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Alt 13-09-2005, 23:48   #567
Starlight
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Oracle? Analysten setzen auf SAP!

Die erneute Übernahme eines Konkurrenten durch den Software-Konzern Oracle nützt vor allem einem – dem Walldorfer Konkurrenten SAP. Einen Tag nach der Übernahme bestätigen die Analysten ihre Kaufempfehlungen.


Trotz Übernahme nur die Nummer zwei: Oracle-Chef Larry Ellison


Die Übernahme-Deals des US-Konzerns gehen in Serie: Nach einer Reihe kleinerer Zukäufe wie bei den Konkurrenten Retek und Profit Logic hatte es gestern wieder einen größeren Player der Branche erwischt: 5,8 Milliarden Dollar legt Oracle für die Übernahme von Siebel Systems auf den Tisch. Einen Übernahmekampf wie vor einem Jahr bei Peoplesoft wird es nicht geben. Das Siebel Management, nebst Firmengründer Tom Siebel, hat den Deal bereits gut geheißen. Abzüglich der Cash Reserven kostet Oracle die Transaktion "nur" rund 3,6 Milliarden Dollar und Oracle-Chef Larry Ellison deutlich weniger Nerven als der Fall Peoplesoft. Der hatte Oracle letztlich mehr als zehn Milliarden Dollar gekostet.

Integration kostet Kunden
Der massive Kapitaleinsatz ist es nicht was die Analysten nach der Siebel-Übernahme in die Arme des Konkurrenten SAP treibt, sondern das, was der Übernahme folgt. Kaum ein Experte traut Oracle zu, ein weiteres Groß-Unternehmen ohne Reibungs- und Verzögerungs-Effekte zu integrieren.

Auf zwei bis drei Jahre taxiert etwa die HypoVereinsbank in einer Studie den Verdauungsprozess bei Oracle/Siebel/Peoplesoft. Den Münchener Experten hat SAP laut einer am Dienstag erschienenen Studie, die boerse.ARD.de vorliegt, bereits anvertraut, seit Jahresbeginn 27 Kunden von Oracle übernommen zu haben. Die Entwicklung könnte nach Ansicht der meisten Beobachter noch eine ganze Weile weiter gehen.

Hohe SAP-Bewertung gerechtfertigt
Die Analystengilde ist sich am Montag einig: SAP wird von dem neuen "Duopol" im Markt für Unternehmens-Software am ehesten profitieren. Neben der HVB schätzen dies auch die Landesbank Rheinland-Pfalz, aber auch US-Investmentbanken wie die Citigroup oder JP Morgan so ein. Urteile wie "Kaufen" oder "Übergewichten" sind dabei überall zu lesen. Und auch die Kursziele für das SAP-Papiere sind nicht von Pappe. Auf Jahressicht trauen dem Walldorfer Konzern die meisten Banken eine Performance von mehr als zehn Prozent auf 160 Euro zu. Die Citigroup hält sogar einen Kurs von 200 Euro binnen eines Jahres für wahrscheinlich. Der Vorteil für SAP sei derzeit so groß, dass auch die vergleichsweise hohe Bewertung gegenüber Oracle gerechtfertigt sei. Derzeit kommt SAP auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 26 gegenüber einem KGV von 15 bei Oracle.

Weniger Konkurrenz – höhere Preise
Auf dem für beide Kontrahenten wichtigen US-Markt hat die Siebel-Übernahme das Kräfteverhältnis derzeit leicht zugunsten von Oracle verschoben. Mit einem relativen Marktanteil von 43 Prozent ist der US-Konzern nun leicht stärker als SAP (41 Prozent). Doch das Bild dürfte sich schnell wieder relativieren. SAP hat Amerika seit Jahren als wichtigsten Wachstumsmarkt im Visier und dort mit großem Erfolg Marktanteile gewonnen. Weltweit bleibt SAP (Marktanteil 31 Prozent) ohnehin meilenweit vor dem Emporkömmling Oracle (14 Prozent) bei Software zur Steuerung von Unternehmens-Prozessen in Front.

Noch einen positiven Effekt aus der Siebel-Übernahme können Analysten ableiten: Nachdem die Konkurrenz der beiden großen Player weitestgehend aufgerieben oder geschluckt wurde, diktieren nun nur noch zwei Unternehmen bei ihren großen Unternehmenskunden die Preise. Die "Preisentwicklung" werde sich wohl verbessern, meinte etwa die Citigroup. Zu deutsch: Die Umsätze und Gewinne könnten einen gehörigen Schub bekommen.

Quelle:ARDonline
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