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Alt 27-11-2004, 09:17   #1033
Benjamin
TBB Family
 
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Unten als Chart angehängt die visuelle Darstellung dessen, was ich mit meinem vorherigen Posting beschrieb, siehe:
http://www.traderboersenboard.de/sho...455#post165455
Ich persönlich bin ziemlich sicher, dass EUR/USD bei 1,33xx ein Zwischenhoch auf Sicht von mehreren Monaten plaziert bzw. bereits plaziert hat.

Interessant ist demgegenüber, dass so ziemlich ALLE Analysten, Banken, Privatanleger, Industrievertreter, Ökonomen und wie sie alle heißen derzeit in alle Artikel schreiben und in alle Mikrofone sagen, dass der EUR/USD weiter steigen wird.

Das gibt mir einerseits natürlich schon ein mulmiges Gefühl, weil ich doch hier recht einsam das Gegenteil vertrete. Andererseits ist es auch wieder beruhigend für mich, weil dieser Chor nun derartig angeschwollen ist, dass er selbstverhindernd wirkt - die Masse hat bekanntlich an der Börse nie recht.

Übrigens vertrete ich nicht die Meinung von Herrn Wolfgang Auer von Welsbach (siehe Posting über diesem) hinsichtlich
- Parität: EUR/USD wird auf Sicht von einigen Jahren ganz sicher nicht in Kursregionen von 1,0000 vorstoßen!
- der Gründe für die Asienkriese 1998 und
- des Einflusses von Hedgefonds auf den riesigen Deviesenmarkt. Die können imo zwar kleine "Zacken" in Intradaychart hervorbringen, aber keinen Trend.
Was er da schreibt ist imo völliger Blödsinn. Warum habe ich dennoch den Artikel gepostet? Weil ich geradezu verzeifelt nach "fundamentalen" Artikeln suchte, die die Elliott-Sicht untermauern, die ich hier darstelle. Es gibt da praktisch nichts im Blätterwald, wie schon geschrieben. Also habe ich selber überlegt. Hier meine ganz persönliche Erklärung meiner These: EUR/USD runter auf max. 1,1438 innerhalb des Zeitbereiches heute bis August 2005:

1. Öl befindet sich imo nach der kürzlichen Korrektur nach unten (Welle a) bereits wieder in einer Welle b nach oben und wird - nach diesem Modell - voraussichtlich Mitte Dezember 2004 das Top bei ca. 55 Dollar erreicht haben (Ende der Welle b; Vertreter der klassischen Charttechnik nennen das dann ein Doppeltop). Danach würde ein Abwärtstrend etabliert werden - bis ca. August 2005 (als Welle c, voraussichtlich als Korrekturmusterkombination).

2. Der DAX und all die übrigen westlichen Aktienindices werden entsprechend eines von mir bevorzugten Elliott-Musters bis voraussichtlich Freitag, den 17.12.2004 fallen, sie würden dann also negativ korrelieren mit der Entwicklung unter 1). Ab dem Zwischentief am Freitag, den 17.12.04 würden die Aktienmärkte demnach mit einer weiteren Rally beginnen und den dann fallenden Ölpreis feiern. Die Aktienrally wird - mit Zwischenkorrekturen - bis ca. August 2005 andauern. In diesen beiden Posting habe ich das etwas näher erläutert:
http://www.traderboersenboard.de/sho...708#post164708
http://www.traderboersenboard.de/sho...430#post161430

3. Die US-Staatsanleihen könnten sich kurzfristig (bis 17.12.04?) möglicherweise weiter erholen oder jedenfalls nicht weiter fallen, sondern eher seitwärts laufen; ob sie ein neues Top plazieren können, bleibt abzuwarten. Ich persönlich bezweifle das.

Diese steigenden Aktienkurse betreffen insbesondere den Dollar-Raum , der ja viel größer ist als nur die USA. Der Herr Wolfgang Auer von Welsbach in dem Posting von oben hat darauf ja auch ganz richtig aufmerksam gemacht, dem schließe ich mich an. Ich schließe mich aber ausdrücklich nicht seiner Ansicht an, dass dieser Zustand langfristig so bleiben wird. Hier wird es ganz sicher in nicht mehr ganz so ferner Zukunft zu Änderunge kommen - aus meiner Sicht aus einer Reihe von guten Gründen, die ich unten ansatzweise darstelle.

In diesem derartig breit definierten Dollar-Raum wird eine extrem unternehmerfreundliche Politik in allen Lebensbereichen gefahren - verglichen mit dem, was z. B. in Deutschland (noch/zum Glück) Standard ist. Die Finanz- und Wirtschaftspolitik all dieser $-angebundenen Länder ist darauf ausgerichtet, Geld zu vergleichsweise günstigen Konditionen zur Verfügung zu stellen, damit investiert wird. Parallel fließt dieses Geld aber auch in den Immobilien und Aktienmarkt und erzeugt dort Gewinne. Der Konjunkturaufschwung verlangsamt sich zwar bis August 2005, aber er ist immerhin vorhanden, wir haben Wachstum. In Zeiten eines Konjunkturaufschwungs kommt es insgesamt zu deutlichen Mittelzuflüssen in "Anlageobjekte" (Aktien, Immobilien, Windkraftanlagen, Industriebeteiligungen, Maschinen, etc.) innerhalb dieses Dollarraumes. Geld aus Cashbeständen (oder aus billigen Krediten) wird also arbeiten geschickt und soll Gewinne erwirtschaften. Die Unternehmen sind dabei, durch allerlei Maßnahmen ihre Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern. In den USA kam/kommt es sogar zu einer Entspannung beim Arbeitsmarkt, was für die Unternehmen zweischneidig ist: Einerseits höhere Kosten, andererseits mehr Leute mit Geld in der Tasche, mit dem sie shoppen gehen können! Insgesamt überwiegt wohl die Wirkung der Kostensenkungsprogramme. Die Aktienkursgewinne in den westlichen Aktienindices bis August 2005 speisen sich wohl primar aus diesen Kostensenkungsprogrammen/Produktivitätssteigerungsmaßnahmen, weniger aus der Erwartung wachsenden Umsatzes. In den asiatischen Ländern des Dollarraumes kommt es dagegen zu einem allmählichen Ansteigen der Binnenkonjunktur, dort steigt auch der Umsatz, die Gewinne bleiben hoch.

Diese "Doppeldefizit-Story" zieht sich schon lange hin und hat immer noch nicht zu einem Kollaps geführt - aber zu einem enormen kurzfristigen Anstieg. Das dürfte insbesondere nach einer Besinnungsphase zu Thanksgiving - als EUR/USD kurzfristig bereits einen kleinen "Zacken" im 10-Tageschart produziert hat, etwas nachdenklich stimmen.

Insgesamt würde unter dem Strich bis etwa August 2005 mehr Geld in den so definierten Dollar-Raum fließen als nach Euroland bzw. nach Japan, wo Anleger wohl vergleichsweise eher niedrigere Profitchancen für ihr Geld erblicken. Also sollte EUR/USD in der Zeit bis August 2005 fallen.

Der gewaltig große US-Anleihemarkt darf bei einer Betrachtung von EUR/USD nicht fehlen. Hier ist die Sache für Privatanleger recht eindeutig: US-Treasuries lohnen sich nicht, es gibt an der Börse bei den Aktien bessere Anlagemöglichkeiten. Die Frage ist nur: Wie sehen die asiatischen Zentralbanken die Sache? Die sitzen auf Gebirgen von diesen Dingern und wissen gleichzeitig, dass eines schönen Tages das ganze Zeug drastisch im Wert fallen wird: Die allmählich steigenden US-Leitzinsen und eine ebenso allmählich steigende Inflation werden nämlich den Kurs von T-Notes und T-Bonds senken, ein langfristig fallender Dollar wird ein übriges tun. Präsident Bush wird aus einer Reihe von Gründen es nicht hinbekommen, das Haushaltsdefizit drastisch zu senken (wie im Wahlkampf versprochen), er wird weiterhin Schulden machen - und frische US-Bonds auf den Markt werfen, also das Angebot an US-Staatsanleihen auf dem Markt hoch halten. Bislang haben vorwiegend die asiatischen Zentralbanken als Nachfrager die ja auch immer gekauft. Geht das so weiter? Ich bin sicher, dass da irgendwann eine Änderung erfolgen wird, weil alles andere widersinnig für die asiatischen Zentralbanken wäre: Sie würden krass gegen ihr Eigeninteresse handeln, wenn sie diese US-Anleihenkäufe noch beliebig lange mitmachen würden. Nur: Die Abstimmungen unter den Asiaten ist noch in den Anfängen. Es gibt noch keinen asiatischen Währungs-Basket, das ganze Verfahren dazu muss erst noch aufgebaut werden. Das braucht noch Zeit. Will sagen: Zeit bis August 2005? Auf dem Sektor würde es ja bereits reichen, wenn die Pressemeldungen über derartige Aktivitäten 'der Asiaten' zunehmen, um bereits verhaltensändernd auf die Anlegerschaft zu wirken. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies sogar der konkrete Auslöser im August 2005 (Sommer 2005) werden kann: Hinreichen konkrete Meldungen über eine Abkopplung der Asiaten hinsichtlich ihrer Einbindung in den oben definierten Dollar-Raum. Das würde in den Börsen dieser Welt einschlagen wie eine Bombe! Das wäre alle Motivation der Welt, um den Dollar zu verkaufen.

Also dann: Ab ca. August 2005 wird der Ölpreis wieder beginnen zu steigen. Die US-Leitzinsen werden im August 2005 etwa ein Jahr lang kontinuierlich gestiegen sein dann ein derartiges Niveau erreicht haben, dass sie beginnen, kurssenkend auf den Aktienmarkt und investitionsverhindernd auf die Industrie zu wirken. Auch die verschuldeten Konsumenten werden spätestens dann zu zweifeln beginnen. Die asiatischen Zentralbanken werden bis August 2005 hinreichend konkrete Schritte unternehmen, um für die Anlegerschaft ihre allmähliche Abkopplung vom Dollar-Raum erkennbar zu machen; im August selbst könnte dazu irgend ein Meilensteinereignis passieren, das den Auslöser für EUR/USD gibt, dann die Richtung zu ändern.

Das Spannungsfeld zwischen
- dem Doppeldefizit der USA bei gleichzeitig großer Ausdehnung des Dollar-Raumes einerseits und
- dem dynamischen Wertanstieg bei "Anlageobjekten" im Dollarraum aufgrund u. a. niedriger Zinsen andererseits
wird sich auflösen u. a. durch eine Verkleinerung des Dollar-Raumes. In dem so verkleinerten Dollar-Raum überwiegen dann die großen strukturellen Probleme der USA gegenüber einem erwartbaren weiteren Wertanstieg der "Anlageobjekte" in diesem Dollar-Raum.

Im Rahmen dieses Auflösungsprozesses wird EUR/USD stark schwanken, wie in meinem obigen charttechnischen Posting dargestellt. Aber auch bei diesem Prozess wird es einen Zeitpunkt geben, ab dem die Anlegerschaft die großen Buchstaben an der Wand zur Kenntnis nehmen muss; ich vermute, das wird etwa im August 2005 sein.

Fazit: Bis ca. August 2005 tendentiell long in Aktien und short bei EUR/USD (dabei auf die Korrekturwellen achten; in beiden Fällen wird das keine gerade Linie, sondern eine mit 2 größeren Korrekturen!!!). Danach Positionen umdrehen.

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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (15-02-2013 um 21:09 Uhr)
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