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Alt 28-10-2004, 06:54   #53
Starlight
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TECHNISCHER MORGENKOMMENTAR 28. OKTOBER 2004

Allgemeine Beurteilung
Nach einem überaus schleppend verlaufenden Handelstag an Europas Aktienbörsen, die nach einer freundlichen Eröffnung in einer engen Spanne um ihre Eröffnungskurse herum pendelten, ließ ein kräftiger Aufwärtsimpuls an den US-Börsen ab 16:30 Uhr auch bei uns „den Knoten platzen“. Eindeckungskäufe trieben die Indizes in vergleichsweise kurzer Zeit deutlich in die Höhe. Im Ergebnis erreichte der NASDAQ 100 das beste Tagesergebnis mit einem Endstand von 1480, was einem Zugewinn von 2.63 Prozent entsprach. Der NASDAQ Comp. brachte es auf 2.14 Prozent Kursanstieg, EUROSTOXX 50 und DAX waren die Tagesgewinner in Europa mit jeweils 1.74 und 1.73 Prozent Kursgewinn.




Wie immer nach einer solchen Tagesbewegung, drängen sich folgende Fragen auf:

- handelt es sich nur um eine technische Reaktion oder ist der Impulswechsel nachhaltig?

- mit welcher Wahrscheinlichkeit müssen wir eine Wiederaufnahme der übergeordneten Abwärtsbewegung unterstellen?

- welche Szenarien lassen sich im Anschluss an eine solche Entwicklung diskutieren?

Wir würden die gestellten Fragen wie folgt beantworten:

(1) wir gehen davon aus, dass es sich um eine technische Reaktion handelt, was wir mit der Art des Anstiegsverlaufes begründen. Die heftig und rasch verlaufenden Kursanstiege, welche sich plötzlich einstellten und die keine anhaltende Kontinuität über den Handelstag hinweg aufwiesen, interpretieren wir mit Eindeckungen von offensichtlichen Short-Positionen. Art und Verlauf der Reaktionen zeigen unserer Ansicht nach auch, dass es Marktteilnehmer auf breiter Front traf, was signalisiert, dass sich ein großer Teil der Investoren / Trader in Richtung des übergeordneten Trendverlaufes positioniert bzw. mental ausgerichtet hatten.

(2) die Wahrscheinlichkeit einer Wiederaufnahme einer vorangegangenen, in der Regel noch dominanten Bewegungsrichtung, nach Abschluss einer Reaktion / Korrektur, bestimmen wir auf Grund der zurückgelegten Strecke einer Reaktion im Bezug auf die vorangegangene Wegstrecke. Wie bereits des öfteren diskutiert, haben wir die besten Erfahrungen und statistisch gesehen die aussagekräftigsten Ergebnisse, wenn wir für einen dominanten Trendverlauf Korrekturpotentiale berechnen. Testreihen auf den Kursverlauf des DAX führten zu den Ergebnissen, dass in der Regel (a) diese Korrekturpotentiale zunächst sehr zuverlässige Kursziele für eine Reaktion darstellen und das (b) Häufungen von Wiederaufnahmen der vorangegangenen Bewegungsrichtung auftreten, wenn nach Ausschöpfen der Reaktionspotentiale die entsprechenden Gegensignale kamen. Konkret heißt das: im DAX sahen wir bisher in etwa 68 Prozent aller Fälle eine Trendfortsetzung nach Abschluss der Reaktion, wenn diese lediglich das errechnete minimale Korrekturpotential ausschöpfte. In etwas über 50 Prozent der Fälle trat dieser Sachverhalt ein, wenn es zu einer Normalkorrektur kam, in „zufälligen“ 36 Prozent der Fälle kam es zu einer Trendfortsetzung nach Abschluss einer Maximumkorrektur (alles bezogen auf das dann jeweils laufende Bewegungsfraktal). Hinweis: diese statistischen Aussagen liegen uns nur für den DAX vor. Wir unterstellen aber, dass diese Aussagen in etwa auch für andere Indizes bzw. Börsenwerte in etwa so gelten müssten und unsere bisherigen Erfahrungen zeigten zumindest, dass wir mit dieser Annahme der Realität nahe kommen.






(3) sehen wir uns die Kursverläufe nach den im Punkt (2) diskutierten Sachverhalten an, liegen uns zwischen Minimum- und Maximumkorrekturen alle Facetten vor. Interessant ist hierbei, dass die US-Börsen zu den Indizes gehören, in denen mittlerweile die Reaktionen sehr ausgeprägt sind. Beide NASDAQ´s bewegten sich ohnehin in Konsolidierungszonen (hierbei erreichte der NASDAQ Comp. per gestern seine obere Bereichsgrenze der Zone, der NASDAQ 100 übersprang diese per Schlusskurs leicht). Der S&P 500 schöpfte die errechnete Maximumkorrektur komplett und großzügig aus, im Dow Jones unterstellen wir ein Überschreiten der Normalkorrektur, bezogen auf den letzten Bewegungsimpuls (ausgehend vom letzten Reaktionshoch Anfang Oktober) bzw. ein „fast Erreichen“ der Normalkorrektur, wenn wir den gesamten Trendverlauf seit Anfang September zu Grunde legen. In Europas Börsenindizes dominieren Minimumkorrekturen, der MIB 30 (Italien) und der IBEX 35 (Spanien) zeigten sich in den letzten Wochen und Monaten ohnehin als relativ stark im Vergleich zum Rest Europas, so dass hier die letzten Wochen eher in Richtung Konsolidierungszone interpretiert werden könnten. Daraus ergibt sich für uns (mit Blick auf und im Ergebnis der gestrigen Entwicklungen) die Erwartungshaltung, dass wir im laufenden Bewegungsfraktal wohl das Schlimmste gesehen haben müssten. Zumindest für die nächsten Tage, sollten kaum neue Tiefs auf breiter Front zu erwarten sein. Unser bisher strategisch kritisches Bild neutralisiert sich damit, auf jeden Fall für die Indizes, die ihre entsprechend ausgeprägten Reaktionen sahen.

Randmärkte

In ihrer Grundausrichtung bleiben die Randmärkte in der heutigen Einschätzung unverändert zu den Aussagen der Vortage. Das heißt konkret: der Ölpreis befindet sich weiterhin innerhalb eines absolut intakten Aufwärtstrends, gleiches gilt für den Rentenmarkt, der USD ist weiter schwach (sowohl gegenüber dem EURO, als auch gegenüber dem japanischen YEN.

Die interessanteste bzw. auffallendste Entwicklung sehen wir jetzt in der Ölpreisentwicklung. Brent-Crude-Oil schwächte sich per gestern um 4.34 Prozent ab, ein Sachverhalt, der für sich genommen den Fortbestand der jüngst ausgebildeten Konsolidierungs- / Schiebezone zumindest bestätigt. Wir wiesen bereits mehrfach auf die schwindende Schwungkraft im Ölpreisanstieg hin, ein Sachverhalt, der sich fortsetzt. Naturgemäß bleibt damit ein erhöhtes Reaktionsrisiko bestehen. Kommt es hier tatsächlich zu der erwarteten Abschwächung / Korrektur, sollte es die Aktienseite mittelfristig entlasten.





Zur Orientierung: Brent-Crude-Oil nähert sich wieder der unteren Begrenzung der jüngst ausgebildeten Konsolidierungszone bei 49.46 / 48.63 USD an.

Im Bund-Future (Dezember-Kontrakt) liegt uns per gestern ebenfalls ein junger, abwärts ausgerichteter Bewegungsimpuls vor, nächst tiefer liegende Unterstützung und Zielzone wäre der Bereich um 116.18.






Fazit: wir halten es aktuell für sehr wahrscheinlich, dass „entlastende“ Indikationen von Seiten der Randmärkte, in erster Linie vom Öl und von den Rentenmärkten für die Aktienseite zu erwarten sind, wobei wir an dieser Stelle noch einmal unterstreichen müssen: die Grundtendenzen sind unverändert intakt, d.h. es dominieren im Öl, als auch im Renten-Markt übergeordnete Aufwärtstrends.




DAX

Widerstände: 3983 (u), 4000 (O), 4078 (u);
Unterstützungen: 3848 / 3836 (u), 3778 (u);

Aktuelle Korrekturpotentiale, bezogen auf den jüngsten tertiären Abwärts-
trend im DAX INDEX:

3918 / 3930 Minimumkorrektur
3959 Normalkorrektur
3988 / 4000 Maximumkorrektur


Bis etwa 16:30 Uhr schleppte sich der DAX seitwärts, leicht abwärts ausgerichtet. Interessant war hierbei, dass eine, von sich heraus kommende Aufnahmebereitschaft des Marktes, kaum auszumachen war. Auf der anderen Seite zeigte sich jedoch bereits am frühen Nachmittag, dass ein abwärts ausgerichteter Bewegungsimpuls ebenfalls kaum Nahrung erhielt. Unser „klassischer“ Impulsansatz, der bereits in der ersten Handelsstunde im FDAX zu einer Short-Position führte, nachdem dieser sein Vortageshoch unterschritten hatte, entfaltete sich nicht und lag erst am frühen Nachmittag leicht im Plus. Damit wurde bereits recht früh deutlich, dass sich hier kein Impuls entfalten wird, zumindest nichts, was auf der Grundlage des frühen Verkaufssignals ausgelöst werden könnte.






Als gegen 16:30 Uhr in den USA die Käufer in den Markt kamen, gab die Abgabeseite auch im DAX auf und deckte unter heftigen Bewegungsschüben ein. Der Großteil des gestrigen Tagesgewinnes erfolgte in der Zeit zwischen 16:45 und 17:09 Uhr. Im Anschluss folgten zwei weitere, jedoch weit weniger heftig verlaufende Bewegungsschübe nach 17:30 Uhr, hier war der Kasse-Markt bereits geschlossen.

Im Ergebnis erreichte der DAX-Index punktgenau seine errechnete Minimumkorrektur, welche wir in der Spanne zwischen 3918 bis 3930 definierten (Tageshoch und Schluss waren 3929). Der FDAX übersprang nach 17:30 Uhr mit den beiden Folgeschüben sein errechnetes minimales Korrekturpotential leicht.

In der Konsequenz müssten wir jetzt, Stand heute morgen, folgende Interpretation treffen:

(1) noch liegt uns im DAX eine statistische Wahrscheinlichkeit von etwa 68 Prozent vor, dass nach Abschluss der laufenden Reaktion ein neues Bewegungstief markiert wird (Kurse unterhalb der 3838).

(2) somit kommt es auf den heutigen Handelstag an: übersteigt der DAX-Index im heutigen Handel dieses errechnete minimale Reaktionspotential, sinkt zunächst die Wahrscheinlichkeit auf etwas über 50 Prozent ab (wohl das wahrscheinlichste Szenario).

(3) in der Konsequenz verhalten wir uns wie folgt: sollten strategische Short-Positionen bestehen, sollten diese bei Überschreiten der errechneten Minimumkorrektur tatsächlich konsequent geschlossen werden. Dagegen wäre eine Spekulation auf eine Wiederaufnahme des Abschwungs nur dann sinnvoll, wenn es heute zu einem Verkaufsmuster im Kursverlauf käme und der Muster-Schlusskurs unterhalb der errechneten Obergrenze der Minimumkorrektur läge. Anderenfalls müssen wir das Thema „dominanter, intakter, übergeordneter Abwärtstrend“ vorerst von der Agenda nehmen.





Das dann wohl wahrscheinlichere Szenario wäre erneut eine Konsolidierung, möglicherweise unter hoher Volatilität, was den Handel erschwert.

In der praktischen Konsequenz müssen wir dem aktuellen Marktverhalten entgegengehen. Strategische Positionierungen sind auf Grund der nervösen Marktverfassung der letzten Tage für uns auch weiterhin kein Thema. Im taktischen Zeitfenster macht es aktuell ohnehin Sinn, sich mit mehreren Handelsstrategien zu befassen, welche in einem „Regelwerk-Portfolio“ zusammengefasst werden. Ein Ansatz allein zeigt kaum die notwendige Flexibilität bzw. weist kaum die Chance auf, mit diesen plötzlichen Richtungswechseln, wie wir sie an Doji-Tagen, bzw. bei Impulswechseln wie gestern geschehen, fertig zu werden.

Spätestens bei Überwindung des Hochs im FDAX von 3905 von 09:29 Uhr, war klar, dass der Impuls auf der Unterseite versagen würde. Wurde der Stop-Kurs für die im Kommentar angewandte Strategie dennoch unverändert bei 3919 belassen, musste hier ein Verlust von 25 Punkten realisiert werden.

Wie geht es weiter? Unterstellen wir, dass die errechneten Korrekturpotentiale gute Kursziele sind, sollte das nächste Ziel im FDAX der Bereich um 3972 sein. Im Anschluss daran achten wir auf das sich ausbildende Tagesmuster. Hier wird sich zeigen, ob ein Gegenimpuls zu erwarten ist. Diesen Sachverhalt diskutieren wir im heutigen Abendkommentar.

top

EINZEL-AKTIEN
Auf der Seite der Einzel-Aktien dominieren weiße Tageskörper, bzw. deutlich ausgeprägte Lunten. Im Gegensatz zum Dienstag, wurde der gestrige Kursanstieg auf breiter Front mitgetragen. In der Konsequenz ergibt sich jetzt die bereits mehrfach angesprochene Chance, eventuell bestehende Long-Positionen in den Aktien mit der höchsten Relativen Stärke in die Erholung hinein zu reduzieren bzw. aufzulösen. Hierzu zählen unverändert BASF, E.ON, Linde, RWE, Schering, SAP und TUI (diese eher eingeschränkt).

Interessant werden jetzt die gefallenen Aktien, sobald diese beginnen, Stärke aufzubauen. Hier werden wir Ihnen morgen einige Aktien vorstellen, sofern sich in der heutigen Tagesbewegung abzeichnet, was wir im DAX aus statistischer Sicht heraus zu erwarten haben.





Achten Sie jetzt bitte auch auf die Münchener Rück Aktie, die per gestern den besprochenen Inselbereich überwinden konnte. Nächst höherer, erwarteter Widerstand wäre jetzt der Bereich um 76.49, wichtiger noch der Bereich um 77.16.

Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!

Uwe Wagner

Quelle: SysTrade

Geändert von Starlight (04-11-2004 um 06:48 Uhr)
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