Sentix Marktradar: Die Zweifel werden größer
01.10.2012, 15:38 Uhr
Die Sorgen sind zurück an den Börsen, die Stimmung der Anleger hat einen ziemlichen Dämpfer bekommen. Für die Experten von Sentix ein gutes Zeichen. Geht es nach ihnen, dürfte die Stimmung gerne noch schlechter sein.
FrankfurtLange Gesichter an der Börse – die Stimmung der Anleger ist geradezu abgestürzt. Auf Sicht von einem Monat trauen sie den Märkten nicht mehr viel zu. Schlimmer noch: Die Sorgen sind zurück, Sorgen vor einem empfindlichen Rücksetzer. Das zeigen die Daten des Marktradars, den das Analysehaus Sentix wöchentlich für Handelsblatt Online erstellt. Beunruhigend ist die aktuelle Entwicklung deswegen aber nicht.
Im Gegenteil: „Uns gefällt das eigentlich ziemlich gut“, sagt Manfred Hübner. „Denn obwohl die kurzfristige Stimmung einen ziemlichen Dämpfer bekommen hat, verbessern sich die mittelfristigen Erwartungen der Anleger weiter.“ Das sei, so der Experte, eine günstige Konstellation im Sentiment, wie die Stimmungslage an den Märkten im Börsendeutsch genannt wird.
„Die kurzfristige Stimmung dürfte sogar ruhig noch ein bisschen schlechter werden, denn sie ist ein Kontraindikator“, sagt Hübner. Angst und Panik deuten also auf eine Kursverbesserung hin – und dazu passen die mittelfristigen Markterwartungen, auch strategischer Bias genannt.
Mit den Ankündigungen der EZB, unbegrenzt Anleihen zu kaufen und den Euro um jeden Preis zu retten, sowie dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Rettungsschirm ESM hat „eine neue Phase“ begonnen. „Es ist völlig normal, dass in einer solchen neuen Marktphase Zweifel aufkommen, alte Ängste und Sorgen noch einmal zurückkehren“, so Hübner. Deshalb rechnet er auch mit einer anhaltenden Konsolidierung in den kommenden beiden Wochen, bevor es weiter aufwärts geht.
Wichtig ist aber, dass es wirklich alte, bekannte Themen sind, die wieder hochkommen. „Neue Ängste – etwa weil sich die Krise aufgrund neuer Probleme verschärft – wären eher problematisch“, erklärt der Experte. Danach sehe es aber derzeit nicht aus.
Der aktuelle Zwiespalt zwischen kurzfristigen und mittelfristigen Erwartungen sei daher fast idealtypisch. „Wir blicken auf ein vielversprechendes viertes Quartal“, so Hübner.
Positiv stimmt ihn auch der Investitionsgrad der Anleger, den Sentix ebenfalls monatlich veröffentlicht. Die professionellen Anleger sind wieder ähnlich hoch investiert wie im ersten Quartal. „Die Folge war damals zwar eine Korrektur. Und die ist auch dieses Mal möglich. Eine Trendwende ist aber weniger wahrscheinlich“, räumt der Experte ein. „Der strategische Bias, die Grundüberzeugung, ist so positiv, dass wir von steigenden Kursen ausgehen.“ Auch die sogenannten Überquoten, welche die grundsätzliche Spekulationsneigung der Investoren zeigen, seien nicht stark ausgeprägt. Alles in allem positive Marktsignale.
Die Sentix GmbH ist der führende Anbieter von Stimmungsindikatoren und Sentimentanalysen in Europa. Mehr als 3.500 Investoren beteiligen sich wöchentlich an den Umfragen, die einen umfassenden und zeitnahen Einblick in die Psychologie der Börse gewährt. Das sentix Marktradar durchleuchtet Woche für Woche, welche Sentimententwicklungen für die Märkte relevant sind. Erfahren Sie mehr unter
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