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Alt 01-12-2005, 12:31   #15
Benjamin
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Was muss ich beachten, wenn ich Bio tanke?
Wer Biotreibstoffe in Serienfahrzeugen einsetzen will, sollte ein paar Grundregeln beherzigen – damit der Motor auf Dauer rund läuft.

Biodiesel
Fahrzeugtyp: Biodiesel grundsätzlich nur bei für diesen Kraftstoff freigegebenen Fahrzeugtypen einsetzen – das steht in der Betriebsanleitung oder kann beim Fahrzeughändler erfragt werden. Einige Autobauer, zum Beispiel VW, Audi, Skoda, Seat und BMW, haben nur Rapsölmethylester, also eine an den Rohstoff Rapsöl gebundene Freigabe erteilt.
Kraftstofffilter: Da sich Biodiesel wie ein
Lösungsmittel verhält, können Dieselkraftstoffrückstände den Filter verstopfen. Wird ein älteres Fahrzeug mit Biodiesel betankt, nach einigen Tankfüllungen gegebenenfalls den Kraftstofffilter auswechseln.
Lack: Aufgrund des Lösemittelverhaltens alle mit Biodiesel in Berührung gekommenen Lackflächen sofort abwischen – wie bei herkömmlichem Diesel ebenso.
Gummiteile: Manche Kunststoffe sind unter Umständen bei längerem Gebrauch nicht beständig gegenüber Biodiesel. Kraftstoffschläuche können beispielsweise aufquellen. Abhilfe schaffen Schläuche aus Fluorkautschuk; die werden bereits in einer Reihe von Fahrzeugen serienmäßig eingesetzt. Auskunft über die Art der verwendeten Materialien kann die zuständige Fachwerkstatt geben. Eine regelmäßige Kontrolle des Kraftstoffsystems und gegebenenfalls das Auswechseln der betroffenen Materialien können preiswert und schnell erledigt werden.
Motoröl: In seltenen Fällen kann es zu einer Verdünnung des Motoröls mit Kraftstoff kommen. Dies tritt jedoch in der Regel nur dann auf, wenn der Motor über längere Zeit mit schwacher Belastung gefahren wird. Um Schwierigkeiten zu vermeiden einfach die vom Hersteller empfohlenen Ölwechselintervalle einhalten.
Qualität: Ausschließlich Tankstellen anfahren, die sich dem
Qualitätssicherungssystem der Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e.V. (AGQM) angeschlossen haben. Ein Kontrollzeichen wurde 2002 eingeführt und ist an den Tanksäulen angebracht. Fragen Sie bei Ihrer Tankstelle nach.

Bioethanol
Fahrzeugtyp: Vom Einsatz in serienmäßigen Benzinmotoren raten die Fahrzeughersteller ab. Derzeit gibt es nur eine Freigabe für E5 – das heißt, Kraftstoffe mit einem fünfprozentigen Ethanol-Anteil. Experten sehen aber keine Probleme, Serienfahrzeuge auch mit E10-Mischungen zu betanken. Aber: Wer sein Auto anders betankt als der Hersteller zulässt, verliert den Garantieschutz. In Deutschland bietet bislang nur Ford zwei Modelle an, die Ethanol-Benzingemische in allen erdenklichen Mischungsverhältnissen oder in Reinform nutzen können.
Verfügbarkeit: Bislang sind flächendeckend keine Ethanol-Benzingemische an Tankstellen erhältlich. Ethanol wird in geringen Mengen und in wenigen Raffinerien zu ETBE, einem Kraftstoff-Additiv, verarbeitet und Benzin beigemischt.
Qualität: In der schon lange geltenden DIN 2280 ist geregelt, dass fünf Prozent Ethanol zum Benzin beigemischt werden kann. Aus Kostengründen ist dies nur lange nicht praktiziert worden. Wichtig ist, dass das Ethanol absolutiert, das heißt entwässert worden ist, und einen Alkoholgehalt von 99 Prozent aufweist.


„So ein mistiger Katzenartikel“
Durch den Ölpreis-Hype zerren die Massenmedien auch zarte Pflänzchen der Biotreibstoffbranche ins Rampenlicht. Wie ein Erfinder unter die Räder der Bild-Zeitung gekommen ist.

Text: Marcus Franken
Frage: Wie lautet die ideale Bild-Überschrift. Antwort: „Deutscher Schäferhund leckt Verona Feldbusch Brustkrebs weg“. Warum? Da ist alles drin: Nation, Lieblingstier, ein Promi, eine schreckliche Krankheit, Sex auf die verdrehteste Art und Weise und eine Wunderheilung. 100 Punkte. Nach diesem Muster bekommt die groß aufgemachte Meldung „Deutscher Erfinder kann aus Katzen Benzin machen“ vom 14. September wenigstens 80 Punkte. Besser und inhaltlich genauso richtig wäre gewesen: „Erfinder kann aus deutschen Katzen Kondome machen“. Aber vielleicht hat Autofahren inzwischen dem Sex den Rang abgelaufen. Man steckt zum Glück nicht drin, in so einem Bild-Zeitungs-Gehirn.
Der deutsche Erfinder aus der Katzenüberschrift fand die Sache weniger lustig. Christian Koch – zurzeit auf Vortragsreise und nur per Handy in den Alpen zu erreichen – reagiert auf Journalisten gereizt: „Nicht, dass da wieder so ein mistiger Katzenartikel rauskommt“, grummelt er zur Begrüßung. Der Verfahrenstechniker hat seit 1971 bei den Atomforschern von Siemens KWU in Erlangen ein katalytisches Verfahren entwickelt, das aus Biomasse, alten Kunststoffen oder Restmüll Diesel macht. Wohlgemerkt Diesel, nicht Benzin. Das Verfahren entzieht den Kohlenwasserstoffen den Sauerstoff bei rund 300 Grad mit Hilfe eines patentgeschützten Katalysators – diesen Katalysator könnte man als des Pudels, nicht der Katze, geheimnisvollen Kern bezeichnen.
Kochs Anlage schafft das zum Preis von 23 Cent je Liter, während der Diesel an der Börse in Rotterdam zurzeit über 40 Cent kostet . Der 55-Jährige will das von Siemens nie kommerzialisierte Verfahren darum auf eigene Faust und mit seiner Firma Alphakat GmbH verbreiten. Eine Anlage steht in Mexiko, eine Demo-Anlage soll jetzt in Italien, in der Nähe von Brescia, gebaut werden. Es ist schwierig, sich ein Bild von Kochs Technik zu machen. Mit Erklärungen ist der Mann zurückhaltend, er fühlt sich nicht nur von der Presse bedrängt: Vor allem in Deutschland habe „seit 1968 eine ironisch-skeptisch-zynische Art die Herrschaft übernommen“, die Geisteswissenschaften hätten über die Technik gesiegt. Die „allgemeine Atmosphäre sei gegen so eine Entwicklung“, die Berater der politisch Verantwortlichen wollten nicht einsehen, dass der „bekennende Kernenergieanhänger“ etwas wisse, das sie nicht wissen. Überall Feinde!

Zwar hat Professor Thomas Willner von der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften die Qualität seines Biodiesels bestätigt. Aber laut Willner liegt der Preis bei 30 Cent je Liter und Koch bezeichnet Willner als „Partner“. Eine unabhängige Überprüfung sieht anders aus. Kurz: Christian Koch ist der schwer zu durchschauende Fall eines eigenbrötlerischen Erfinders, der dringend eine professionelle PR-Beratung bräuchte.
Doch so unter die Räder der Bild-Maschine zu geraten, hat er nicht verdient. Natürlich hat Koch mit toten Katzen nichts zu tun. „Wenn sie eine Katze kochen, bekommen sie eine Boullion“, sagt er verärgert. Mit dem Bild-Dresden Redakteur Jürgen Helfricht habe er nur kurz telefoniert. Am Ende des Telefonats habe der Redakteur gefragt, ob auch in toten Tieren Kohlenwasserstoffe seien. Die Frage war „ein bisschen blöd“, sagt Koch. Das wisse schließlich jeder. Doch Helfricht wusste zu berichten: „Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.“ Das selbst auszurechnen, war recht mutig. Schließlich kann der Hobbychemiker nicht mal Benzin von Diesel unterscheiden.

Geändert von Benjamin (01-12-2005 um 12:43 Uhr)
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