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Alt 25-06-2006, 18:17   #233
Benjamin
TBB Family
 
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Der Vergleich zwischen den Charts in Euro und denen in US-Dollars zeigen:

Die Rally bei den Rohstoffen begann bereits 1999!

Damit lassen sich die 5 Wellen eines Impulses (von 1999 - Mai 2006, also über diese 7 Jahre) vollständig durchzählen. Das Ding ist fertig! Diese jahrelange Rally nach oben wird nun jahrelang nach unten korrigiert werden!

Damit reden wir Deflation, nicht Inflation.

Genauer gesagt: Wir reden vom Ende der Kreditwürdigkeit der USA (und wohl noch bald einer Reihe von anderen Staaten).

Denn was Gold, Silber, der breit zusammengesetzte Rohstoffindex "Reuters CRB Index" und vor allem die steigenden Zinsen in den USA uns sagen lautet:

Die Anleger verlangen einen immer höheren Risikoabschlag dafür, so einem unsicheren Schuldner wie den USA noch mehr Geld zu leihen. Wenn dann noch die Konjunktur nach dem jahrelangen Boom sich abzukühlen beginnt und der Staat unter Bush eher mehr als weniger Geld braucht: Wen wundert dann diese Zusatz-Forderung der Geldanleger nach höherer Verzinsung?

Das bedeutet: Es geht gar nicht wirklich um Inflation im Moment! Es geht nicht so sehr um Geldmenge, die im Umlauf ist, um die Inflationsrate, um die Menge an Banknoten in Umlauf, etc. Das alles ist nur Nebenkriegsschauplatz.
Das wirkliche Thema lautet: Kreditwürdigkeit!

So, und wenn die Kreditwürdigkeit - im Anblick eines auf wackeligen Füßen stehenden Schuldengebirges wie in den USA - anfängt in Zweifel gezogen zu werden, dann fängt ein ganz anderes Regelbuch an zu greifen: Das der Deflation. Geld wird kostbar. Man überlegt genau, bei wem man es anlegt, wem man es also gibt. Man konsumiert überlegter und tendentiell eher sparsamer. Das ist das genaue Gegenteil zu der Situation bei Inflation, in der das Geld immer weniger wert ist und man es schnell tauschen möchte in etwas "Handfestes". Das "Handfeste" lockt bei Deflation nicht. Wenn also das liquide Geld, also Cash, das Objekt der Begierde ist, dann kann z. B. ein Goldkauf warten; der Goldpreis wird also dann tatsächlich eher fallen.

In historischen Zeiten, in denen Deflation herrschte, sind Rohstoffe und Edelmetalle im Preis ebenfalls gesunken. Und genau das - sagen die Charts mir - passiert auch ab jetzt, und zwar für einige Jahre. Selbst im optimistischen Fall, dass das Top im Mai 2006 erst die 1 der 5 war (und nicht bereits die finale 5), liegen einige Jahre Kursabschläge bei Rohstoffen inkl. Edelmetalle vor uns. Die charttechnische Bestätigung für diese Aussage wäre ein Unterschreiten der etwa 540 Dollar beim Goldpreis, damit Auslösung einer SKS.

The Gold Game is over!

Zwei häufig genannte Gegenargumente gegen diese Aussage und also gegen die Möglichkeit der Deflation in der heutigen Zeit:
1) Die US-Fed wird alle Kollabierenden retten, wenn sie denn nur mächtig genug sind, also "wichtig".
2) Die US-Fed wird einfach Geld drucken und künstliche Inflation erzeugen, damit würden etwaige deflationäre Tendenzen kompensiert bzw. überlagert.

Ich habe jetzt eine sehr interessante Stellungnahme dazu gelesen, deren Argumentation in etwa so lautet:
Zu 1): Die Fed ist eine Art Bank mit einem gesetzlichen Auftrag. Würde die Fed gerade die übelsten Schuldverschreibungen "nonperforming loans" übernehmen bzw. aufkaufen, dann wäre sie selbst sehr bald bankrott. So etwas macht keine Bank, auch keine Fed. Ist auch nicht in ihrem gesetzlichen Mandat. Ist auch in der Deflation 1929 - 1933 in den USA durch die Fed nicht gemacht worden.

Zu 2): Würde die Fed in großem Stil Geld drucken, wie es z. B. Dr. Marc Faber erwartet, dann dürfte das nicht ganz unbemerkt bleiben. Die ersten, die dann logischerweise Angst bekämen, würden die Halter von US-Treasuries sein. Die würden die Dinger schnellstmöglich loswerden wollen, es könnte zu panikartigen Verkäufen kommen. Das wäre richtig viel Geld! Der Preis für US-Treasuries würde wie ein Stein nach unten gehen, die Kreditwürdigkeit der USA ebenfalls.
Der Versuch, die Inflation durch das Drucken von Geld künstlich nach oben zu treiben, bewirkt das genaue Gegenteil: Eine Absenkung der Kaufkraft von Schulden, die in US-Dollars bewertet sind. Das ist Deflation, nicht Inflation. Jeder will dann Cash haben, und zwar direkt in Banknoten, möglichst in einer Währung, die etwas taugt. Andere Anlageformen würden dann ebenfalls eher skeptisch beäugt werden, weil der Zweifel gesät wäre. Selbst irre hohe Zinsen würden dann nicht mehr helfen, wenn die Kreditwürdigkeit durch das reine Drucken von Banknoten komplett eleminiert würde. Die Fed wird kein Geld drucken. Dr. Marc Faber dürfte sich hier irren.

Möglicherweise kaufen die Leute dann ja doch irgendwann Gold. Aber in den historischen Beispielen hatten sie es nicht gemacht, erst am Ende der Deflation.


Das Regelbuch hat jetzt den Namen "Deflation".

Bis zum Beweis des Gegenteils orientiere ich nun an dieser "road map".



Geändert von Benjamin (15-02-2013 um 21:12 Uhr)
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