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Alt 10-07-2002, 13:26   #4
arpad
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Für Mittwoch, den 10. Juli 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Rallye vom vergangenen Freitag war ein Schlüsselerlebnis. Ein Plus von knapp 5% beim Nasdaq Composite Index bzw. 6,55% beim Nasdaq 100 Index, ein Anstieg um 3,95% beim S&P 500 Index und um 3,58% beim Dow Jones Industrial Average haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Viele Kommentatoren führen diese ungewöhnliche Rallye auf die allgemeine Erleichterung zurück, daß der von vielen erwartete Terroranschlag am 4. Juli, dem symbolträchtigen Unabhängigkeitstag, ausblieb. Es gibt jedoch auch eine andere Erklärung:

Die Verkäufer fehlten schlicht und einfach. Wir erleben nun seit fast vier Monaten eine nicht enden wollene Welle von Verkäufen, die über den Markt schwappt. Die Verkäufe ziehen sich durch nahezu alle Branchen und beziehen sowohl Unternehmen mit niedrigerer als auch mit hoher Qualität ein. Jeder, der versucht hat in diesem Umfeld ein vernünftiges Investment zu tätigen, weiß, daß gegen die Übermacht der Bären kein Kraut gewachsen zu sein scheint. Doch wo kommen alle diese Verkäufer her? Es sind offensichtlich institutionelle Investoren, also Fonds und Investmentbanken.

Die Mittelabflüsse bei den Fonds drücken den Markt in den Keller. Der Mechanismus ist einfach: Wenn man einen Fondsanteil verkauft, muß der Fonds, über kurz oder lang, das zurückgegebene Geld aus dem Kapitalmarkt nehmen. Er verkauft also. Und wenn es sich um einen Aktienfonds handelt, dann verkauft er eben Aktien. Genau dies geschieht momentan in einem Umfang, wie wir es noch nie gesehen haben. Aber der vergangene Freitag hat uns gezeigt, was passiert, wenn die Verkäufe der Fonds endlich aufhören: Der Markt wird explodieren.

Bis dahin müssen wir uns noch mit einigen negativen Unternehmensmeldungen herumschlagen:

Citrix meldete eine Umsatz- und Gewinnwarnung. Das Softwarehaus fiel auf ein Fünf-Jahrestief nach einer Analystenkonferenz am Montag Abend. Zum einen senkte das Management die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr auf 0,40 bis 0,45 Dollar pro Aktie, exklusive außerordentlicher Aufwendungen. Die Erwartungen für 2002 lagen vorher bei rund 0,58 Dollar pro Aktie. Die Umsatzprognose wurde auf 485 bis 495 Mio. Dollar gesenkt, was rund 15% unter den bisherigen Erwartungen liegt. Ebenso negativ ist auch die Ankündigung, daß man 10% der Belegschaft entlassen wird, da die Nachfrage den Erwartungen weit hinterhinkt. Die Software von Citrix verkauft sich schlecht und die Läger der Kunden sind voll.

Der Gewinn sinkt im 2. Quartal auf 0,05 bis 0,06 Dollar pro Aktie. Die Umsätze sind voraussichtlich auf 116 bis 118 Mio. Dollar gesunken, anstatt wie erwartet auf dem Niveau des Vorquartals bei rund 140 Mio. Dollar zu stagnieren. Dazu kommen noch außerordentliche Aufwendungen.

F5 Networks begibt sich auf den geordneten Rückzug. Das Unternehmen entwickelt Software zur effektiveren Steuerung von Datenverkehr im allgemeinen und den Datenströmen im Internet im besonderen. Die Ankündigung, daß knapp 10% der Belegschaft entlassen werden, eine komplette Produktreihe eingestellt wird und außerordentliche Abschreibungen zu erwarten sind, paßt in das Bild der vergangenen Wochen. Das Unternehmen meldete zudem vorab die Zahlen zum 3. Fiskalquartal, das am 30. Juni endete. Danach stagnierte der Umsatz mit 27,3 Mio. Dollar auf dem Niveau des Vorjahresquartals und des Vorquartals, bei einem Verlust von 0,05 bis 0,06 Dollar pro Aktie. Damit blieb F5 Networks im Rahmen der eigenen Prognose vom 24. April. Die neue Prognose für das laufende Quartal ist allerdings alles andere als rosig: unveränderter Umsatz, aber eine Verdreifachung des Verlustes.


Quelle:Fm Research
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arpad
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