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Alt 18-08-2004, 05:55   #58
Börsengeflüster
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Elliot Wave Teil 2

Basisschema eines Elliott-Zyklus

Ein kompletter Zyklus besteht aus 2 Basiswellen, einer Impulswelle und einer Korrekturwelle. Klassischerweise wird die Impulswelle des Grundzyklus außerhalb der Elliott-Wave-Nomenklatur als „Bullmarket“, die Korrekturwelle als „Bearmarket“ bezeichnet. Bitte beachten Sie, daß die folgenden Grafiken als “idealisierende” Beispiele zu verstehen sind.

Fraktale Struktur der Subzyklen:
Die Impulswelle besteht - eine Stufe tiefer ins Detail gehend - aus fünf Wellen, von denen drei aufwärts, zwei abwärtsgerichtet sind, die Korrekturwelle aus drei Wellen, von denen zwei abwärts, eine aufwärts gerichtet ist.






Ist der Haupttrend der übergeordneten Kursbewegung aufwärts gerichtet, so folgen Impulswellen der Richtung des Haupttrends nach oben, Korrekturwellen im Bullmarket nach unten. Ist der Haupttrend (im Bearmarket) nach unten gerichtet, so zeigen die Impulswellen ebenfalls in Richtung des Haupttrends nach unten, Korrekturwellen nach oben („Bearmarket-Rallye“).


Das Prinzip der Selbstähnlichkeit setzt sich bei einer Verlagerung der Betrachtungsebene auf jeweils eine Impuls- und eine Korrekturwelle im fünfgliedrigen Impulswellenzyklus fort (man blickt quasi mit einer Lupe auf eine Impuls- und Korrekturwelle, im nächsten Schritt mit einem Mikroskop), wie die linksstehende Grafik illustrieren soll.

Die Grafik macht die Relevanz der Fibonacci-Zahlenreihe im Zyklenaufbau deutlich: Die Anzahl der ineinander verschachtelten Zyklen folgt streng den Fibonacci-Zahlen.



Nomenklatur der Zyklenbezeichnung

Je nach Betrachtungsebene der Zyklen unterscheidet man verschiedene Zyklenkategorien:

Grand Supercycle (höchste Kategorie, Dauer im Jahrhundertbereich)
Supercycle
Cycle
Primary
Intermediate
Minor
Minute
Minuette
Subminuette (kleinste Kategorie, Tages- bis Intradaybereich)
Impulswellen werden zur Orientierung üblicherweise mit Zahlen, Korrekturwellen mit Buchstaben beschriftet.

Impulswellen

Hinweis: Sämtliche Grafiken sind als idealtypische Skizzen zu interpretieren!

Unter Impulswellen, manchmal auch als „motive waves“ bezeichnet, versteht man in der Elliott-Wave-Theorie Wellen, die in Richtung des vorherrschenden Haupttrends laufen: Im Bullmarket aufwärts, im Bearmarket abwärts.

Impulswellen im Bullmarket:


Die Impulswelle eines Grundzyklus gliedert sich in fünf Wellen, drei aufwärts (Welle 1, 3 und 5), unterbrochen von zwei Korrekturwellen (Wellen 2 und 4).

Die Impulswelle im Bullmarket ist von allen Elliott-Formationen am wenigsten problematisch, d.h. Fehlprognosen sind auch für den geübten Anwendervermeidbar. Einzig das unten zu beschreibende Phänomen der Extensions und Double Retracements stellt eine gewisse Fehlinterpretationsquelle dar, insbesondere, wenn Welle 5 hiervon betroffen ist.

Drei zentrale Regeln sind bei der Indentifikation und korrekten Zählung eines Impulszyklus strengstens zu beachten:

Welle 2, die Welle 1 korrigiert, endet immer über dem Startniveau von Welle 1!
Welle 3 ist niemals die kürzeste Welle eines Impulszyklus, oft aber die längste!
Welle 4 unterschreitet niemals das Top der Welle 1
Sollte bei der Zählung der Wellen eine oder mehrere dieser Regeln verletzt sein, so ist die Zählung zu verwerfen und ein alternativer Zählansatz zu wählen.

Von Regel 3 existiert nur eine Ausnahme: Das Leading Diagonal Triangle, das als Welle 1 eines Impulses (und alls A einer A-B-C-Korrektur) auftreten kann. In diesem Falle stoppt Welle 4 im Kursbereich der Welle 2.

Die Rule of Alternation legt nahe, daß Welle 4 im Regelfall nicht dem gleichen Korrekturwellentypus wie Welle 2 entspricht.

Failures:

Unter einem Failure versteht man, daß Welle 5 unterhalb oder am des Top der Welle 3 schließt. Ein Failure kann sowohl im Bull- als auch im Bearmarket auftreten und ist im Bullmarket sehr bearish, im Bearmarket bullish zu werten. Failures sind häufig Ursache von falschen Wellenzählungen, da Welle 4 dann als Teil der Welle A des Bearmarkets interpretiert werden könnte.

Extensions:

Jede der Impulswellen (1,3, und 5) kann Objekt einer Extension sein. D.h. die Impulswelle ist auf der jeweils niedrigeren Betrachtungsebene nicht fünfgliedrig, sondern neungliedrig, und entsprechend ungewöhnlich lang, was zu Fehleinschätzungen führen kann.


Schließt sich an eine fünfte untergeordnete Welle eine nur kurze Korrekturwelle (Welle 6) und anschließend eine weitere Aufwärtswelle (Welle 7) an, so ist eine Extension der betreffenden Impulswelle im Gange, die zwei weitere Wellen nach sich zieht.

Regelmäßig ist, wenn überhaupt, nur eine Impulswelle Gegenstand einer Extension. Sollte Welle 1 extensieren, so kann man davon ausgehen, daß Welle 3 und 5 normal fünfgliedrig verlaufen werden.



Double Retracements:

Im Regelfall wird eine Extension durch ein Double Retracement korrigiert, was im Falle einer Extension der Welle 5 mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist und zur Ausbildung eines irregulären Tops führen kann.


Das Ende der fünften Welle wird dann als „Orthodoxes Hoch“ bezeichnet, das durch das zweite Retracement hervorgerufene, oft über dem orthodoxen Hoch liegende Top als „Irreguläres Top“.

Im Falle einer Extension der Wellen 1 oder 3 wird das erste Retracement zur Korrekturwelle (2 bzw. 4) und das zweite Retracement zur Impulswelle 1 der Wellen 3 bzw. 5. Da dies selten zu Zählfehlern führt, ist lediglich ein Double Retracement der Welle 5 problematisch.

Sollten weder Welle 1 noch Welle 3 Gegenstand einer Extension gewesen sein, so ist bei der Bestimmung des Endes der Welle 5, und damit dem optimalen Zeitpunkt short zu gehen, große Vorsicht geboten, da eine Extension der Welle 5 mit einem anschließenden Double Retracement und der Herausbildung eines Irregulären Top nicht auszuschließen ist.

Impulswellen im Bearmarket:

Impulswellen im Bearmarket (im Falle einer dreiwelligen Korrekturformation die Wellen A und C) sind nicht so unproblematisch wie im Bullmarket, da unterschiedliche Korrekturformationen existieren. Im Falle einer fünfwelligen Unterwelle eines Bearmarkets gelten die Ausführungen für den Bullmarket vice versa mit der Ausnahme, daß Impulswellen im Bearmarket selten bis nie Gegenstand einer Extension und eines Double Retracements sind. Diese Ausnahmen sind dem Bullmarket vorbehalten. Ansonsten sei auf das Kapitel „Korrekturwellen" verwiesen.

Teil 3 folgt im direkten Anschluss an diese post!
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Zitat:
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Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


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