätigen: es wird für unsere Firma schwierig, japanische Chip-Hersteller für den Vertrieb in Europa zu gewinnen, weil sich durch den asiatischen Boom Europa an den Rand ihrer Interessen verlagert hat. Und die USA sind im Vergleich zu 2000 auf Platz 3 zurückgefallen. Diese Produktionsverschiebung führt zu einem erheblichen Export von Arbeitsplätzen aus den USA und Europa und sorgt für einen ständigen politischen Druck, gegenzusteuern. Bush ist nicht umsonst der erste Präsident, der unter dem Strich eine negative Job-Bilanz hatte, und das trotz der beispiellosen Steuererleichterungen für die US-Wirtschaft. Dieses Ungleichgewicht besteht aber keinesfalls nur zwischen den USA und Asien, sondern auch zwischen EU und Asien. Gestern habe ich einen Artikel gelesen, daß bis 2010 voraussichtlich 30.000-150.000 Jobs aus dem IT-Bereich in die Billiglohnländer ausgelagert werden. Wo wir vor wenigen Jahren noch über die Green-Card für ITler diskutierten. Damit hat der Export von Hochtechnologiejobs auch längst die EU erreicht.
2. Das Doppeldefizit.
3. Der politische Wille der Amerikaner, das Doppeldefizit über die USD-Abwertung zu lösen, statt Steuern zu erhöhen.

Argumente für die (damalige) EUR-Schwäche:
1. EU-Länder, die traditionell ihre Schuldenprobleme mit Hilfe der Inflation gelöst haben, werden den EUR weich machen. Diesem Argument stand aber die Gegenwehr der Politik gegenüber.

Wenn ich mir diese Listen vergleiche, dann glaube ich, daß die Chancen für eine weitere USD-Abwertung wesentlich besser stehen, als damals beim Euro. Allerdings sehe ich kein großes Ungleichgewicht zwischen den USA und EU, sondern eher zwischen USA/EU einerseits und Asien andererseits. Wenn also der USD weiter gegen den Euro abwertet, bringt es nur neue Probleme, ohne die alten zu lösen.

Welche Schlüsse habe ich persönlich daraus gezogen? Nur den Schluß, daß der Dollar momentan nicht teuer ist und man beim Kauf von dollarnominierten Papieren ohne Absicherung wesentlich weniger riskiert, als zu den Zeiten, wo der Euro bei 0,83 USD stand (da habe ich allerdings nichts in USD gekauft). Interessant finde ich den steuerlichen Nebeneffekt für die in der BRD Steuerpflichtigen: die USD-Dividenden sind in Euro weniger wert und bringen momentan eine geringere Besteuerung, so daß man sich bei renditestarken USD-Werten nicht zurückhalten muß. Wenn der Pendelzug später in die andere Richtung umschlägt, dann werden die daraus in EUR resultierenden Kurssteigerungen aber steuerfrei sein. Bei Bonds muß man dabei allerdings beachten, daß bei FIs in USD eventuell die Kurssteigerungen in USD auch dann besteuert werden, wenn in EUR keine effektive Steigerung stattfindet. Aber hir im Board interessiert sich ja eh keiner für Bonds, höchstens für niedrigverzinsliche Schrottanleihenfonds.
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