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Alt 30-09-2004, 18:40   #26
Benjamin
TBB Family
 
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Rohstoffe
Preis von Orangensaft steigt stärker als bei Öl


28. September 2004 In den vergangenen Tagen und Wochen dominierte wieder einmal die Entwicklung des Ölpreises die Schlagzeilen. Das ist keine Wunder. Denn der an der New York Mercantile Exchange gezahlte Preis für ein Faß Western Texas Intermediate-Öl erreichte mit 50,47 Dollar nicht nur den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren.


Sondern gleichzeitig zeigt der Trend weiterhin deutlich nach oben. Manche Marktteilnehmer bezeichnen die Entwicklung zwar als spekulativ und rechnen früher oder später mit einer deutlichen Korrektur. Andere verweisen dagegen auf die zunehmende Nachfrage, die geringen Investitionen in der Vergangenheit und die dadurch induzierten Förderungs-, Liefer- und Verarbeitungsbeschränkungen, auf anhaltende geopolitische Unsicherheiten, auf vergleichsweise geringe Lagerbestände und nicht zuletzt auf die Wirbelstürme in der Karibik.

Steigende Rohstoffpreise ...


Sie dürften die Lieferungen nach Amerika nicht nur kurzfristig beeinflussen, weil Ölplattformen und Häfen ihre Arbeit vorübergehend einstellen und weil sie nach möglichen Beschädigungen wieder repariert werden müssen. Sondern auf Grund der Umleitung von und dem „Parken auf hoher See” von sowieso knappen Tankern wird das ganze Geschäft verzögert. Und das könnte die Preise vor allem auch mit Blick auf den anstehenden Winter noch weiter nach oben treiben.

Das wäre sicherlich negativ für die Weltkonjunktur. Denn ein hoher Ölpreis wirkt wie eine Konsumsteuer und beschneidet auf diese Weise das verfügbare Einkommen der Konsumenten. In Europa mag dieser Effekt noch etwas gedämpft werden durch den im vergangenen Jahr gestärkten Euro. In Amerika könnte er sich dagegen deutlicher bemerkbar machen. Denn dort befand sich der Konsum in der Vergangenheit auf einem extrem hohen Niveau und wurde zu großen Teilen mit Schulden finanziert. Bleibt der Ölpreis hoch, steigen gleichzeitig die Zinsen und sinkt das Verbrauchervertrauen auf Grund des dahindümpelnden Arbeitsmarktes, so sind das keine sonderlich guten Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum in Amerika.

... nicht nur bei Öl


Gleichzeitig steigt nicht nur der Preis von Öl, Heizöl und Benzin. Denn seit Jahresbeginn haben auch die Preise für Zucker, Orangensaft, Kaffee, Schweine und Rindvieh zum Teil deutlich zugelegt. Der Preis für Orangensaft ist in den vergangenen Wochen förmlich explodiert. Er hat nicht nur den zweijährigen Abwärtstrend überwunden, sondern seit dem jüngsten Tief in einem steilen, volatilen, kurzfristigen Aufwärtstrend knapp 60 Prozent auf zuletzt 85,6 Dollar zugelegt.

Die Entwicklung läßt sich zu einem Teil ebenfalls mit den Wirbelstürmen erklären. Die Anbaugebiete in Florida wurden innerhalb weniger Wochen von mehreren Hurrikanen - zuletzt von Jeanne und Charley - betroffen. Das war die folgenschwerste und schadensreichste Saison aller Zeiten. Orangenanbauer rechnen mit Schäden von bis zu 485 Millionen Dollar. Die Ernte im laufenden Jahr könnte 14 Prozent unter der bisherigen Prognose liegen. Und das ist nicht alles. Denn manche Schäden könnten langfristig Folgen haben. Genau das berechneten die Terminmärkte aktuell bei der Preisbestimmung ein.

Auf diese Weise wird klar, daß die wirtschaftliche und die Preisentwicklung in Amerika und möglicherweise weltweit nicht nur vor Öl negativ beeinflußt wird, sondern auch von anderen externen Faktoren. Die Zitrusanbauer sind in Florida einer der wichtigsten Arbeitgeber. Der Preistrend für Orangesaft zeigt jedenfalls weiterhin nach oben.


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