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Alt 02-01-2003, 16:50   #56
arpad
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Für die 51. Kalenderwoche 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
brasilianische Anleihen stehen am Anfang einer Strohfeuer-Rally. In den letzten Handelstagen ist die Stimmung am Anleihenmarkt eindeutig zugunsten der Optimisten gekippt, was gleichzeitig zu einer verstärkten Nachfrage nach brasilianischen (Staats-)Anleihen geführt hat. Drei Gründe haben das Kippen ermöglicht:

Der Markt ist überverkauft bzw. hat bereits Teile der im kommenden Jahr anstehenden Risiken eingepreist. Die Investoren sind nun bereit, für wenige Monate die nach wie vor bestehenden mittel- bis langfristigen Risiken zu ignorieren, da sich das Umfeld kurzfristig zu verbessern scheint!

Die Zusammensetzung des neuen Kabinetts und die Besetzung der Notenbankspitze kommen dem Kapitalmarkt ausgesprochen weit entgegen. Die berechtigte Befürchtung, daß der ehemalige Gewerkschaftsführer eine sozialistisch orientierte Politik forcieren wird, spiegelt sich in den jüngsten Ernennungen nicht wider. Im Gegenteil. Neuer Vorsitzender der Notenbank wird Henrique Meirelles. Meirelles hat noch nie eine Notenbank geleitet, war aber International Chairman bei FleetBoston, der achtgrößten US-Bank. Die Wahl entsprach nicht den Hoffnungen des Kapitalmarktes, befriedigt jedoch den Mindestanspruch auf einen Mann mit Kapitalmarkterfahrung.

Der Internationale Währungsfond lockert noch einmal das Korsett für Brasilien. Die Bedingungen, um die Kreditsumme von insgesamt 30 Mrd. Dollar nach und nach zu erhalten, wurden jüngst heute gesenkt, nachdem Brasilien es nicht geschafft hatte, die ersten Ziele einzuhalten. So wurde die maximale jährliche Inflationsrate um 2 Prozentpunkte auf 11% pro Jahr angehoben (aktuell: 12% p.a.) und die Zielgröße für die Haushaltsschulden wurde von 830 Mrd. Reais auf 895 Mrd. Reais (+8%) erhöht. Für 2003 wurde die Zielgröße sogar auf 915 Mrd. Reais angehoben. Allerdings ist damit zu rechnen, daß Brasilien auch die neuen Ziele im kommenden Jahr verfehlen wird.

Für wenige Monate wird daher nun ein Strohfeuer aus Hoffnung und Spekulation brennen. An den von mir dargestellten mittel- bis langfristigen Risiken hat sich nichts geändert. Sogar ganz im Gegenteil. Die Wahrscheinlichkeit, daß Brasilien letztlich einen Ausfall erleben wird und die Gläubiger zu einer Restrukturierung gezwungen werden, wird von unabhängigen Ökonomen mittlerweile auf 70% taxiert. Das läßt keinen Manövrierraum für eine echte Investition.

Wer aber das Risiko liebt, Verluste begrenzen kann und auf den schnellen Euro hofft, steigt heute in Brasilien ein. Am liquidesten gehandelt wird der sogenannte C-Bond (WKN 414037 / ISIN XS0049993479), der Benchmark für den Markt der brasilianischen Staatsanleihen. Bei einer Laufzeit bis zum 15. April 2014, einem festen Kupon von 8% und einem Briefkurs von 65,53% liegt die effektive Rendite bis Endfälligkeit bei 18,07%. Die Anleihe kann vorzeitig, auch in Teilen, getilgt werden. Der Nennwert beträgt 1.000 Dollar. Das Rating ist "B2" bzw. "B+". Als Handelspartner bieten sich die Commerzbank London, die Abax Bank, Barclays Capital NY, die Bank of Moscow und die Luxemburger Börse an.

Zum C-Bond gibt es allerdings noch zahlreiche Alternativen im Euro: Wer eine kurze Laufzeit im Euro bevorzugt, die auch in Frankfurt gehandelt wird, wählt die Anleihe mit der WKN 352445 / ISIN XS0102005989. Mit einem festen Kupon von 11,125%, einer Laufzeit bis zum 30. September 2004 und einem Briefkurs von 92,76% bietet die Anleihe eine effektive Rendite bis Endfälligkeit von 16,07%. Der Nennwert beträgt 1.000 Euro und das Rating ist ebenfalls "B2" bzw. "B+".

Neben brasilianischen Staatsanleihen möchte ich Sie noch auf eine interessante US-Wandelanleihe hinweisen:

Ebenfalls eine Spekulation sind die Wandelanleihen von Lamar Media wert. Die Aktien des drittgrößten Billboard-Betreibers (Werbeschilder und Plakate) in den USA werden am Montag in den Nasdaq 100 Index aufgenommen, was schon einmal für eine gewisse Nachfrage sorgen wird. Zum anderen, und das ist entscheidend, entwickelt sich das operative Geschäft in die richtige Richtung. Lamar weist wieder ein positives Umsatzwachstum und einen kontinuierlich steigenden und positiven (freien) Cash-Flow aus.

Diese Kennzahl des Cash-Flow ist für Sie eminent wichtig. Nur über den Cash-Flow läßt sich die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens ungeschminkt beurteilen. Das ermöglicht Ihnen, Ihr Geld mit der Sicherheit zu investieren, daß die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls so gering wie möglich ist.

Die Anleihe ist ein Junk-Bond mit Potential. Die Ratingagenturen bewerten die Anleihe mit "B2" bzw. "B" und einem stabilen Ausblick. Die Anleihe (WKN 351674 / ISIN US512815AF85) hat eine Laufzeit bis zum 15. September 2006. Der Nennwert beträgt 1.000. Der feste Kupon liegt bei 5,25%. Gewandelt werden kann in 21,6216 Lamar Aktien. Der Break-Even liegt also bei 46,25 Dollar pro Aktie. Da der Aktienkurs aktuell bei 34 Dollar notiert, liegt die Wandelanleihe damit aus dem Geld. Gehandelt wird über die amerikanischen Tradingdesks von Morgan Stanley, Goldman, Sachs & Co. und Bear Stearns.


Quelle: FM Research
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arpad
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