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Alt 29-04-2008, 21:22   #7
Benjamin
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Beiträge: 10.374
Hier ein Beitrag, der einen Zusammenhang herstellt zwischen der preiswerten Verfügbarkeit billiger Energie sowie damit gekoppelt dem Vorhandensein hochkomplexer Gesellschaften einerseits und der Größe der Weltbevölkerung andererseits. These: Hochkomplexe Gesellschaften benötigen für ihre Entwicklung und ihr Fortbestehen als eine Voraussetzung preiswerte Energie. Diese wird mit der Energiequelle Nr. 1 knapp: Öl. Damit kollabiert die Globalisierung mit ihren enormen Logistikanforderungen - und die Gesellschaften werden einfacher. Einfache Gesellschaften sind spezifisch viel kleiner. Also sinkt die Bevölkerungsgröße.

Mobilität von Gütern und Menschen ist Globalisierungsvoraussetzung - und hängt vom Öl ab:

Bis zu 72% des Ölverbrauches weltweit verschlingt der globale Transport und der Individualverkehr!

Auch die heutige Nahrungsmittelerzeugung ist lediglich eine Folge des massiven Einsatzes von Öl und Gas (Maschinen, Dünger und Pflanzenschutzmittel). Wenn man davon ausgeht, dass die gesteigerte Tragfähigkeit des Planeten lediglich auf die Nutzung von Erdöl zurückzuführen ist und es auf lange Sicht keinen Ersatz dafür gibt, muss die Tragfähigkeit des Planeten mit der Erdölproduktion auch wieder abnehmen.

Peak Oil:

Quelle: http://wirtschaft-querschuss.blogspo...ak-mensch.html

Auszug aus der unten genannter Quelle:
Die Primärenergieträger Öl und Erdgas haben heute einen 60%igen Anteil am Energieverbrauch! Die gigantischen globale Transportkette von Rohstoffen, Halb- und Fertigprodukten beruht auf Öl! Bis zu 72% des Ölverbrauches weltweit verschlingt der globale Transport und der Individualverkehr!

Auch die heutige Nahrungsmittelerzeugung ist lediglich eine Folge des massiven Einsatzes von Öl und Gas (Maschinen, Dünger und Pflanzenschutzmittel). Wenn man davon ausgeht, dass die gesteigerte Tragfähigkeit des Planeten lediglich auf die Nutzung von Erdöl zurückzuführen ist und es auf lange Sicht keinen Ersatz dafür gibt, muss die Tragfähigkeit des Planeten mit der Erdölproduktion auch wieder abnehmen.

Die zukünftige Energiekrise, gepaart mit einer Nahrungsmittelkrise findet schon heute in der weltweiten Getreideproduktion seinen Niederschlag. Diese konnte in den letzten sechs Jahren nicht mehr die Nachfrage befriedigen und die Reserven fielen von 130 Tagen, dem Hoch von 1986, auf 53 Tage im Jahr 2007 (Die Reserve ist das, was an dem Tag übrigbleibt, an dem die neue Ernte eintrifft).
Der Run auf Biotreibstoffe verschärft die Situation!

Reloaded: "Globale Nahrungsmittelkrise" "Neue Rekordpreise und Hunger für die Dritte Welt" "Weizenpreise explodieren" "Kalorien für Spritfresser"

Wenn die künstlich gesteigerte Tragfähigkeit durch Öl und Gas wieder abnimmt und wahrscheinlich unterhalb des ursprünglichen Niveaus endet, muss die Weltbevölkerung auch wieder abnehmen. Die tragbare Menschenpopulation ohne Erdöl liegt bei etwa 1,5 – 2,5 Mrd. Menschen. In ca. 20 Jahren könnten bereits jährlich etwa 200 Mio. Menschen mehr sterben, als geboren werden. Wenn dieses Szenario auch nur ansatzweise stattfände, wird nichts mehr so sein wie heute.


Grafik in groß: http://i129.photobucket.com/albums/p...f?t=1209498795
Quelle: http://wirtschaft-querschuss.blogspo...ak-mensch.html

Weiter steht in der o. g. Quelle (Auszug):

„Eine Gesellschaft, die an dem Punkt angekommen ist, kann nicht mehr einfach ihre bisherigen Errungenschaften bewahren, also ihren Grenzertrag ohne weitere Verschlechterung des Status Quo zu erhalten. Komplexität ist eine Problemlösungsstrategie. Jede Gesellschaft kann praktisch mit unendlich vielen Problemen unterschiedlichster Natur konfrontiert werden. Wenn daraus dann notwendigerweise Belastungen entstehen, müssen neue organisatorische oder wirtschaftliche Lösungen entwickelt werden, was normalerweise die Kosten zunehmen und den Grenzertrag abnehmen lässt. Die marginale Rendite von Investitionen in Komplexität wird entsprechend ebenfalls schlechter, zuerst ganz allmählich, dann aber immer schneller. An diesem Punkt erreicht eine komplexe Gesellschaft ein Stadium, an dem sie zunehmend Gefahr läuft, gänzlich zusammenzubrechen.....Für das moderne Industriezeitalter galt: wenn man die Energiekosten leicht und mühelos tragen kann, braucht man kaum noch auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu achten. Die fossilen Energieträger machten den Industrialismus und seine Folgen (wie z.B. die Naturwissenschaften, das Verkehrswesen, die moderne Medizin, die Beschäftigungsverhältnisse, das Konsumdenken, den Hochtechnologie-Krieg und die gegenwärtigen politischen Organisationen) zu einem Problemlösungssystem, dass mehrere Generationen lang aufrechterhalten werden konnte.“

Für die modernen Industriegesellschaften gilt das Gesetz vom abnehmenden Ertrag aber ebenso, wie der Abbau fossiler Brennstoffe zeigt. Die ersten Investitionen in Erdölbohrungen lieferten noch fantastische Gewinne, aber die größten und produktivsten Ölfelder wurden in den 60er Jahren gefunden.


>Das Gap zwischen Ölfunden, (Höhepunkt in den 60ern) und Ölförderung wird sich schließen, Quelle Grafik: Oilcrisis.com <

Seitdem erhöht sich die Energiemenge, die verwendet werden muss um ein Barrel Öl aufzufinden und zu fördern, immer mehr. Höhepunkt ist der heutige kanadische Ölsand, wo das Öl unter einer katastrophalen CO2-Bilanz dem Sand entzogen wird. Ein Barrel ist nötig, um 2 Barrel Öl aus dem Ölsand zu gewinnen. Das sogenannte ERoEI, Energy Return on Energy Input bei der Ölförderung verschlechtert sich rapide.

Ein weiterer Punkt für die steigenden Investitionskosten in den Erhalt der heutigen Komplexität ist der Klimawandel. Die Kosten für die Schäden aus Hurrikans, Überschwemmungen und Dürren erhöhen sich dramatisch, ohne dass diese Kosten auch nur einen Beitrag zur Problemlösung leisten!

Als Resümee seines Buches schlussfolgert Tainter dann auch richtigerweise: „Auch wenn wir uns gerne für etwas Besonderes in der Weltgeschichte halten würden, so steht doch absolut fest, dass Industriegesellschaften denselben Grundsätzen unterliegen, die bereits zum Kollaps früherer Gesellschaften geführt haben.“

Als signifikantes Beispiel der Geschichte: Die Bevölkerung der Stadt Rom fiel von über 1 Million Einwohner im Jahr 100 unserer Zeitrechnung auf 40000 (4%) im Jahr 1100 ab. (Ergänzung von mir: 40000 sind 4% von 1 Million)

Ertragsgesetz: ist eine Theorie aus der Volkswirtschaftslehre. Es beschäftigt sich mit der Frage, wie sich die Effizienz eines Wertschöpfungsprozesses entwickelt, wenn nur ein variabler Produktionsfaktor erhöht wird, die anderen aber gleich bleiben. Der Mehreinsatz eines Produktionsmittels bei Konstanz der übrigen Produktionsfaktoren bringt zuerst zunehmende Ertragszuwächse (Grenzerträge oder Grenzprodukte), dann von einer bestimmten Einsatzmenge an abnehmende und schließlich sogar negative Grenzerträge!

"Im Jahre 1859 entdeckte die Menschheit in ihrem Keller eine riesige Schatzkiste. Es waren dies Öl und Gas, phantastisch billige und leicht nutzbare Energiequellen. Wir, zumindest einige von uns, taten das, was jeder tun würde, der in seinem Keller einen Schatz entdeckt - nämlich auf den Putz hauen, und so haben wir dann mit großem Vergnügen diesen Schatz verjubelt." Kenneth E. Boulding


> Das enge Zeitfenster des Ölbooms in der Geschichte unserer christlichen Zeitrechnung (post Christum natum)! <

Lesenswert und ein Thema vertiefender Link von Paul Chefurka: Peak Oil, Carrying Capacity and Overshoot: http://www.paulchefurka.ca/Population.html
Sehr interessante Homepage von Paul Chefurka mit weiteren Links zu Artikeln: http://www.paulchefurka.ca/

Ein Buch:


The Collapse of Complex Societies
(New Studies in Archaeology)
von Joseph Tainter (Autor)

Taschenbuch: 260 Seiten
Verlag: Cambridge University Press; Auflage: Reprint (Mai 1990)
ISBN-10: 052138673X
ISBN-13: 978-0521386739
Größe und/oder Gewicht: 24,6 x 17,2 x 1,4 cm
EUR 26,99
http://www.thalia.de/shop/tha_homest...ml?jumpId=2842
http://www.amazon.com/Collapse-Compl...pr_product_top


Energy in Nature and Society: General Energetics of Complex Systems (Taschenbuch)
von Vaclav Smil (Autor)
ab EUR 22,43
512 Seiten
Verlag: Mit Pr (1. Februar 2008)
ISBN-10: 0262693569
ISBN-13: 978-0262693561
Größe und/oder Gewicht: 22,8 x 20,2 x 2,6 cm
Synopsis
This is a comprehensive, systematic, analytically unified, and interdisciplinary treatment of energy in nature and society, from solar radiation and photosynthesis to our fossil fuelled civilization and its environmental consequences."Energy in Nature and Society" is a systematic and exhaustive analysis of all the major energy sources, storages, flows, and conversions that have shaped the evolution of the biosphere and civilization. Vaclav Smil uses fundamental unifying metrics (most notably for power density and energy intensity) to provide an integrated framework for analyzing all segments of energetics (the study of energy flows and their transformations). The book explores not only planetary energetics (such as solar radiation and geomorphic processes) and bioenergetics (photosynthesis, for example) but also human energetics (such as metabolism and thermoregulation), tracing them from hunter-gatherer and agricultural societies through modern-day industrial civilization.
Included are chapters on heterotrophic conversions, traditional agriculture, preindustrial complexification, fossil fuels, fossil-fueled civilization, the energetics of food, and the implications of energetics for the environment. The book concludes with an examination of general patterns, trends, and socioeconomic considerations of energy use today, looking at correlations between energy and value, energy and the economy, energy and quality of life, and energy futures.Throughout the book, Smil chooses to emphasize the complexities and peculiarities of the real world, and the counterintuitive outcomes of many of its processes, over abstract models. "Energy in Nature and Society" provides a unique, comprehensive, single-volume analysis and reference source on all important energy matters, from natural to industrial energy flows, from fuels to food, from the Earth's formation to possible energy futures, and can serve as a text for courses in energy studies, global ecology, earth systems science, biology, and chemistry.


Complex Social Networks (Econometric Society Monographs) (Gebundene Ausgabe)
von Fernando Vega-Redondo (Autor), Andrew Chesher (Herausgeber), Matthew Jackson (Herausgeber)

ab EUR 58,92 , ab EUR 24,99
Gebundene Ausgabe: 310 Seiten
Verlag: Cambridge University Press (31. Mai 2007)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0521857406
ISBN-13: 978-0521857406
Größe: 23,2 x 15,8 x 2,2 cm
Synopsis
The book provides a systematic and self-contained account of the fast-developing theory of complex social networks. Social networks are central to the understanding of most socio-economic phenomena in the modern world. The classical approach to studying them relies on a methodology that abstracts from their size and complexity. In contrast, the approach taken in this book keeps complexity at the core, whilst integrating it with the incentive considerations that are preeminent in traditional economic analysis. The treatment starts with a detailed discussion of the basic models that act as 'benchmarks' for the complex-network literature: random networks, small worlds, and scale-free networks, before studying three different forces that underlie almost all network phenomena in social contexts: diffusion, search, and play. Finally, these forces are combined into a unified framework that is brought to bear on the issue of network formation and the coevolution of agents' behaviour and their pattern of interaction.



Catastrophes in Nature and Society: Mathematical Modeling of Complex Systems (Gebundene Ausgabe)
von Rem G. Khlebopros (Autor), Viktor A. Okhonin (Autor), Abram I. Fet (Autor)
EUR 49,99
Synopsis
Many people are concerned about crises leading to disasters in nature, in social and economic life. The book offers a popular account of the causative mechanisms of critical states and breakdown in a broad range of natural and cultural systems - which obey the same laws - and thus makes the reader aware of the origin of catastrophic events and the ways to avoid and mitigate their negative consequences. The authors apply a single mathematical approach to investigate the revolt of cancer cells that destroy living organisms and population outbreaks that upset natural ecosystems, the balance between biosphere and global climate interfered lately by industry, the driving mechanisms of market and related economic and social phenomena, as well as the electoral system the proper use of which is an arduous accomplishment of democracy.


Ein Link:
Die neo-malthusianische Falle (Prometheus meets Malthus)
http://www.lothar-mayer.de/?Bausteine:Neo-Malthus

Geändert von Benjamin (10-09-2011 um 00:57 Uhr)
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