Thema: Ölcharts
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Alt 28-05-2012, 21:43   #154
Benjamin
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Damit ihr nicht alle dumm guckt im Jahre 2040 hier zwei Vorwarnungen (Trendfortsetzung von mir eingemalt):



Unten: Juli-Monatsmitteltemperaturen der Wetterstation Potsdam Telegrafenberg
Aufbereitet vom "Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK)
Quelle zum unteren Chart ohne Ergänzungen:
http://www.pik-potsdam.de/infodesk/l...et_language=de




Im ersten Chart steht ja bereits die Temperaturabschatzung für das Jahr 2040. Noch weiter fortgeschrieben kann man ableiten, dass wir etwa eine 6°C Erhöhung bekommen werden bis zum Jahre 2050 - was gleichbedeutend sein wird mit geratezu apokalyptischen Szenarien (vor denen heute jeder davonläufen will, indem er sie einfach nur blind leugnet).

2050 bedeutet, dass bereits die Kinder der heutigen Eltern später als Erwachsene - und erst recht deren Kinder, also die Enkel der heutigen Eltern -, in großer Armut und Entbehrung werden leben müssen.

Kein Mißverständnis: Das Ende des Kohlenstoff-Zeitalters kommt nicht, weil physikalisch tatsächlich kein Öl, kein Gas, keine Kohle auf dem Planeten mehr da sein werden. Es wird kommen, weil zwei Effekte gleichzeitig eintreffen:
  • Die Angebotsseite reicht immer höhere Kosten durch auf den Produktpreis: Der Preis der Erkundung, Förderung, des Transports, der Verarbeitung wird steigen, weil die leicht förderbaren Vorkommen als erstes verfrühstückt wurden und nun die wirklich schwierig zu fördernden Vorkommen herhalten müssen. Die Kosten zum Markt werden immer deutlicher steigen. Die Marktpreise werden also im Trend immer stärker steigen.
  • Die Nachfrageseite leidet an sinkender Zahlungsfähigkeit: Eine permanente - und allmählich immer bedrohlicher werdende - Wirtschaftskrise bringt die Zahlungsfähigkeit der Verbraucher runter. Die Preise werden relativ zur Zahlungsfähigkeit der Verbraucher so hoch werden, dass die Verbraucher sie nicht mehr werden bezahlen können.
Das Gezerre um den Preis dürfte dabei im Laufe der Jahre immer volatiler werden, also ein irre anmutender Wechsel von sehr hohen und tiefen Preisen, weil hier auf der Nachfrage- wie der Angebotsseite jeweils mächtige Player am Drehen sind, es geht dabei um weit mehr als nur "Preisfindung am funktionierenden Markt", sondern auch um strategische Machtpositionen (Überlebensstrategien) einiger weniger Großakteure.

Der Autofahrer wird am Ende sein Auto stehen lassen müssen, nicht weil die Tankstellen keinen Kraftstoff mehr haben. Er wird es stehen lassen müssen, weil er nicht mehr genug Geld verdienen wird, um dieses knappe Gut bezahlen zu können.

Das dürfte dann das Ende des direkten CO2-Ausstoßes durch den Menschen sein: Wenn also alle überhaupt irgendwie noch wirtschaftlich plünderfähigen Vorkommen tatsächlich weitgehend geplündert wurden, und wenn die Wirtschaften der Verbraucher derartig am Boden liegen, dass sie selbst kleine Mengen kaum noch werden bezahlen können. Dann wird kaum noch fossiler Brennstoff verfeuert werden.

"Peak Oil" meets "Peak Economy" --> Game over!

Nur werden wir bis dahin wohl rund 6°C Erhöhung bekommen werden:
  • CO2 emissions rose by 3.2 percent last year to 31.6 billion tonnes, preliminary estimates from the Paris-based IEA showed.
  • "When I look at this data, the trend is perfectly in line with a temperature increase of 6 degrees Celsius (by 2050), which would have devastating consequences for the planet," Fatih Birol, IEA's chief economist told Reuters.
Quelle: http://www.reuters.com/article/2012/...8GO6B520120524

Ich vermute, dass Fatih Birol zwei Dinge anders machte bei seiner Trendfortschreibung als ich im 1. Chart oben:
  • Zum einen hat er wohl die "kühleren" Jahre (ca. 1908) als Referenz genommen und
  • zum anderen den zukünftigen Temperaturanstieg nicht nur linear fortgeschrieben (so wie ich es im 1. Chart machte, methodisch zu einfach), sondern richtigerweise die Temperatur exponentiell ansteigen lassen - so wie ja auch der Verbrauch fossilen Brennstoffs bis vor kurzem exponentiell anstieg (Peak Oil).
    Im 2. Chart habe ich den Trendkanal daher leicht exponentiell "frei Schnauze" ansteigen lassen - und komme sogar auf über 6°C. Ob diese Schätzung zu hoch, zu niedrig oder gerade richtig liegen sollte - das mag jeder für sich selber überlegen.
Daher kommt Fatih Birol wohl von ~1908 bis ~2050 (~140 Jahe) auf + 6°C Temperaturanstieg, wohingegen ich im 1. Chart mit linearer Fortschreibung von ~1960 bis ~2040 (70 Jahre) nur auf nur 1,3°C komme (zu niedrig), mit exponentieller Fortschreibung aber locker in seinen Schätzungsbereich vorstoße.

Wer wissen will, was jedes eine zusätzliche °C jeweils konkret an zusätzlichen Auswirkungen bedeutet, hier ein Taschenbuch dazu:
Six Degrees: Our Future on a Hotter Planet [Englisch]
Mark Lynas
http://www.amazon.de/Six-Degrees-Fut...8235739&sr=1-1
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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (28-05-2012 um 22:10 Uhr)
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