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Alt 12-07-2002, 12:40   #13
arpad
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Für die 28. Kalenderwoche 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
Standard & Poor's droht Polen unverholen mit einer Herabstufung. Beatriz Merino, die zuständige Analystin für die polnischen Staatsschulden, sagte ganz offen, daß Polen mit einer Verschlechterung der Bonität rechnen muß, wenn die Regierung ihr Haushaltsdefizit weiter steigen läßt. Der Abgang von Marek Belka aus dem Amt des Finanzministers wird von S&P negativ bewertet, da Belka für einen Abbau des Haushaltsdefizites gekämpft hatte. Mit dem neuen Finanzminister Grezegorz Kolodko hat der Kapitalmarkt noch keine Erfahrung und kann daher seine nächsten Schritte schwer einschätzen.

Ich bin in Polen nur mit einer Position engagiert, werde aber im kommenden Anleihen-Compass 08-02 deren Chancen und Risiken vor dem oben geschilderten Hintergrund noch einmal abklopfen. Viel weitreichender ist das Risiko, daß die Konvergenzspekulation nun beendet wird. Auch dazu werde ich im kommenden Anleihen-Compass Hintergründe nennen.

Zum Corporate Bond Markt:

Die Verkaufsempfehlung für Vivendi Universal kam genau richtig. Am Donnerstag kündigte S&P an, daß sie Schritte zur Refinanzierung des Unternehmens genau beobachte und von einem schnellen Erfolg oder Mißerfolg das neue Rating abhängig mache. Aktuell werden die Schulden von Vivendi Universal mit "BBB-" und einem negativen Ausblick eingestuft. S&P droht damit, das Rating um mehrere Stufen zu senken, wenn zeitnah keine Lösung gefunden wird. Die aktuelle Kreditlinie von 1 Mrd. Euro ist ein Anfang, aber um die kommenden Verbindlichkeiten in 2002 (2,5 Mrd. Euro) und in der ersten Jahreshälfte 2003 (1,0 Mrd. Euro) zu decken, reicht das nicht aus. Zudem muß Vivendi einen Ersatz für den Brückenkredit der US-Tochter in Höhe von 1,65 Mrd. Euro (Fälligkeit: 10/2002) finden und damit rechnen, daß eine Wandelanleihe im Wert von 1,8 Mrd. Euro mit eigenen Aktien getilgt werden muß. Daß Vivendi Universal auf Junk geht, ist also kaum noch zu verhindern.

Moody's stuft Banco Bradesco ab. Gestern kam die Meldung, daß die Ratingagentur die Bonitätseinstufung von vier brasilianischen Banken für langfristige Verschuldungen in Devisen herabgestuft hat. Die Einstufung für langfristige Verschuldungen im Real war bereits im Vorfeld gesenkt worden und Moody's kündigte gestern nun an, daß der Ausblick auf "negativ" gesenkt wurde, also eine weitere Herabstufung im Bereich des Wahrscheinlichen liegt. Moody's begründete übrigens die Herabstufung damit, daß sie ein steigendes Systemrisiko (System=Brasilien) sieht und die Herabstufung der vier Banken nicht auf deren individuellen Performance beruht.

Genau dies hatte ich befürchtet und Banco Bradesco rechtzeitig vor 10 Tagen zum Verkauf empfohlen. Wer der Empfehlung nicht gefolgt ist, zieht bitte umgehend die Konsequenzen, denn eine schnelle Trendwende ist nicht zu erwarten.

Wird Repsol YPF verstaatlicht? Dieses Worst-Case Szenario wird momentan an den Märkten diskutiert. Die spanische Repsol, Europas fünftgrößter Energiekonzern, hatte sich mit der Übernahme der argentischen YPF ein erhebliches Exposure in Südamerika ans Bein gebunden. Nun droht die Situation zu eskalieren. Die argentische Regierung hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach auf die Energiekonzerne eingeprügelt. So wurden hahnebüchene Forderungen gestellt, nach dem Motto: "Ihr habt in den vergangenen Jahren gutes Geld verdient, davon wollen wir jetzt etwas abhaben". Dementsprechend ist die Diskussion, ob Argentinien zum letzten Mittel greift und die ausländischen Eigentümer durch Enteignung, oder anders gesagt durch Diebstahl, aus dem Land jagt, nicht gänzlich aus der Luft gegriffen.

Ich trenne mich von Tower Automotive. Der Kurs ist auf dem Niveau ausgereizt und das kommende Quartalsergebnis wird aller Voraussicht nach schlechter als erwartet ausfallen. Das warte ich nicht ab, sondern nehme meine Gewinne mit und gehe. Die Wandelanleihe hat seit vergangenem September eine Performance von 21,92% erzielt, was einer theoretischen Jahresrendite von 25,38% entspricht.


Quelle:Fm Research
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arpad
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