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Alt 08-09-2008, 14:53   #46
Benjamin
TBB Family
 
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Beiträge: 10.374
Hi zusammen,

schön, dass Euch die kleine Geschichte gefallen hat.

Die aktuellen Vorträge zu Peak Oil sind etwas trockener, dafür gibt's dort dafür mehr Details; eine Liste: http://energie-glasnost.de/vortraege/start

Man muss bei all dem wissen: Allein das Energiethema im engen Zusammenhang wäre nicht dramatisch. Dramatisch wird die Sache erst dadurch, dass der Energieverbrauch unseren materiellen Lebensstandard wiedesspiegelt.

Hohe Ölförderrate = hoher materieller Lebensstandard der Menschen



Konkret: Wer auf den "Peak-Oil-Charts" zeitlich nach rechts geht in die Zukunft bis zum mutmaßlichen eigenen Lebensende, der kann dann die prognostizierte Ölförderrate ablesen. In der Vergangenheit gab's diese Ölförderrate aber schon einmal. Wichtig: Der Lebensstandard zu jener Zeit in der Zukunft dürfte in etwa absinken auf denjenigen Level, der in der Vergangenheit bei jener Ölförderrate damals geherrscht hat.
Die meisten der heutigen Kleinkinder werden demnach eine materielle Wohlfahrt erleben, wie sie in Deutschland wenige Jahre nach dem Krieg herrschte!

Auch Reiche und Mächtige werden nur erreichen können, dass die Not sie später trifft als die Armen; ein absolutes Entkommen ist unmöglich.

Wichtig ist die persönliche Vorbereitung in dem Sinne, dass man selbst mit dieser ganzen Thematik offen umgeht und sich selbst nicht vorschnell auf vermeintliche Scheinlösungen festlegt.

Unsere einenen psychologischen Abwehrmechanismen sind sehr stark; die einfachste und üblichste Strategie "sich zu schützen" besteht in der Verneinung einer Bedrohung: Verdrängen, Kleinreden, Niedlichreden, Verballhornen, ignorieren. Praktisch alle machen das bei diesem Thema.

Der oft gehörte Reflex auf die Peak-Oil-Thematik "Erneuererbare Enrgien fördern" ist zwar einerseits richtig (bezogen auf lokale Gemeinschaften), andererseits ist es dafür aber schon zu spät (mit Blick auf die Realitäten der ganzen Menschheit). Für alle Menschen weltweit gibt es keine Hoffnung mehr, sondern nur noch für einige Menschen. Verlieren werden alle, aber auf der Nordhalbkugel werden wohl diejenigen zu finden sein, die weniger stark verlieren; die völligen Verlierer dürften vorwiegend auf der Südhalbkugel leben.

Ab etwa 2010 dürfte sich die materielle Wohlfahrt in Deutschland wieder zurück entwickeln.

Wer heute z. B. 50 Jahre alt ist und mit rund 80 Jahren Lebenserwartung spekuliert, der hätte also noch rund 30 Jahre zu leben, also bis rund 2040. Die materielle Ausstattung dürfte sich bis dahin auf das Niveau von rund 1980 zurück entwickelt haben (wenn die Entwicklung exakt symetrisch verläuft). Nach dem nicht symetrischen Chart oben wäre der heute 50-jährige dann aber bereits auf dass Wohlstandsniveau von etwas über 1960 abgerutscht. Nun, wie schnell es auch immer später abwärts geht, ein heute 50-jähriger Deutscher könnte wohl noch mit einem relativ gut akzeptablen Lebensstandard sein Leben beenden.

Aber unsere Kinder? Wer Gelegenheit hat, einmal in ein Museum über die 50er und 60er Jahre zu gehen, der sollte das ruhig einmal machen: Die heutigen Kinder und Jugendlichen dürften später einmal in einer Welt mit jenem "Ausstattungsniveau" der 40er, 50er und 60er Jahre als alte Leute sterben. Das war damals kein Zuckerschlecken!

Folgen der Abnahme des Erdöls: http://www.peakoilandhumanity.com/la...nsequences.pps
- Inflation: Energie und viele Produkte werden teurer
- Kreditzinsen steigen
- Viele Firmen gehen pleite
- Viele Menschen werden arbeitslos
- Straßen verfallen
- Versorgungsengpässe bei Energie, Wasser, Lebensmitteln
- Jede Produktbeschaffung wird schwieriger bzw. teurer oder gar unmöglich
- Höhere Kriminalität
- Soziale Unruhen
- Das Ende der Vorstädte: Umzug der Menschen hin zu den "Versorgungszentren" (ländliche Gemeinschaften oder Stadtzentren), weg aus den Wohnsilos der Vorstädte
- Konsumeinschränkungen
- Zusammenbruch zuerst des globalen, dann des nationalen Wirtschaftssystems; lediglich regionales bzw. lokales Wirtschaften bleibt
- Eine neue Ära der Landwirtschaft

Öl wird nicht nur für den Transport von nahezu 90 Prozent aller Güter verwendet. Es ist auch der Grundstoff fast aller verwendeten Kunststoffe, Farben, Lacke und pharmazeutischen Produkte. Auch die moderne Landwirtschaft erweist sich als extrem abhängig vom Öl. So werden nicht nur landwirtschaftliche Maschinen mit Öl betrieben, Nahrungsmittel mit Hilfe von Öl transportiert und verarbeitet, auch Pestizide und Dünger werden daraus hergestellt. Dies führt dazu, daß in jeder Kalorie unserer Nahrung ungefähr zehn Kalorien fossiler Energie mit enthalten sind.[11] Die »grüne Revolution« der modernen Landwirtschaft war nur möglich, weil durch die Verfügbarkeit billigen Öls mehr Energie in die Nahrungsmittelproduktion eingespeist werden konnte, als wir aus der Nahrung wiederum gewinnen. Ein Privileg, das die Menschen Jahrtausende hindurch nicht besaßen. Hätten die Menschen des Mittelalters mehr Energie in ihre Nahrungsmittelproduktion investiert, als sie aus ihr gewannen, so wären sie verhungert.

Keine sanfte Wende

Eine Schrumpfung von Handel, Güterproduktion und Geldumlauf ist in der Logik des Kapitalismus praktisch nicht vorgesehen. Dieses Wirtschaftssystem ist auf ständiges Wachstum programmiert. So wie ein Fahrradfahrer sein Gleichgewicht nur halten kann, solange er fährt, so bleibt auch die kapitalistische Ökonomie nur solange im Takt, wie sie wächst. Bereits Nullwachstum stellt für moderne Volkswirtschaften eine Katastrophe dar. Selbst wenn der Förderrückgang des Öls mit zwei bis sechs Prozent noch moderat ausfallen sollte, wären die Folgen für die industrialisierte Welt dramatisch.

Auch die Umstellung auf erneuerbare Ener_gien verspricht keine schnelle Lösung. Denn trotz des enormen Booms von Solar- und Windenergie und trotz des hohen Ölpreises konnte in den letzten Jahren nicht einmal der Anstieg des Ölverbrauchs aufgehalten werden. Um einen jährlichen Förderrückgang von zwei bis sechs Prozent ausgleichen zu können, müßten die Investitionen in erneuerbare Energien um ein Mehrfaches steigen.

Begänne die Umstellung lediglich ein Jahrzehnt vor dem Peak, so könnten nur die schlimmsten Folgen abgemildert werden. Wie oben dargestellt, wird das Ölfördermaximum nach Schätzung der Geologen der ASPO aber bereits in den nächsten zwei Jahren erreicht sein. Mit anderen Worten: Für einen harmonischen Übergang ist es heute bereits zu spät.

Geändert von Benjamin (08-09-2008 um 17:04 Uhr)
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