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Alt 26-09-2007, 09:02   #1
Auf Wunsch gelöscht
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Birma: Soldaten prügeln auf Mönche ein

Die Situation in Birma droht zu kippen. Erstmals seit Beginn der Massenproteste gingen Soldaten in Rangun laut Augenzeugen gewaltsam gegen demonstrierende Mönche vor. Sie prügelten auf die friedlichen Protestierenden ein, gaben Warnschüsse ab und setzten Tränengas ein. Mindestens 80 Menschen sollen festgenommen worden sein. Mit dem Mut der Verzweiflung formierten sich am Morgen mehrere tausend Mönche und Sympathisanten trotz unmissverständlicher Drohungen der Militärjunta erneut zu einem Demonstrationszug. "Wir sind auch bereit zu sterben", sagte ein buddhistischer Mönch. In der Nacht hatte das Regime zahlreiche Soldaten und Polizisten vor Klöstern und im Zentrum Ranguns aufmarschieren lassen.

Angesichts der seit Tagen stärker werdenden Proteste hatte die Militärjunta verfügt, dass sich nicht mehr als fünf Menschen an einem Ort versammeln dürfen. Über das Versammlungsverbot wurde die Bevölkerung per Lautsprecherwagen unterrichtet. Nach Angaben von Mitarbeitern wurde das Krankenhaus in Rangun angewiesen, sich auf die Aufnahme von Patienten vorzubereiten.


Auch sonst mehren sich die Anzeichen, dass das Regime zu hartem Durchgreifen entschlossen ist. Wie die BBC berichtete, wurden in der Nacht zwei weitere prominente Regierungskritiker festgenommen. Dabei handele es sich um Win Naing, einen 70 Jahre alten Veteranen der Demokratiebewegung, und den in Birma beliebten Schauspieler Zaganar, der als Zeichen der Solidarität am Wochenende ein Essen für die protestierenden Mönche arrangiert habe. Zuvor war bereits von der Festnahme des prominenten Oppositionellen, Za Ga Na, berichtet worden. Er hatte am Montag in der Öffentlichkeit dazu aufgerufen, die Anti-Regierungsproteste der Mönche zu unterstützen. Die unter Hausarrest stehende Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi soll bereits am Sonntag ins Gefängnis gebracht worden sein.

Auf der UN-Vollversammlung in New York warnten zahlreiche Staats- und Regierungschefs die Militärregierung vor einem Schlag gegen die Demonstranten. US-Präsident George W. Bush kündigte härtere Sanktionen gegen die Junta an. Bundeskanzlerin Merkel und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierten eindringlich an die Militärführung, gegenüber den Demonstranten auf jede Art von Gewalt zu verzichten.

Gestern hatten erneut zehntausende Menschen den Drohungen des Regimes getrotzt und waren auf die Straße gegangen. Vielfach wurden in den Demonstrationen Menschenketten um demonstrierende Mönche gebildet, um sie vor etwaigen Angriffen zu schützen, berichteten Augenzeugen. Es handelt sich um die größten öffentlichen Proteste seit der gewaltsamen Niederschlagung der Demokratie-Bewegung im Jahr 1988. Damals waren mindestens 3000 Menschen getötet worden. Seither kam es so gut wie gar nicht mehr zu Demonstrationen, denn Widerstand wurde von den Sicherheitskräften bereits im Keim erstickt.

Auch nachdem die jüngsten Proteste gegen die Erhöhung der Benzinpreise und anderer Lebenshaltungskosten vor gut einem Monat begonnen hatten, waren zunächst zahlreiche Studenten und Oppositionelle verhaftet worden. Doch dann setzten sich die Mönche an die Spitze der Bewegung. Gegen sie ging die Regierung nicht vor - denn die Mönche werden vom Volk tief verehrt. Sollten die Sicherheitskräfte auf demonstrierende Mönche schießen, könnte dies nach Einschätzung politischer Beobachter einen Volksaufstand auslösen. Verlässliche Angaben aus dem Land zu bekommen, gestaltet sich schwierig. Die seit 45 Jahren regierende Militärjunta kontrolliert die heimischen Medien streng und seit dem Beginn der Proteste wurde ausländischen Journalisten kein Einreisevisum mehr erteilt.
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"Mittagessen? Nur Flaschen essen zu Mittag!"
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