Endlich wird den Spielern nicht nachgegeben
Entweder sie nehmen die neuen Verträge an...Nachverhandlungen sind ausgeschlossen... oder sie können gehen
Frankfurter Planspiele
Die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga ist für Eintracht Frankfurt greifbar nahe. Der hessische Traditionsverein (55 Punkte) hat drei Spieltage vor Schluss vier Punkte Vorsprung auf die auf Rang vier liegenden Alemannen aus Aachen. Wie aber sieht die personelle Planung aus, wenn der Aufstieg gelingen sollte. Wer kommt, wer geht? Die FR gibt Antworten. Christoph Preuß kehrt aus Bochum zurück, Jens Keller muss weichen.
VON INGO DURSTEWITZ
Frankfurt a. M. · 3. Mai · Am Montagabend hatte der berüchtigte Waldemar Hartmann im bayerischen Fernseh-Flaggschiff "Blickpunkt Sport" seinen großen Auftritt. Der durch Rudi Völlers Wutausbruch ("Und du sitzt hier locker und hast drei Weizen drin") allerorten bekannte Moderator drehte Löwen-Präsident Karl Auer gehörig durch die Mangel, das Kreuzverhör endete mit einer Spitze in Sachen Abwerbeversuch von Torben Hoffmann von Eintracht Frankfurt. Waldi also stocknüchtern: "Der Torben war hier der beste Tänzer im P1 - was wollt Ihr denn mit dem?" Auer schluckte, und Hoffmann sagte anderntags in Frankfurt zur Gemeinheit aus München: "Weißbier-Waldi halt - da bleibe ich doch ganz cool."
Hoffmann wird wohl trotzdem zu 1860 zurückkehren. Und die Eintracht weint ihm kaum eine Träne nach. Sie hat dem Innenverteidiger ein Angebot gemacht, das er als Geringschätzung seiner Leistung interpretiert. Nachverhandlungen ausgeschlossen. Entweder Hoffmann nimmt an - oder er geht.
Der 30-Jährige ist als nur bedingt bundesligatauglich eingestuft worden. Deshalb sucht die Eintracht nach einem schnellen Innenverteidiger mit einem starken linken Fuß und Qualitäten in der Spieleröffnung.
Zudem erhält der lange verletzte Kapitän Jens Keller keinen Spielerkontrakt mehr. Auch der Anschlussvertrag wird aufgelöst. Keller bekommt eine Abfindung in Höhe von 100 000 Euro.
Die Eintracht-Führung fand für den 34-Jährigen keinen Platz auf der Geschäftsstelle, sie befürchtete auch Kompetenzrangelei. Keller, mit knapp 700 000 Euro per annum der Großverdiener im Ensemble, ist die Entscheidung offiziell noch nicht mitgeteilt worden. Der lange verletzte Musterprofi ist entsprechend angefressen.
Auch Andree Wiedener, 35, wird den Klub nach Saisonende verlassen müssen.
Die Eintracht sieht sich nach einem linken Außenverteidiger um, denn die sportliche Leitung sieht Christopher Reinhard eine Position weiter vorne; Mounir Chaftar ist gerade erst der Jugend entsprungen - Linksverteidiger sind in Deutschland allerdings rar gesät.
Christoph Preuß, der bei der Eintracht groß gewordene Allrounder, kehrt bei einem Bochumer Abstieg zurück.
Boss Heribert Bruchhagen wollte den 23-Jährigen schon nach dem Abstieg 2004 halten. Als der aus Großen-Linden bei Gießen stammende Mittelfeldspieler ins Ruhrgebiet wechselte, war Bruchhagen enttäuscht: "Das war meine größte Niederlage."
Höchste Priorität hat die Verpflichtung eines "Sechsers", der die strategisch wichtige Rolle des am Kreuzband operierten Alexander Schur übernehmen soll. Der Auserwählte soll ein bundesligaerprobter Abräumer im Mittelfeld mit großen taktischen und technischen Fähigkeiten sein.
Kommen Lisztes oder Misimovic?
Sollte der HSV den jungen Alexander Meier zurückholen, müsste die Eintracht auch auf der Position des Regisseurs aktiv werden, denn Markus Weissenberger (Vertrag für die erste Liga) hat nicht einmal in der zweiten Klasse seine uneingeschränkte Tauglichkeit bewiesen. Die Eintracht ist nicht bereit, für Meier die vom HSV geforderte Ablösesumme in Höhe von einer Million Euro zu zahlen.
Als Nachfolge-Kandidaten werden der Bremer Krisztian Lisztes
(nach einem Kreuzbandriss wieder auf dem Weg zu alter Stärke) und der Bochumer Zvjezdan Misimovic
gehandelt.
Auch Arie van Lent wird Konkurrenz im Sturmzentrum erhalten. Ein schneller, bundesligaerfahrener Mittelstürmer steht auf der Wunschliste,
der die schon jetzt ziemlich gut funktionierende Konter-Taktik perfektionieren soll. In der Verlosung sind durchaus renommierte Spieler. Die Namen Thomas Christiansen
und Mike Hanke
fallen immer wieder mal.
Jermaine Jones, der aus Leverkusen ausgeliehene Angreifer, hat die Erwartungen übertroffen, die Eintracht verhandelt mit Bayer über einen Transfer des 23-Jährigen.
Da trifft es sich ganz gut, dass Ex-Aufsichtsratschef Jürgen Neppe mit Bayer-Sportdirektor Rudi Völler gut befreundet ist.
Markus Beierle hingegen muss gehen,
Nico Frommer, der aus Oberhausen zurückkehren wird, und Mehmet Dragusha haben zwar Verträge, aber keine Zukunft mehr. Mit ihnen soll über Auflösungsverträge verhandelt werden. q: eintracht.de