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Alt 25-03-2003, 09:32   #119
Stefano
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hola,

"Gestärkt gehen wir nicht aus dieser Woche heraus"

Wie Trainer Willi Reimann seine aus der Bahn geworfene Frankfurter Eintracht wieder fit für den Aufstiegsendspurt machen will

Frankfurter Rundschau: Herr Reimann, unmittelbar nach der Niederlage gegen Trier wirkten Sie stark getroffen, fast ratlos. Haben Sie jetzt mit drei Tagen Abstand Erklärungen dafür, wieso Ihre Mannschaft einen sicher geglaubten Sieg noch dahingeben konnte?

Willi Reimann: Naja, in den entscheidenden Momenten war die Ordnung nicht mehr da. Beim Ausgleich hat niemand energisch genug eingegriffen, als der Trierer alleine durchs Mittelfeld gelaufen ist. Und mit diesem Tor kam dann Unsicherheit auf in der Mannschaft. Wir standen auf einmal nicht mehr gestaffelt.

Es hatte den Eindruck, als wollte die Mannschaft nach dem 2:1 zu viel und ist dann vor lauter Begeisterung über den Sieg ins Unheil gestürmt.

Der Eindruck ist vielleicht nicht ganz falsch. Auf einmal ist fast jeder euphorisch nach vorne gelaufen und wollte angreifen, prompt haben wir die Gegentore bekommen. Jeder wollte was besonders Gutes machen, und dadurch sind Löcher entstanden, in die der Gegner gestoßen ist. Das zeigt doch, dass wir immer unsere Ordnung einhalten müssen. Das ist unsere Stärke, das ist unser Schlüssel zum Erfolg.

Sie befürchteten am Freitag, dass diese Schlappe der Mannschaft womöglich einen psychologischen Knacks geben könnte...
Gut hat ihr das bestimmt nicht getan.
Was glauben Sie, welche Auswirkungen diese Niederlage haben wird?

Ich weiß es nicht. Es wird sich nun zeigen, ob und wie die Mannschaft dieser Situation psychisch gewachsen ist. Gestärkt gehen wir jedenfalls nicht aus dieser Woche heraus.

Was müssen Sie jetzt tun?

Wir haben schon angefangen. Gleich am Samstag haben wir eine Videoanalyse gemacht. Wir haben das Spiel noch mal angeschaut, die Fehler angesprochen und gezeigt, was die Spieler verkehrt gemacht haben. Sie haben es zur Kenntnis genommen und eingesehen. Was mich vor allen Dingen ärgert, ist, dass die gute Leistung über 80 Minuten in den Hintergrund gerückt ist. Denn wir haben ja lange, lange Zeit eine tadellose Leistung gebracht und dem Gegner das letzte Tor förmlich geschenkt. Aber es ist nun mal so: Der letzte Eindruck bleibt bestehen.

Wird diese Niederlage personelle Konsequenzen haben? Denken Sie etwa über einen Wechsel im Tor nach?

Oka Nikolov hatte in dieser Situation, die zum 2:3 führte, einen Blackout. Das war unglücklich und ein ganz schwerer Fehler von ihm. Es ist nun mal so, dass ein Torwartfehler fast zwangsläufig immer zu einem Gegentor führt. Aber ein Torwartwechsel ist für mich kein Thema. Im Gegenteil: Nikolov hat mein Vertrauen, wir haben ja gerade erst seinen Vertrag verlängert. Er hat die ganze Saison hervorragend gehalten, oft genug war er ein großer Rückhalt für uns. Ich behandele einen Torwart nicht anders als einen Feldspieler. Und wenn ein Feldspieler einen Fehler macht, nehme ich ihn ja auch nicht gleich aus der Mannschaft.

Sie haben wegen des EM-Qualifikationswochenendes fast zwei Wochen Pause. Kommt Ihnen das entgegen, oder wäre es Ihnen lieber, Sie könnten möglichst bald diesen Fehler wettmachen?

So ist halt der Spielplan, da können wir nichts ändern. Sicher ist es ganz gut, dass die Spieler ein bisschen Abstand gewinnen können, denn um so einen Rückschlag zu verarbeiten, braucht es schon ein paar Tage Zeit. Die werden wir nutzen, um ganz gezielt zu trainieren und vor allem unser Abwehrverhalten wieder zu stabilisieren. Allerdings fehlen mir zwei Spieler, Ervin Skela und Jean-Clotaire Tsoumou-Madza, die wir für Länderspieleinsätze am Wochenende abstellen mussten.

Ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Meisterschaft leistet sich die Eintracht diesen Ausrutscher.

Ja. Die Mannschaft hat zur Kenntnis nehmen müssen, eine sehr gute Möglichkeit verpasst zu haben. Wir wissen, dass diese Chance vertan ist. Nun müssen wir uns dieser Situation stellen. Wir können es nach wie vor schaffen, unter die ersten Drei zu kommen. Wir wollen jetzt auch nach Ahlen fahren und dort gewinnen.

Braucht die Mannschaft womöglich besonderen Druck, um 100 Prozent Leistung zu bringen?

Nein, diesen Druck braucht die Mannschaft nicht. Wir sind jetzt auf der Zielgeraden. Und da ist jeder Einzelne besonders gefordert. Ohnehin entspannt sich unsere personelle Situation mehr und mehr: Heute fängt Pawel Kryszalowicz wieder mit dem Mannschaftstraining an.

Dafür fällt Leistungsträger David Montero für das defensive Mittelfeld wegen der fünften Gelben Karte aus.
Ja. Aber so was müssen wir auffangen können. Außerdem kehrt Alexander Schur ja wieder in die Mannschaft zurück.
Wie weit sind denn die Vertragsgespräche mit den Spielern für die neue Saison gediehen?
Wir haben viele gute Gespräche geführt. Offiziell verkünden wir aber erst dann was, wenn es unter Dach und Fach ist.

Bei Pawel Kryszalowicz, mit dem Sie ja nicht so zufrieden sind, kann Eintracht Frankfurt bis zum 30. April dieses Jahres eine Option ziehen. Werden Sie das tun?
Das ist noch vollkommen offen. Bis dahin ist es ja auch noch eine Menge Zeit.
q: e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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