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Alt 06-09-2005, 07:15   #660
Starlight
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Ölpreis-Rekord: Spekulanten sind schuldlos
von Mark Ehren

Steigt der Ölpreis sind die Schuldigen schnell gefunden - die Spekulanten. Auch in der vergangenen Woche soll diese Anlegergruppe für die hohen Preise verantwortlich gewesen sein. Doch das Gegenteil ist der Fall.


Das zeigt der neueste Bericht der amerikanischen Aufsichtsbehörde für die Terminbörsen CFTC (Commodity Futures Trading Comission). Jeweils Freitags nach Handelsschluss, veröffentlicht die CFTC einen "Marktbericht" über die Handelsaktivitäten - den so genannten "Commitments of Traders"-Report. Aus diesem "COT"-Bericht geht hervor, wie sich die Spekulanten verhalten haben.

Von großer Aussagekraft ist dabei der Vergleich von Long- zu Short-Positionen der Spekulanten - die so genannte Netto-Position. Dieser Saldo ist entscheidend, da Spekulanten nicht nur auf steigende, sondern auch auf fallende Preise setzen können. Das wird in der Diskussion um Spekulanten oft vergessen oder unterschlagen.

Nach dem neuesten Bericht haben die Öl-Spekulanten bis einschließlich vergangenen Dienstag ihre Positionen auf steigende Preise ("Long"-Positionen) relativ zu denen auf fallende Preise ("Short"-Positionen) um 45 Prozent auf nur noch 4.580 Kontrakte reduziert. Das bedeutet: Der Anstieg des Ölpreises von 66 auf 70 wäre ohne die reduzierten Long-Positionen sogar noch höher ausgefallen. Denn wenn Marktteilnehmer Kontrakte auf steigende Kurse verkaufen, drücken sie den Preis. Auch bei Erdgas, Benzin und Heizöl setzten die Spekulanten weniger stark auf steigende Notierungen als in der Woche zuvor.




Kein Vergleich gegenüber April
Im historischen Vergleich ist die derzeitige Positionierung der Spekulanten alles andere als extrem. Zum Vergleich: Anfang April stand der Ölpreis bei 56 Dollar, die Spekulanten setzen mit einer gewaltigen Netto-Position von rund 80.000 Kontrakten auf steigende Preise. Der neuerliche Anstieg ist nicht spekulationsgetrieben - sondern hat fundamentale Gründe.

IEA gibt keine Entwarnung
Kurzfristig machen sich dabei die Folgen des Hurrikans "Katrina" bermerkbar, die zu einer Knappheit bei Öl-Produkten bei Benzin und Heizöl geführt hat. "Wir wissen nicht, wie lang und wie schwer die Krise sein wird", sagte der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) Chef Claude Mandil der Nachrichtenagentur dpa. Der Marktbeobachter bezifferte den Ausfall auf den Weltmärkten auf zwei Millionen Barrel pro Tag. Die Krise auf dem Benzin- und Heizölmarkt sei jedoch so schwerwiegend, dass die IEA habe eingreifen müssen, ergänzte Mandil.

In einigen Monaten dürften sich die Folgen von "Katrina" an den Öl-Märkten nicht mehr stark bemerkbar machen. Stattdessen dürfte längerfristig das Phänomen "Peak Oil" seine Spuren an den weltweiten Energiemärkten hinterlassen

Quelle: ARD online
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