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Alt 30-03-2007, 18:50   #9
Franki.49
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Hi

heut habe ich mir Hart aber fair im Netz angesehen und fand das behandelte Thema recht spannend. Auch hier soll einiges auf den Prüfstand gebracht werden, doch nun lassen wir die Experten agieren:
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Hart aber fair: Deutschland in der Fressfalle!
Faktencheck: Aussagen auf dem Prüfstand
Unsere Models werden immer dünner, unsere Köche immer prominenter, unsere Vorbilder immer fitter. Und wir selber? Wir essen Chips beim Koch-Show-Gucken, schieben dann das Fertiggericht in den Ofen und wundern uns über dicke Kinder. Mahlzeit Deutschland! Warum geben wir lieber Geld für Diätdrinks aus als für gute Lebensmittel?

Deutschland in der Fressfalle
[Hart aber fair (28.03.07); 1:33'35] Eine politische Talkshow ist turbulent. Auch in 90 Minuten bleibt oft keine Zeit, Aussagen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt "Hart aber fair" nach und lässt einige Behauptungen von Experten unter die Lupe nehmen. Die Antworten gibt es am Tag nach der Sendung, hier im Faktencheck.

Stefan Frädrich über Verzicht und Gewohnheiten

Stefan Frädrich, Arzt und Ernährungsberater, sagt, gesunde Verhaltensweisen hätten nicht zwangsläufig etwas mit Verzicht zu tun. Wenn man sich diese Verhaltensweisen zur Gewohnheit machte, fielen sie uns auch nicht mehr schwer. Stimmt das?

Rudolf Brüse: "Tendenziell" richtig. Aber was bedeutet zwangsläufig? Je mehr ein Mensch Schönheitsideale seiner Kultur verinnerlicht, desto mehr werden sie mit seinen inneren Bedürfnissen zusammenwachsen und schließlich ununterscheidbar sein Handeln bestimmen und somit zur Gewohnheit. Sein Verhalten und seine Gewohnheiten gesund oder gesünder zu leben orientieren sich an Handlungsanweisungen, die durch Sanktionen abgesichert werden. Je mehr diese Konsumnormen verinnerlicht sind, desto weniger erscheinen sie als äußerer Zwang.

Ulrike Gonder: Da ist natürlich was dran. Schon die Einstellung eines Menschen beeinflusst, ob er etwas als Verzicht oder als normal empfindet. Wer an regelmäßige körperliche Bewegung gewöhnt ist, dem wird sie sogar fehlen, wenn er mal nicht dazu kommt. Wer an frisches Obst und Gemüse gewöhnt ist, wird es als unangenehm empfinden, bei mehreren Mahlzeiten ohne auszukommen.

Horst Lichter über zu dicke und zu dünne Menschen

Der Koch Horst Lichter sagt, zu dünne Menschen sind mindestens genauso krank, wie es zu dicke Menschen seien. Stimmt das?

Rudolf Brüse: Grundsätzlich ja: Das generelle Gesundheitsrisiko steigt durchschnittlich etwa mit einem Body-Mass-Index (BMI)von größer 30-35 oder einem BMI kleiner 17 kontinuierlich an.

Ulrike Gonder: Die meisten Studien zu diesem Thema zeigen in der Tat, dass beispielsweise die Sterblichkeit sowohl bei massivem Übergewicht als auch bei Untergewicht ansteigt. Die geringste Sterblichkeit und die beste Gesundheit findet sich meist in einem recht breiten Korridor zwischen Normalgewicht und leichtem Übergewicht. Schon daran sieht man, dass es unsinnig ist, ein besonders dünnes Körperbild anzustreben und dass ein paar Pfunde zu viel nicht weiter schlimm sein müssen.

Manfred Lütz über Schönheitsideale und deren Folgen

Manfred Lütz, Psychiater und Theologe, sagt, die Schaffung von Schönheitsidealen, denen man hinterher eifere, produziere Depressionen und Essstörungen. Stimmt das?

Rudolf Brüse: Ja! Immer dann, wenn das persönliche Schönheitsideal weit oder zu weit von der persönlichen Realität entfernt sind und ihre Realisierung faktisch unerreichbar erscheint, können unter bestimmten Konstellationen (etwa wie psychische Labilität, hohe Verletzbarkeit und soziokulturellen Handicaps) die Entstehung oder Verschärfung von Depressionen und somit auch Essstörungen wie Binge Eating Disorder (Fressanfälle) und Bulimie (Ess-Brechsucht) begünstigt werden.

Ulrike Gonder: Da ist etwas dran. Je weiter man sich vom Schönheitsideal entfernt, desto größer wird der Druck und damit können auch Missstimmungen zunehmen, zumindest bei Menschen, die nicht gelernt haben, ein von allzu vielen Äußerlichkeiten unabhängiges Selbstbewusstsein aufzubauen. Die Jagd nach einem sehr schlanken Körperideal und die damit verbundenen Diäten stehen eindeutig im Verdacht, das Risiko für Essstörungen zu erhöhen. Mit jeder Diät steigt das Risiko, in eine Essstörung zu rutschen, oder anders herum, bei vielen Essgestörten wurde die Krankheit durch eine Diät ausgelöst.

Stefan Frädrich über richtige Ernährung und Bewegung

Stefan Frädrich sagt, nicht Pillen oder Spritzen helfen Übergewichtigen, sondern die richtige Ernährung und Bewegung. Stimmt das?

Ulrike Gonder: Es gibt keine einfache Möglichkeit für stark Übergewichtige. Pillen, Spritzen und OPs sind riskant und teilweise unwirksam, Diäten und Bewegung versagen meist auf lange Sicht. Man kann mit jeder Schrott-Diät abnehmen, aber das Gewicht dann zu halten, ist unglaublich schwer und gelingt nur den allerwenigsten, wobei regelmäßige Bewegung das Gewichthalten besser fördert als das Abnehmen. Daraus folgt, dass nicht jeder Dicke dünn werden kann und dass es am besten wäre, man könnte die Entstehung von Übergewicht von vornherein verhindern.

Manfred Lütz über die Ursachen von Essstörungen

Manfred Lütz sagt, die Ursachen für Essstörungen liegen zumeist in seelischen Problemen begründet, die durch Essen kompensiert würden. Stimmt das?

Rudolf Brüse: Stimmt teilweise. Wenn mit seelischen vor allem psychische Probleme gemeint sind, werden hier die wichtigen sozialen Faktoren, die bekanntlich die Entstehung von Essstörungen erklären, ignoriert. Richtig ist ohne Zweifel, dass manifeste Essstörungen, besondern Magersucht, Ess-Brechsucht aber auch ein sehr hohes Übergewicht ursächlich nicht auf eine falsche Ernährung zurückgeführt werden kann sondern die Fehlernährung als Anzeichen für massive Störungen im pyscho-sozialen Bereich gedeutet werden muss.

Ulrike Gonder: Essen eignet sich hervorragend zur Kompensation sowohl von schlechter Laune als auch von seelischen Problemen. Umgekehrt haben Essgestörte häufig auch seelische Probleme. Wie groß deren Anteil am Entstehen der Störung ist, vermag ich aber nicht einzuschätzen. Allerdings dürfen auch Diäten und das übermäßige Beschäftigen mit gesunder Ernährung nicht als Ursache für Essstörungen vergessen werden.

Harry Wijnvoord über die Resignation beim Abnehmen

Harry Wijnvoord, TV-Moderator, sagt, viele Menschen resignieren beim Abnehmen schon alleine deshalb, weil sie bereits zu weit weg vom "Ideal" seien und dieses ohnehin für unerreichbar halten. Stimmt das?

Rudolf Brüse: Stimmt. Wer sein Gewicht von 120 kg auf 80 kg reduzieren will, hat einen wesentlich weiteren und schwierigen Weg vor sich, als jemand, der nur zwei bis drei Kilogramm abnehmen möchte. In der Tat ist dies ein großes Dilemma. Aus der Ernährungsverhaltensforschung wissen wir recht zuverlässig, dass ein dauerhaft erfolgreiches Abnehmen nur möglich ist, wenn man über längere Zeit wenig (nicht mehr als ein Kilogramm pro Woche) abnimmt und dazu seine Bewegungs- und Essgewohnheiten umstellt. Crashdiäten und FdH schaden bekanntlich. Sie sind häufig die Einstiegsdroge für eine lebenslange Diätkarriere. Gleichzeitig ist es aber für die Motivation weiter abzunehmen bedeutsam, gerade bei Beginn einer Diät einen raschen Erfolg sichtbar und fühlbar zu erreichen. Hier muss jeder Übergewichte eine individuelle Lösung finden.

Ulrike Gonder: Das ist gut möglich. Allerdings würden seriöse Berater einem stark Übergewichtigen keineswegs empfehlen, bis zum Normal- oder gar Idealgewicht abzuspecken. Denn es ist in den meisten Fällen völlig unrealistisch, dass dieser Bereich erreicht und gehalten werden kann. Was aber viele Dicke nicht wissen: Bereits geringe Gewichtsverluste von fünf bis zehn Prozent des Ausgangsgewichtes führen zu messbaren Verbesserungen der Gesundheit (gemessen etwa an Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und des Wohlbefindens. Es wäre also geradezu falsch, eine unrealistisch hohe Abnahme anzustreben.

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Gruss Franki
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