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Alt 01-02-2006, 17:37   #10
Benjamin
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Marc Fabers Investmentthemen für 2006
Tuesday, 31. Jan 2006


Was mir besonders auffällt, bei dem derzeitigen Investitionsumfeld ist, dass jeder zuversichtlich ist . Investoren der Aktienmärkte in aller Welt sind positiv eingestellt gegenüber den Kapitalmärkten, Händler, die in die Rohstoffmärkte involviert sind, sind zuversichtlich gegenüber der Preisentwicklung der Bodenschätze, während Anleger mit Anleihen überzeugt sind, dass die Deflation hinter der nächsten Ecke lauert und dass die Zinsraten ihren Abstieg fortsetzen werden. In den meisten Ländern setzen die Anleger, die in Immobilien investieren darauf, dass die Grundstückspreise weiter klettern, Sammler sind bereit auf Auktionen Rekordpreise für Gemälde, Jade, Antiquitäten, Briefmarken, Weine und andere Sammlerstücke zu zahlen. Alle scheinen überzeugt zu sein, dass die Inflation von Vermögenswerten, die wir in den vergangenen Jahren erlebt haben, auch in Zukunft dank Mr. Bernanke anhalten wird.

Ich bezweifle nicht, dass, wenn der Dow Jones Industrial Average und die US Konsumpreise um jeweils 10 % sinken und dadurch die Kauflust in den USA schädigen, Mr. Bernanke Geld drucken würde, als gäbe es kein morgen. Insgesamt sollten wir erwarten, dass sogar Bankiers der Zentralbanken erkennen werden, dass die Expansion der US Wirtschaft in den Jahren 2001-2006 von der Aktieninflation abhängig war, die auch noch vom Schuldenzuwachs angeheizt wurde. Bis also das Federal Reserve Board bereit ist, eine Rezession anzuerkennen, muss die Inflation von Vermögenswerten um jeden Preis wieder angeheizt werden. Wie auch immer, ob die Vermögenswerte im Zuge der nächsten Gelddruckorgie steigen werden ist höchst fraglich.

Ich bezweifle, dass sich US Dollar Anleger und Anleger von Langzeitanleihen wohl fühlen bei dem Gedanken, in feste Depotanleihen zu investieren, in einem Land, in dem der Gelddruck zur Tagesordnung gehört. Deshalb wird die erste Anlageklasse, die auch nur bei dem geringsten Hinweis einer noch leichteren Währungspolitik zusammenbrechen wird, der US Dollar sein. In der ersten Woche dieses Jahres hat ein erneuter Trend in Richtung eines niedrigen US Dollar eingesetzt, deshalb ist meine erste Empfehlung für 2006: den US Dollar zu verkaufen! Aber wogegen?

Basierend auf den derzeitigen Vielzahl von Überflüssen und Defiziten, glaube ich, dass die Währungen der asiatischen Länder in diesem Jahr, die momentan einen großes Leistungsbilanzüberschuss haben, im Kurs gegenüber dem US Dollar und dem Euro steigen könnten. Im Einzelnen bevorzuge ich, jetzt , den Japanischen Yen und den Singapur Dollar.

Es wäre überflüssig zu sagen, dass Investoren den US Dollar auf fallen gegen Edelmetalle setzen sollten (seit Mr. Bernanke zum Vorsitzenden des Federal Reserve Board ernannt wurde, stieg Gold gegenüber dem US Dollar von 470 auf 550).

Darüber hinaus bezweifle ich, dass in einer Umgebung des schwachen US Dollar die langfristigen US Zinsen weiter sinken werden. Die erste Reaktion auf ein schwächeres Wirtschaftswachstum in diesem Jahr könnte kurzfristig ein Anstieg der Anleihen sein (Sinken der Zinsraten). Als zweite Folge könnten Anleihen besonders jene in US Dollar ins Schleudern geraten.Deshalb würde ich jede Stärkung der Anleihenkurse als Verkaufsmöglichkeit sehen.

Eines der Hauptinvestmentthemen nach dem Zusammenbruch der NASDAQ, der im März 2000 begann, war die Investition in Small-Cap und Mid-Cap Aktien. Ergebnis dessen war, dass sich Aktien mit einer hohen Marktkapitalisierungen in der ganzen Welt verglichen zu den Small-Cap Aktien miserabel entwickelt haben. Jedenfalls glaube ich, dass es an der Zeit ist, dass Investoren sich wieder auf Aktien mit großen Marktkapitalisierungen konzentrieren sollten, einfach da diese verhältnismäßig preiswert geworden sind. Ein weiteres Investmentthema ist es also, darauf zu achten, qualitativ gute Unternehmen mit einer großen Marktkapitalisierung in seinem Portfolio zu halten.

Dies führt mich noch zu einem anderen Thema. Seit dem Jahr 2001 gehören die US Anteile an Pharmazieunternehmen wie Pfizer, Schering Plough und Merck zu den sich am schlechtesten entwickelnden Aktien auf dem US Aktienmarkt. Schlechter noch als das S&P 500 und Mid-Cap Aktien.

Es ist klar, dass die pharmazeutische Industrie der USA einige Probleme hatte und immer noch hat aber viele dieser Probleme haben sich bereits in den fallenden Anteilspreisen dieser Unternehmen niedergeschlagen.

Investoren die sich in den USA beteiligen wollen, rate ich also, einen Korb von US Pharmazie-Unternehmen zu kaufen.

Das letzte Thema, das ich ansprechen möchte sind taiwanesische Aktien. Warum? Ich habe Kaufempfehlungen für den Nikkei Index ausgesprochen als dieser im Jahre 2003 bei 8000 lag und nachdem dieser von 39.000 Punkten im Jahre 1993 gefallen ist. Seitdem hat er sich im Wert verdoppelt. Der Grund warum ich japanische Aktien mochte, war, dass Investoren zu dieser Zeit extrem negative Aussichten gegenüber dem Aktienmarkt gaben und dass die finanzielle Situation von Unternehmen und Privaten sehr gut war. Am wichtigsten jedoch war, dass die erreichten Dividenden des Nikkei Index höher waren als die Zinsen der japanischen Staatsanleihen.

Taiwanesische Aktien haben sich seit 1998 schlechter entwickelt als asiatische Aktien, die erreichte Dividende ist heute doppelt so hoch, wie die Zinsen der taiwanesischen Staatsanleihen . Letztendlich schwebt der Taiwan Stock Exchange Index bei rund 6.500, gegenüber 12.000 Punkten im Jahre 1990. Zum Vergleich: Würde der Dow Jones Industrial Average bei der Hälfte von 1990 liegen, dann würde man ihn jetzt bei 1.200 handeln.

Relativ gesehen, bieten taiwanesische Aktien derzeit eine Kaufmöglichkeit, die man im Leben nur einmal erhält.


Noch ein Wort der Vorsicht: Alle Aktienmärkte (außer der US Dollar und US Anleihen) waren in den ersten zehn Tages dieses Jahres sehr stark und ich erwarte, dass sich eine Korrektur dessen in der zweiten Monatshälfte zeigen wird, die dann bis Februar andauern wird. Was mich am meisten besorgt, ist, dass wir mitten in einer wahren Investmentwut stecken, die meiner Meinung nach, dem quer denkenden Investor nicht besonders attraktive Einstiegspunkte in den Aktienmarkt bietet.

Möglicherweise ist es eine gute Zeit, Anteile auf leer zu verkaufen und damit auf fallende Kurse zu setzen.
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