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Alt 08-08-2008, 14:11   #354
OMI
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08.08.08 15:16
Börse Frankfurt-News: Schwache EU-Konjunkturdaten beleben Zinsfantasie

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. August 2008. Ein leicht veränderter Wortlaut in der Kommentierung der gestrigen Zinsentscheidung durch die EZB beflügelt am Anleihemarkt Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung in der Eurozone. 'EZB-Präsident Trichet hat am Donnerstag zwar nach wie vor die Inflationsrisiken als Hauptproblem bezeichnet. Seinen bei der vorherigen Sitzung noch vorhandenen Optimismus im Hinblick auf ein robustes Wirtschaftswachstum hat er aber komplett abgelegt. Mit Zinserhöhungen ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen', erklärt Aleksandar Bakrac von Equinet.

Zudem zeigten schwache Konjunkturdaten aus dem Euro-Raum ein deutliches Nachlassen der Konjunkturdynamik an. 'Die Aufmerksamkeit der Anleger hat sich von der Entwicklung der US-Konjunktur auf die zunehmende Abschwächung der Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone verlagert. Da sich die Wirtschaftsindikatoren in den USA zumindest auf einem niedrigen Niveau beginnen zu stabilisieren, steht Europa der größere Abschwung wohl noch bevor. Das hilft natürlich dem US-Rentenmarkt, weil die kurzfristige Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro Anlagen in den USA wieder attraktiver macht', ist sich Bakrac sicher.

Besorgnis über Wachstumsschwäche nimmt zu

Volkswirte halten eine Zinssenkung der EZB in den nächsten Monaten für wahrscheinlich. Analysten der DZ Bank glauben, dass die US-Wachstumsschwäche bereits auf Europa übergegriffen habe. Neben Großbritannien befänden sich Italien, Frankreich und Spanien auf dem Weg in eine Rezession. Deutschland, als die größte Exportnation der Welt, werde davon nicht unberührt bleiben. Auch wenn das Thema Inflation weiter auf der Tagesordnung der EZB bleibe, sei das zu vermutende Ausmaß der bevorstehenden Wachstumsflaute Anlass genug, über ein niedrigeres Zinsniveau nachzudenken.

Auch die Landesbank Berlin weist in ihrem Marktkommentar darauf hin, dass sich in zahlreichen Ländern der Eurozone die Stimmungsindikatoren im Abwärtstrend befinden. Mit Ausnahme von Deutschland notierten die Einkaufsmanagerindizes inzwischen unterhalb der Wachstumsschwellen. Hierzulande deute sich mit dem zweitstärksten Rückgang des ifo-Geschäftsklimaindex im Juli seit Erhebungsbeginn im Jahre 1991 eine langsamere Gangart der Konjunktur an.

Deshalb sollten sich die Renditen am kurzen Ende des Rentenmarktes in der Eurozone auf Jahressicht weiter zurückbilden. Das langfristige Renditeniveau werde dagegen, wegen des hartnäckigen Inflationsdrucks vor allem in den USA, weitgehend seitwärts tendieren bzw. binnen Jahresfrist geringfügig anziehen.

Der Rentenmarkt zeigt sich robust. Die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe steht aktuell bei 4,26 Prozent, der Euro-Bund-Future, die Messlatte für die langfristigen Zinsentwicklung in der Eurozone, notiert bei 113,56 Prozent ein Prozent höher als in der Vorwoche. In den USA rentiert eine zehnjährige Staatsanleihe bei 3,94 Prozent.

Seychellen-Anleihe abgestuft

Die Abstufung einer bisher rege gehandelten Anleihe der Seychellen (WKN A0GY83) bewegt in dieser Woche den Handel mit Schwellenländer-Anleihen. ' Das Papier des Landes galt bisher unter Investoren als recht attraktiv und wurde deshalb verstärkt nachgefragt. In der vergangenen Woche sind aber Gerüchte aufgekommen, dass die Regelmäßigkeit der Zinszahlungen nicht garantiert sei. Daraufhin hat die Regierung der Seychellen mitgeteilt, in den Emissionsunterlagen seien Unklarheiten aufgetaucht. Die Rating-Agentur S&P reagierte mit einer Abstufung auf CCC-. Das bedeutet, dass die Bedienung der Anleihe nicht mehr garantiert ist', erklärt Daniel Förtsch von der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig. Der Kurs des Papiers, dass Ende Juli noch mit 97,5 Prozent notiert wurde, ist auf 47,5 Prozent abgestürzt.

Insgesamt verlief die Woche aber eher ruhig. 'Der sinkende Ölpreis lässt die Sorgen um eine hohe Inflation weiter sinken. Der zum US-Dollar fallende Euro erhöht zudem die Attraktivität, sich in dieser Währung zu verschulden.' Größeres Interesse beobachtet Förtsch bei Euro-Anleihen der Schwellenländer Türkei, Brasilien und Südafrika.

Neuemissionen von Toyota und der Depfa Bank gesucht

Auf großes Interesse stoßen Neuemissionen mit attraktiven Konditionen. 'Besonders angetan hat es den Anlegern eine dreijährige Anleihe von Toyota mit einem Volumen von einer Milliarde Euro und einem Kupon von 5,375 Prozent (ISIN XS0379935652), deren Stückelung in 1.000-Euro-Anteilen vor allem für Privatinvestoren interessant ist', berichtet Paul Hirt von der Hellwig Wertpapierhandelsbank GmbH. Hohes Umsatzvolumen verzeichnet auch eine Anleihe der Depfa-Bank mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro, einer Laufzeit bis zum Jahr 2010 und einem Kupon von 5,25 Prozent (ISIN DE000A0S8X55). 'Der Ausgabekurs von 99,9 Prozent erscheint zwar nicht besonders reizvoll, doch Laufzeit und Kuponhöhe können sich für die Investoren sehen lassen', meint Hirt.

© 8. August 2008/Andreas Wolf

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Quelle: dpa-AFX
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