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Alt 24-03-2005, 18:39   #13
PC-Oldie-Udo
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Pilotprojekt bei Edeka

Finger statt Karte



Der Einkaufswagen ist voll bepackt, der Kunde macht sich auf den Weg zur Kasse. Dort hinterlässt er einen Fingerabdruck, und der Einkauf ist bezahlt.
Von Claudia Frickel



Das ist keine Zukunftsvision, sondern Praxis – allerdings bislang bundesweit nur in einem Geschäft, dem Edeka-Markt Fitterer in Rülzheim in der Pfalz. Das Beispiel könnte jedoch Schule machen.

Seit kurzem gibt es dort neben den üblichen auch die so genannte biometrische Zahlungsweise. Und bei den Kunden kommt sie offenbar gut an: Hundert haben sich bereits für das Verfahren angemeldet.

Für Mitinhaber und Geschäftsführer Roland Fitterer liegen die Vorteile auf der Hand: „Die Kunden können leichter und schneller einkaufen.“ Ein Fingerprint kostet weniger Zeit, als nach Münzen zu kramen oder Zahlen einzutippen.



Anschrift vor Ort hinterlegt
Der Bezahlvorgang dauert nur noch zwei statt durchschnittlich 50 Sekunden. Die Legitimation per Geheimzahl wie bei der Kartenzahlung entfällt völlig.

Diese Vereinfachung spart auch dem Supermarkt Geld. In der Kasse sammelt sich weniger Bares an, die Versicherungskosten sinken. Darüber hinaus „sind die Kosten für den Zahlungsverkehr halb so hoch wie bei Bezahlung mit EC-Karte“, erklärt Duschan Gert, Pressesprecher der Edeka-Regionalgesellschaft Südwest, zu dem Fitterers Markt gehört.

Und wenn das Konto des Kunden nicht gedeckt ist, kann sich der Markt die Ermittlung der Adresse bei der Bank sparen. Das kostet bei der EC-Karte zwischen zehn und 15 Euro.

Beim Fingerprint-Verfahren hinterlegen Kunden ihre Anschrift direkt beim Supermarkt. Die Umrüstung pro Kassenplatz kostet zwar 1200 Euro, aber dieses Geld hat sich „nach acht bis neun Monaten amortisiert“, so Duschan Gert.

Doch was Kunden und Supermarkt erfreut, stößt bei Verbraucherschützern auf Skepsis. Sie bemängeln vor allem den fehlenden rechtlichen Rahmen für biometrische Verfahren im Verbraucheralltag. Der Sprecher der Verbraucherzentrale Bundesverband, Christian Fronczak, fordert: „Wir brauchen Regelungen, wie und ob die Daten der Kunden gespeichert werden dürfen oder wer darauf Zugriff hat.“



Sorge vor dem Datenklau
Gesetzlich geregelt ist bislang nur der Einsatz von biometrischen Daten in Reisepässen oder Personalausweisen. Fronczak fordert, dass die Fingerprint-Zahler zumindest schriftlich über alle potenziellen Gefahren aufgeklärt werden.

Der Verbraucherschützer ist zudem skeptisch, ob das Fingerprint-Verfahren sicher ist: „Biometrische Daten können beliebig abgegriffen werden.“ Datenklau etwa wäre denkbar, wenn jemand mit Tesafilm, Silikon oder Pulver einen Fingerabdruck von einer Konservendose kopiert – und dann mit der Kopie zur Kasse marschiert.

Diese Bedenken kann Ulrich Kipper nicht verstehen. Seine Firma IT-Werke in Lahr ist mit dem Fingerbezahlsystem „Digiproof“ mit dem Rülzheimer Edeka-Markt ins Geschäft gekommen.

Kipper weist darauf hin, dass es in den Märkten keine Fingerabdruck-Datenbank gibt wie bei der Polizei. Denn es werde nicht der ganze Abdruck gespeichert, sondern nur signifikante Punkte. „Das genügt, um die Kunden an der Kasse zu identifizieren.“

Es sei aber unmöglich, auf den vollständigen Abdruck und damit auf die Person zu schließen.

Um Datenklau zu verhindern, setzt Edeka auf die Wachsamkeit der Kassiererinnen. Denn die „werden misstrauisch, wenn ein Kunde mit Silikon am Finger“ zahlen will, beruhigt Edeka-Südwest-Sprecher Gert. Sein Unternehmen will das Fingerprint-Verfahren ausbauen.

Bis Ende des Jahres soll es in mindestens 20 Edeka-Läden möglich werden, ab 2006 wird das System in Süddeutschland großflächig ausgebaut. Edeka Südwest hat rund 1700 Märkte zwischen Ulm und Bodensee, 37000 Mitarbeiter und einen Außenumsatz von vier Milliarden Euro.

Andere Supermarktketten halten sich vorerst zurück und beobachten genau, wie der Testlauf funktioniert. Der Einzelhandelsverband HDE verfolgt die Pilotphase wohlwollend. „Wir sind sehr gespannt, wie das Zahlen mit dem Finger ankommt.

Es ist eine der vielen technischen Möglichkeiten, um es dem Kunden angenehmer zu machen und die Kosten für den Einzelhandel zu reduzieren“, sagt HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr.

(SZ vom 24.03.2005)
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