Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 21-05-2008, 22:38   #28
Benjamin
TBB Family
 
Registriert seit: Mar 2004
Beiträge: 10.374

Klimageschichte Mitteleuropas. 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen (Gebundene Ausgabe)
von Rüdiger Glaser (Autor)
ab EUR 36,52
Gebundene Ausgabe: 264 Seiten
Verlag: Primus Verlag; Auflage: 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. (April 2008)
Sprache: Deutsch
Vor dem Hintergrund immer neuer Meldungen von klimatischen Katastrophen, Hochwasser- und Dürreperioden über den Treibhauseffekt bis zum Ozonloch stellt sich die Frage, ob die erschreckenden Klimaereignisse unserer Zeit tatsächlich Ausdruck einer klimatischen Veränderung sind oder nur auf Grund der dichter gewordenen Medienberichterstattung von uns verstärkt wahrgenommen werden. Für eine verlässliche Analyse ist das Wissen über die Klimaereignisse der Vergangenheit von essenzieller Bedeutung. Rüdiger Glaser schließt mit seinem Buch eine Wissenslücke und stellt erstmals für Mitteleuropa einen umfangreichen Überblick über das Klimageschehen der vergangenen 1000 Jahre vor. Im ersten Teil seines Buches werden Grundlagen, Quellen und Methoden der historischen Klimaforschung vorgestellt. Dieser Zweig der Klimatologie befasst sich mit der Rekonstruktion klimatischer Abläufe vor Beginn der amtlich standardisierten Klimamessung und stellt somit eine Schnittstelle zwischen den Geschichts- und den Naturwissenschaften dar. Neben direkten Klimahinweisen bedient sie sich so genannter Proxydaten. Das sind beispielsweise Baumringe oder Ertragsangaben von Wein, Getreide und Heu. Im zweiten Teil des Buches beschreibt Glaser den Verlauf von Niederschlag und Temperatur seit dem Jahr 1000. Auf einzelne Themenkreise wie Stürme, Überschwemmungen und Gewitter geht er dabei gesondert ein. Wenngleich es sich bei dem Buch um ein Fachbuch handelt, so ist es dennoch für den interessierten Laien geeignet und verständlich. Besonders eindrucksvoll sind Passagen über die Landverluste an der Nordfriesischen Küste durch Sturmfluten und Glasers Anmerkungen über den „Mythos“ Klima. So galten extreme Wetterlagen in der Vergangenheit, aber auch noch heute, häufig als Ausdruck göttlichen Zorns, und ein Hagelunwetter konnte als Konsequenz Hexenverbrennungen nach sich ziehen. Je weiter man liest, desto deutlicher wird, wie viel zeitaufwendige und sorgfältige Recherche der Entstehung des Buches vorausgegangen ist. Zahlreiche Abbildungen und Originalzitate aus verschiedensten Quellen machen die Lektüre interessant und abwechslungsreich. Da Glasers Untersuchungen einen wichtigen Schritt zum weiteren Verständnis unserer Umwelt darstellen, ist sein Buch nachdrücklich zu empfehlen.

Rezension:
Wer kennt sie nicht, die Dauerbrenner wie Treibhauseffekt, Global Warming oder Klimakatastrophe! Orkan Lothar, die Hochwässer der letzten Jahre und dann der viel zu milde Winter sind uns alle noch gut im Gedächtnis. Sind dies die definitiven Beweise für den Klimawandel?
Da kommt so ein Buch gerade recht. 1000 Jahre Klima. Was sagt uns das? Nach den hier präsentierten Ergebnissen gab es schon immer ein zu kalt, zu warm, zu trocken, zu naß. Auch die Wetterkapriolen und Katastrophen sind an sich nichts neues. Glaubt man den Aussagen, dann müssen wir einfach von einer viel stärkeren Veränderlichkeit des Klimas ausgehen. In der Zusammenschau kommt der Autor dann aber zu dem Schluß, dass es die letzten 1000 Jahre noch nie so warm war wie heute, dies gilt vor allem für die letzten 50 Jahre. Und damit muß man aufhorchen und dieses Buch lesen. Was uns der Autor hier bietet ist zunächst der Einblick in die Werkstatt. Wie macht man so eine Wetterrückschau? Da werden Archive heimgesucht, Bilder ausgewertet und Baumringe analysiert. In über 10 Jahren hat der Autor eine Klimadatenbank zusammengetragen, die in Mitteleuropa einmalig ist. Dann folgt eine katalogartige Aufzählung von Einzelereignissen der letzten 1000 Jahre, was an sich schon eine Wahnssinnsarbeit ist. Echte Hämmer sind dabei, wie das extrem heiße Jahr 1540 oder die Ereignisse von 1783 und 1784. Was mir besonders gefällt ist der immer wieder eingeflochtene Bezug auf die Menschen, vor allem auf das, was wir heute Katastrophenmanagement nennen würden. Dann erfahren wir auch welche grausamen Folgen einzelne Hagelschauern beispielsweise auf Hexenverfolgungen hatten, oder wie Heuschreckeneinfälle und Hungersnöte gewütet haben. Schließlich werden die einzelnen Themen wie Hochwässer, Sturmfluten und Gewitter behandelt.

Alles ist verständlich geschrieben, wirklich gut mit vielen farbigen Abbildungen versehen und wer möchte, der kann sich nicht nur sein Lieblingsjahr raussuchen, sondern in dem umfangreichen Ortsregister auch gleich noch nach seiner Gegend suchen. Eine einzigartige Arbeit, die alle angeht, denen unser Klima nicht egal ist.

Rezension 2:
Kalt, warm, trocken, naß, Wind, Sturm, mehr steht nicht in diesem Buch. Auf Vegetationsänderungen infolge Klimaänderungen wird nicht eingegangen. Langweiliger und Informationsärmer kann ein Buch nicht sein.
Besser wäre gewesen Landwirte, Bauern, Gärtner und Weinbauern hätten an diesem Buch mit gewirkt, dann hätte das Mitteldeutsche Klima jetzt wenigstens ein Gesicht. Für mich ist dieses Buch nichtssagend, ein langweiler ersten Ranges, da es keine Informationen zu den klimatischen Auswirkungen auf die Natur liefert. ZB. wie gingen in der kleinen Eiszeit die Weinanbaugebiete in Deutschland zurück usw. usf..
Benjamin ist offline   Mit Zitat antworten