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Alt 25-02-2004, 15:53   #450
PC-Oldie-Udo
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Franz Beckenbauer verschont Kahn nicht
Spanien Presse nimmt Oliver Kahn auf die Schaufel: "Er ging wie eine alte, schwangere Frau zu Boden"

Redet nicht um den heißen Brei: Franz Beckenbauer.




München - Aus der Mannschaft kam kein Vorwurf, sogar die entzauberten Stars von Real Madrid äußerten Mitgefühl statt Häme - nur Franz Beckenbauer kannte kein Pardon mit dem gefallenen Helden. "Ich kann nur hoffen, dass der Oliver Kahn in Madrid so gut hält, dass er den Fehler wieder gut macht", sagte ein verärgerter "Kaiser" nach dem unglücklichen 1:1 im Aufeinandertreffen eines wie verwandelt aufspielenden FC Bayern München im Achtelfinal-Hinspiel der Fußball-Champions-League mit den Madrilenen.

Ausgerechnet in seinem ersten Spiel nach dem Torwart-Streit mit seinem Nationalmannschafts-Rivalen Jens Lehmann leistete sich Kahn den gröbsten Fehler in zehn Dienstjahren beim Rekordmeister. Wie ein geprügelter Hund schlich er vom Platz, pfefferte seine Torwart-Handschuhe an der Strafraumgrenze auf den Rasen, schleuderte die Kapitänsbinde zu Boden und flüchtete aus dem Münchner Olympiastadion.

Kahn nachdenklich

Erst am Tag nach dem "Blackout", der fatal an den Fehlgriff im WM-Finale 2002 gegen Brasilien erinnerte, stellte sich ein nachdenklicher und trauriger Kahn den Medien und gab seinen Teamkollegen ein Versprechen für das Rückspiel in zwei Wochen: "Das Spiel in Madrid muss ich alleine gewinnen." Kahn suchte keine Ausreden für den Anfängerfehler beim 30-m-Freistoß von Roberto Carlos, als er behäbig zu Boden fiel und den Ball praktisch selbst ins Netz bugsierte: "Wenn dieses Tor zum Ausscheiden führt, übernehme ich die volle Verantwortung."

Kahns Welt ist vorerst aus den Fugen geraten. Und das an einem Abend, an dem die des FC Bayern vor 59.000 begeisterten Zuschauern kurz davor war, wieder heil zu werden. "Das 1:1 ist ein geschöntes Ergebnis für Real Madrid", kommentierte Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge nach der "besten Saisonleistung" (Manager Uli Hoeneß).

Hitzfeld: "Haben Real das Fürchten gelehrt"

Vielleicht können ein Weltklasse-Kahn und ein auch in 14 Tagen wieder am Limit spielendes Bayern-Team das "Wunder von Madrid" schaffen. "Es ist noch nichts verloren. Wir haben auch Real das Fürchten gelehrt", erklärte Trainer Ottmar Hitzfeld kämpferisch. Rummenigge verbreitete ebenfalls Zuversicht: "Vor dem Spiel hatte ich unsere Chancen mit zehn Prozent beziffert, jetzt sind es 40 Prozent." Er glaubt weiterhin an Kahn: "Er hat uns schon so viel gewonnen, er wird uns auch das Spiel in Madrid gewinnen, davon bin ich überzeugt."

Den Superstars von Real Madrid war nach ihrer glanzlosen Vorstellung die große Erleichterung, die ihnen der Kahn-Patzer beschert hatte, deutlich anzumerken. Trotz der günstigen Ausgangslage gaben sich die "Königlichen" beinahe kleinlaut. "Wir haben richtig Glück gehabt", gestand Zidane. "Es ist noch längst nicht geschafft. Bayern ist ein starkes Team. Wir haben erst Halbzeit", betonte Beckham, der in der ersten Hälfte von Ballack rüde gefoult worden war. "Es wird in zwei Wochen wieder eine neue Schlacht geben", kündigte der englische Team-Kapitän an.

"Danke, Alter!"

Für die um deutliche Worte nicht verlegene spanische Presse gab der DFB-Teamgoalie nach seinem Fehler die perfekte Zielscheibe ab. "Weine nicht, Kahn", spottete "Marca", nach dem "galaktischen Gefallen" ("El Pais"). "As" schrieb gar: "Er ging wie eine alte, schwangere Frau zu Boden. Danke, Alter! Ausgerechnet der alte Kahn, der gehasste, hässliche und unsympathische Feind, bereitet Real die einzige Freude des Abends."

Ähnlich unschmeichelhafte Schlagzeilen hätten ohne das Ausgleistor auch dem die meiste Zeit uninspiriert und sogar gehemmt wirkenden Madrider Spitzenensemble gedroht. "Das ist noch das Beste, was wir uns nach unserer Leistung hätten wünschen können", gestand auch Trainer Carlos Queiroz seine Erleichterung über das Remis ein. Von galaktischem Zauber der in München mit großem Trubel empfangenen Spanier war nichts zu sehen.

Ronaldo etwa stach nur durch seine extrem schwache Leistung hervor. "Als Trainer habe ich eine Fürsorgepflicht. Ronaldo hätte ich rausgenommen, er wäre fast eingefroren", lästerte Ex-Rapid-Teamchef Lothar Matthäus als TV-Experte.

Lehmann erwischte es besser

Während Kahn mit seinem Fehler die Negativ-Schlagzeilen auf seiner Seite hatte, steht Erzrivale Lehmann mit Arsenal nach dem 3:2 auswärts gegen Celta de Vigo (erster Europacup-Sieg der "Gunners" auf spanischem Boden) schon mit einem Bein im Viertelfinale.(APA)

http://derstandard.at/?id=1580733
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Udo

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