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Alt 04-10-2005, 15:00   #18
Benjamin
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Wachstumsmarkt Wasser

Die Ressource Wasser ist das Öl des 21. Jahrhunderts. Experten gehen jedoch davon aus, dass sauberes Trinkwasser schneller knapp werden wird als Rohöl. Denn der Bedarf wächst derzeit doppelt so stark wie die Weltbevölkerung. Anleger können an dem Wachstumsmarkt in Aktien und Fonds investieren.
Von Wieland Kramer
SZ vom 13.7.2005


Die Wasserversorgung und -entsorgung ist fast überall auf der Welt stark reguliert. Dies macht den Finanzmärkten den Zutritt schwer. Anleger finden kaum Zugangsmöglichkeiten und Orientierungshilfen. In Deutschland gibt es etwa 6500 Wasserversorger - vom städtischen Eigenbetrieb über den sondergesetzlichen Wasserverband bis zur Aktiengesellschaft.

Etwas mehr als acht Milliarden Euro beträgt der Branchenumsatz. 2,45 Milliarden Euro wurden 2004 in Wasserwerke und Netze investiert. Bei einem durchschnittlichen Erlös von 1,77 Euro je Kubikmeter sind die Renditeerwartungen der deutschen Wasserbranche derzeit jedoch eher bescheiden.

Deutscher Wasserverbrauch gesunken
Zudem steigen die Kosten, denn in den letzten 15 Jahren ist der Wasserbedarf in Deutschland um rund ein Fünftel gesunken. Dadurch erhöht sich der Fixkostenanteil an den Gesamtkosten.

Städte und Gemeinden achten darauf, dass die Wasserversorger knapp ihre Kapitalkosten verdienen. Denn in der Sprache der Kommunalpolitik ist Wasserversorgung kein Geschäft, sondern eine Form der Grundversorgung. Allerdings gibt es Handlungsbedarf.

"Zukünftig soll ein Branchenbericht Politik und Öffentlichkeit über den Entwicklungs- und Leistungstand unserer Branche informieren," erklärt Peter Rebohle, Chef der Südsachsen Wasser GmbH in Chemnitz und Vizepräsident des Branchenverbandes BGW.

Rekommunalisierter Wasserversorger
Aber von einer Privatisierung des deutschen Wassermarktes hält der Wassermanager nichts. Sogar Deutschlands einziger börsennotierter Wasserversorger ist kürzlich rekommunalisiert worden. Als Wasserversorger der Industrie im Ballungsraum Rhein-Ruhr war die Gelsenwasser AG zum größten privaten Versorger der Republik aufgestiegen.

Als Teil des Düsseldorfer Eon-Konzerns sollte Gelsenwasser Kern des globalen Wassergeschäfts werden. Durch kartellrechtliche Auflagen landete das Unternehmen bei den Städten Bochum und Dortmund.

Strategisch aktiv im Wassermarkt ist unter den deutschen Aktiengesellschaften nur noch die RWE AG. Mit dem Erwerb von Thames Water und der Übernahme des US-Unternehmens American Water Works stieg der Essener Konzern zum Global Player auf.

Thames Water als Schlüssel zur Welt
Thames Water versorgt nicht nur zwölf Millionen Verbraucher im Großraum London, sondern ist weltweit von Australien bis Chile aktiv. 2002 erwarb das Unternehmen eine Beteiligung an der China Water Company und verschaffte sich damit eine ausgezeichnete Ausgangsposition für den größten Teilmarkt der Welt. Die US-Tochter dagegen geht offensiv auf dem lateinamerikanischen Markt vor.

RWE-Aktionäre erfahren allerdings nur wenig vom Wasserengagement ihres Unternehmens. "Wachstumspotenziale resultieren aus Investitionen zur Verbesserung der Netzinfrastruktur, die von der öffentlichen Hand durch Bewilligung höherer Tarife vergütet werden," dämpft RWE-Chef Harry Roels die Erwartungen der Anleger.

Wenige Konzerne teilen sich Frankreich
Ganz anders sieht dagegen die Wasserwelt im benachbarten Frankreich aus. Vier Unternehmen teilen sich hier den Markt, zwei davon agieren weltweit und auch in Deutschland.

Ondeo, die Tochter des Suez-Konzerns, erzielt weltweit mit dem Bau und Betrieb von Wasserwerken und Abwassersystemen Jahresumsätze jenseits der Fünf-Milliarden-Euro-Grenze. In Deutschland unter dem Namen von Eurawasser aktiv, konzentriert sich das Geschäft auf die neuen Bundesländer.

Noch etwas umsatzstärker ist die Compagnie Générale des Eaux. Konzerntochter Veolia kooperiert in Deutschland mit einem knappen Dutzend Stadtwerke und ist unter anderem für das Wassermanagement der Smart-Fabrik im Elsass verantwortlich. Stark präsent sind die Franzosen auch in der Karibik, Afrika und in Asien.

Die Kurse der beiden börsennotierten Wasser- und Umweltkonzerne zeigen derzeit steil nach oben und haben den langfristigen Aufwärtstrend in den Sommermonaten sogar noch nach oben durchbrochen.

Anlage in Fonds möglich
Anleger, die Interesse am Wassermarkt haben, können seit kurzem auch in Fonds investieren. Im Portfolio von SAM Sustainable Water Fund befinden sich neben Veolia vornehmlich Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie sowie Unternehmen aus der Wassertechnik. Bei Pictet Fund Water finden sich auch Mischkonzerne wie RWE.

Daneben bieten sich Möglichkeiten für Investments in den Branchen Wasseraufbereitung, Pumpen oder Filtertechnologien. Vor allem die Papiere der Versorger sind langfristige Anlagen mit hohem Sicherheitspotenzial. Bis zu 70 Prozent der Bilanzsumme der Unternehmen sind als Anlagevermögen in den Netzen und Anlagen gebunden.
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