Thema: Silber
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Alt 29-05-2011, 20:07   #961
Franki.49
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Wo sollte das Gold-Silber-Verhältnis wirklich liegen?

Veröffentlicht am 28.05.2011 10:50:00 Uhr von Steve Saville

Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 22. Mai 2011 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Der Goldpreis wird in einem solchen Ausmaß von der Investitionsnachfrage/ monetären Nachfrage dominiert, dass für die mittelfristige bis langfristige Preisentwicklung nichts anderes ausschlaggebend ist. Die Investitionsnachfrage/ monetäre Nachfrage ist vielleicht auch die wichtigste Triebkraft für den Silberpreistrend, obwohl im Fall des Silbers auch die industrielle Nachfrage bedeutend ist. Zudem haben Angebotsschwankungen aus dem Bergbau gewisse Auswirkungen auf den Silbermarkt, da - anderes als beim Gold - die jährlich im Bergbau neu produzierten Silbermengen nicht trivial sind, setzt man sie zu den bereits oberirdisch existierenden Metallbeständen ins Verhältnis.

Da die jährlichen Veränderungen der Angebotsmengen aus dem Bergbau unwichtig für den Goldpreis sind und auch für den Silberpreis bei weitem nicht der wichtigste Faktor, muss man sich fragen, warum einige Analysten meinen, das Gold-Silber-Verhältnis müsse doch eigentlich die relative Seltenheit beider Metalle hinsichtlich der im Boden vorkommenden Mengen widerspiegeln. Wir wissen es nicht; auf jeden Fall ist es kein stichhaltiges Argument.

Ein weiteres gängiges Argument, das unserer Ansicht nach nicht stichhaltig ist: Das Gold-Silber-Verhältnis müsse bei 16:1 liegen, weil es vor hundert Jahren für hunderte von Jahren so war. Tatsache ist, dass es aufgrund von technologischen Veränderungen und Veränderungen im Geldsystem zu permanenten Veränderungen bei den relativen Werten verschiedener Rohstoffe sowie verschiedener Investitionen kommt. Ein Beispiel: Als die monetäre Inflation noch durch den Goldstandard gehemmt wurde, lag die durchschnittliche Rendite am Aktienmarkt immer höher als die durchschnittliche Rendite langlaufender Anleihen; aber die Abkopplung von der offiziellen Goldbindung, zwischen 1934-1971, hat dieses Verhältnis verändert.

In einer Welt, wo Staaten und Zentralbanken nach Belieben inflationieren können und auch inflationieren, wird der Aktienmarkt fast immer weniger abwerfen als der Anleihemarkt, weil Aktien eine Art eingebauten Schutz gegenüber Inflation haben. Eigentlich wollen wir damit zeigen, dass das Verhältnis zwischen Gold und Silber für Zeiten, in denen beide Metalle offizielles "Geld" waren, nichts darüber aussagen kann, wo sich das Verhältnis heute bewegen sollte, denn keines dieser Metall wird heute offiziell als Geld genutzt und eines dieser Metalle (Silber) verfügt zudem noch über eine bedeutende industrielle Nachfragekomponente.

Die aktuelle Konfiguration des Weltwährungssystems geht auf den Anfang der 1970er zurück, als die letzte offizielle Bindung zwischen Gold und dem US-Dollar gekappt wurde. Und das heißt wohl, dass wir die relative Entwicklung zwischen Gold und Silber seit Anfang der 1970er heranziehen können, um festzustellen, was normal und was möglich ist. Bezugnehmend auf den unten folgenden Chart soll hier eine Zusammenfassung der Entwicklungen für diesen Zeitraum gegeben werden:

a) In den 1970er Jahren verbrachte das Gold-Silber-Verhältnis den größten Teil der Zeit in einer Spanne zwischen 30 und 40. In Folge der enormen Akkumulierung physischen Silbers durch die Hunt Brothers brach das Verhältnis jedoch während der zweiten Hälfte des Jahres 1979 nach unten aus.

b) Im Januar 1980 fiel das Verhältnis bis auf 16:1, kehrte dann jedoch wieder im Handumdrehen zur 40 zurück, als die von der Rohstoffbörse durchgesetzten Regeländerungen die mit starken Hebeln spekulierenden Hunt Brothers in finanzielle Probleme stürzten.

c) Während der zweiten Hälfte der 1980er tendierte das Verhältnis nach oben, da sich die wirtschaftliche Situation der US-Unternehmen abschwächte. Das Verhältnis erreichte seinen Höchststand Anfang der 1990er parallel zu einer ausgewachsenen Finanzkrise, die fast zum Zusammenbruch einiger der größten US-Banken führte.

d) Im Verlauf der 1990er wies das Verhältnis eine sinkende Tendenz auf, da sich die Banken (mit Hilfe der Fed) erholten und Finanzanlagen im Aufwärtstrend waren.

e) Ab den späten 1990ern bis Anfang dieses Jahres oszillierte das Verhältnis zwischen 45 und 80, wobei 80 in der Nähe der Höhepunkte von Finanzkrisen erreicht wurde (Anfang 2003 und Ende 2008) und 45 in Folge allgemein hoher Zuversicht bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung.

f) In Februar dieses Jahres durchbrach das Verhältnis seine langfristige Spanne nach unten und bewegte sich rasch in den Bereich von 30. Dieser gewaltige Preissprint bei Silber, der zu diesem starken und schnellen Sinken des Gold-Silber-Verhältnisses führte, wurde durch die offen zu Tage getragene bullische Haltung eines finanzstarken Spekulanten (Eric Sprott) und verschiedene Gerüchte angetrieben, zu denen auch Gerüchte von Silberknappheiten und der Auflösung eines Komplotts zählten (angeführt von JP Morgan), mit dem der Silberpreis gedrückt wurde.

g) Der parabolische Fortschritt der Silberpreise endete genauso, wie jede ähnliche, bisher erlebte Episode endete - mit einem Preiseinbruch. Das Verhältnis ist seither wieder auf 40 gestiegen.




Die Entwicklung des Gold-Silber-Verhältnisses während der vergangenen 40 Jahre legt nah, dass eine Spanne zwischen 40 und 50 als normal gelten kann, wobei für Bewegungen über die Spanne hinaus Finanzkrisen und/ oder große Probleme innerhalb des Bankensektors und für Bewegungen über das untere Ende der Spanne hinaus wilde Spekulationen mit Fokus auf Silber notwendig sind.


Steve Saville
www.speculative-investor.com

http://www.goldseiten.de/content/kol...?storyid=16304


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